In nur elf Tagen drehte Schauspieler Michael Biehn seinen kleinen Thriller fast in Eigenproduktion, schrieb das Drehbuch, performte selbst tatkräftig mit und schenkte der aktuellen Ehefrau Jennifer Blanc auch gleich die Hauptrolle, - bei einer Vielzahl solcher ähnlich gelagerter Projekte geht das in die Hose, in diesem Fall unterhält das Endergebnis hingegen erstaunlich gut.
Annie (Jennifer Blanc) hetzt durch den Wald und landet beim Einsiedler Kyle (Michael Biehn). Zuvor vergnügte sie sich mit ihrer Freundin und zwei Cops, doch Polizist James (Ryan Honey) nimmt ihre Freundin Mary (Danielle Harris) beim Sex recht hart ran, was mit einem Genickbruch endet. Nun ist es eine Frage der Zeit, bis die beiden Cops an der Hütte von Kyle aufkreuzen…
Zwar ist der Plot recht simpel gestrickt, doch bereits recht früh wird die Handlung von Flashbacks durchkreuzt, welche mal mehr oder weniger spannend die Vorgeschichte präsentieren. Figurentechnisch bringt das nicht viel, das Tingeltangel der beiden Go-Go-Tänzerinnen gestaltet sich eher redundant, während die Geschehnisse im Wald ein ums andere Mal auf eine falsche Fährte locken könnten. Denn lange Zeit ist nicht ersichtlich, ob die Mordgeschichte überhaupt wahr ist, ob dem Eremiten zu trauen ist und ob nicht vielleicht sogar Annie die eine oder andere Leiche im Wald verbuddelt hat.
Biehn agiert wie gewohnt recht stark, erscheint während der kurzen Bettszene mit seiner Ehefrau nach wie vor durchtrainiert, aber auch Michelle Blanc hat ihre sehr überzeugenden Momente, in denen sie fast wie eine junge Meryl Streep daherkommt.
Nicht zu verachten ist allerdings auch der Part von Ryan Honey, der den schmierigen und arroganten Cop ansatzweise mit dämonischer Bösartigkeit verkörpert, doch auch sein Kollege Denny Kirkwood spielt solide, zumindest nimmt man ihm die Unentschlossenheit zwischen Gewissenhaftigkeit und Verschleierungstaktik ab.
Indes verläuft das Katz und Maus Spiel recht planmäßig und auch wenn zunächst einige falsche Fährten gestreut werden und der Nebenhandlungsstrang mit mehreren vermissten Frauen bereits im Vorfeld auf einen Twist hindeutet, so wirkt der nicht ganz eindeutig endende Showdown in seiner Art doch relativ deutlich.
Da hätte es zwischendurch noch einige Verwirrungen mehr benötigt, um am Ende die zündende Überraschungskeule hervorzukramen.
Dennoch kann sich das Endergebnis einigermaßen sehen lassen, denn für die kurze Drehzeit und dem geringen Budget arbeitet die Kamera grundsolide, der Score ist nuanciert, Farbgebung und Belichtung der Nachtszenen gehen in Ordnung und auch die sehr wenigen Gewalteinlagen fallen überzeugend und in einem Fall sogar recht derb aus.
Letztendlich hält die ordentliche Dramaturgie die simple Handlung zusammen, ein wenig Action ist gegen Ende auch noch zu verzeichnen und nur wer im Endeffekt bahnbrechende Twists erwartet dürfte folgerichtig enttäuscht werden.
Ein völlig okayer Thriller mit solidem Unterhaltungswert, ein paar spannenden Szenen und gut aufspielenden Mimen.
6 von 10