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Eine Handvoll Jugendlicher dreht nachts an einem Bahnhof einen Amateurhorrorfilm, als plötzlich ein Auto vor einen Zug fährt und diesen entgleisen lässt. Sie sehen, dass irgendein Lebewesen aus einem Container entkommen kann, verlassen dann aber schnell die Unfallstelle, weil das Militär anrückt. Plötzlich beginnen sich mysteriöse Ereignisse in ihrer Kleinstadt zu häufen, so verschwinden Hunde, Automotoren und schließlich auch Menschen, während das Militär die Stadt förmlich besetzt und auch gegenüber der Polizei nicht preisgibt, was eigentlich vor sich geht.

Momentan wird im Kino vieles immer größer, schneller, bombastischer, heroischer und darüber hinaus in 3D umgesetzt. Comic-Verfilmungen und Fantasyproduktionen mit immer höheren Budgets und schwankender inhaltlicher Qualität drücken sich die Klinke in die Hand, erfolgreiche Formate werden darüber hinaus Sequel für Sequel erweitert, bis sie auch der letzte nicht mehr sehen kann. So bleiben zwischen "Transformers 3", "Green Lantern", "Fluch der Karibik 4", "Harry Potter 7.2" und "Twilight" des Öfteren Charaktere, Emotionen, Herz und Nostalgie auf der Strecke. Ein Mangel, den man J. J. Abrams, der zuletzt unter anderem mit "Star Trek" gute Arbeit ablieferte, bei "Super 8" nicht anlasten kann.

Es sind nicht nur die Kulisse und die Requisiten, die Musik und die Anspielungen auf historische Ereignisse, die hier Nostalgie aufkommen lassen, es ist die gesamte Machart von Abrams Film. Die Gruppe der Jugendlichen, die mit übergroßen Brillen und Zahnspangen daherkommen und sich nachts aus dem Haus schleichen, wirken praktisch den "Goonies" oder "Stand by me" entlaufen, was auch für die Dialoge gilt. Auch die Parallelen zu "E.T." sind überdeutlich, daher dürfte es Abrams auch nicht allzu schwer gefallen sein, Spielberg für sein Projekt zu begeistern, das letztlich mit einem vergleichsweise geringen Budget auskommt.

Abrams zeigt, und auch dies hebt "Super 8" von den aktuellen Blockbustern ab, wenig Action, fast kein Blut und über weite Strecken nicht allzu viel vom Monster, sodass der Film geheimnisvoll und undurchsichtig bleibt. Mit düsteren, edlen Bildern, ein paar wohldosierten Schockeffekten und der über weite Strecken unkalkulierbaren Story, die immer mysteriösere Züge annimmt, weiß "Super 8" durchweg gelungen zu unterhalten und lebt von seiner gespannten Atmosphäre, die bis zum Schluss aufrecht erhalten wird.

Und auch die Charaktere überzeugen voll und ganz. Die Jugendlichen, die den Film über weite Strecken zu tragen vermögen, wenn das Monster mal eine Pause einlegt, sind sympathisch konstruiert und verleihen dem Film einen liebenswerten Charme. Sie taugen vor allem deshalb als Helden des Films, weil sie keine sind, weil sie Schwächen mitbringen, weil sie Fehler machen, sich mitunter kindisch und naiv verhalten, aber dennoch Mut zeigen und vor allem am Ende über sich hinauswachsen. Auch der Subplot rund um den Deputy, der nach dem Tod seiner Frau im Stahlwerk mit seinem Sohn und seinem stressigen Beruf ein wenig überfordert zu sein scheint, überzeugt durchaus und nimmt zum Ende hin immer emotionalere Züge an. Dann wäre da noch die gefühlvolle Liebesgeschichte rund um den Sohn des Deputys, die nicht zu aufdringlich oder kitschig, sondern angenehm zurückhaltend erzählt wird.

Ach ja: Gut gespielt ist das Ganze ebenfalls, auch wenn letztlich fast gar nicht auf erfahrene Darsteller zurückgegriffen wird, besonders die Jugendlichen werden glaubhaft und sympathisch verkörpert. Stringent erzählt und sehr gut gefilmt, überzeugt "Super 8" auch auf handwerklicher Ebene. J. J. Abrams zeigt hier, dass er definitiv ein sehr guter Filmemacher ist und nicht nur als Drehbuchautor taugt. Man merkt dem fertigen Produkt seine Liebe zum Film, seinen Spaß am Projekt an, nicht umsonst dürfte er die Jugendlichen, die vieles für ihren Amateurfilm auf sich nehmen, so konstruiert haben.

Man kann letztlich bemängeln, dass das Ende nicht ganz ins Bild passen will und vielleicht etwas rührselig ausfällt. Mit der Logik nimmt es Abrams darüber hinaus auch nicht allzu genau, erhebt aber auch nicht den Anspruch hier alles erklären zu wollen, aber dies lässt sich ebenfalls verschmerzen. "Super 8" ist mit seinen Stärken und den überschaubaren Mängeln damit ein guter, ein ansehnlicher Film geworden, vielleicht auch ein moderner Klassiker, aber kein Meisterwerk. Denn der sympathische, liebenswert nostalgische Film ist kein herausragender Film geworden, es fehlen die ganz großen Szenen, Ideen und Momente, aber die braucht er im Endeffekt auch gar nicht.

Fazit:
"Super 8" weiß mit seinen sympathischen Charakteren, seiner liebenswerten, nostalgischen Machart und seiner gespannten Atmosphäre durchweg zu unterhalten und beweist, dass ein Film mit guter Geschichte auch ohne die ganz großen Effekte auskommt. Er ist eine Hommage ans Kino der Siebziger und Achtziger, aber dennoch eigenständig und sei jedem empfohlen, der mal eine Abwechslung zu Blockbustern aus dem Hause Marvel und Co braucht.

80%  

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