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Vier Mitglieder der Social Network-Plattform "All2gethr.com" haben ein gesponsertes Preisausschreiben gewonnen und dürfen nun mit einem Privat-Jet einen Wochenend-Trip ins schöne New York unternehmen. Nachdem Jo, Max, Dave und Gwen ihre Handys abgegeben haben, erwartet sie an Bord des Flugzeugs ein ganz besonderes Entertainment-Programm: Bei einem Online-Spiel während des Fluges müssen sie als Kandidaten unangenehme Fragen beantworten, die sich auf ihre "All2gethr.com"-Profile beziehen. Als ihnen die Antworten schließlich etwas zu sehr ins Persönliche gehen und sie ihre weitere Mitwirkung verweigern, meldet sich der ominöse "Alligator" zu Wort, der den Passagieren noch mal mit Nachdruck die Teilnahmebedingungen vor Augen führt, denen jeder vor Abflug zugestimmt hat… natürlich, ohne sie sich zuvor genau durchgelesen zu haben. Sollten Jo und die anderen nämlich nicht den Anweisungen ihres Gastgebers genauestens Folge leisten, muss eine Person aus ihrer "All2gethr.com"-Freundesliste dran glauben und die Bagage darf dem Mord auf den installierten Monitoren live beiwohnen. So macht sich aufgrund der ausweglos erscheinenden Situation schnell Panik breit und natürlich dauert es auch nicht lange, bis "Alligator" die armen Schweine dazu aufhetzt, sich gegenseitig umzubringen, um das Überleben ihrer Freunde und Verwandten zu sichern... Chris Crow hat die Zeichen der Zeit erkannt und mit "Panic Button" die Torture-Porn-Variante von David Finchers "The Social Network" abgeliefert, die, im Gegensatz zu vielen anderen Billigfilmchen ähnlicher Couleur, tatsächlich so etwas wie Substanz besitzt und nicht einfach nur ambitionslos die krassen Mord- und Folter-Szenen aneinander klatscht. Quasi Facebook by the way of "Saw" und "Hostel". Nun ja, danke dafür. Wesentlich erfreulicher wäre es allerdings gewesen, wenn das Ganze, mal abgesehen von dem durchaus gut ziehenden Hook, nicht einfach nur ein weiterer kammerspielartiger Horror-Streifen geworden wäre, in dem ein Grüppchen wild zusammengewürfelter Personen auf engstem Raum eingepfercht ist und sich, ganz absehbar, wieder mal irgendwann gegenseitig an die Gurgel geht. Mal abgesehen von einigen wenigen Außen-Aufnahmen zu Beginn und am Ende wird das Set des Flugzeugs nämlich Budget-bedingt über einen Großteil der Laufzeit nicht mehr verlassen und die sich daraus ergebende Monotonie der Location-Wahl (das Jet-Interieur bietet eben nicht viel fürs Auge) wird, ganz anders als eben in "Saw", auch nicht durch ein geschickt intoniertes Rückblenden-Konstrukt aufgelockert. Dabei hat sich Chris Crow bei dem besagten Schocker doch sonst so ziemlich alles abgeguckt, allen voran natürlich den "Jigsaw"-artigen Mega-Psychopathen "Alligator", der als Mastermind hinter den üblen Internet-Spielchen fungiert und hier einen Rache-Plot in die Wege leitet, der ebenso weit hergeholt ist, wie Tobin Bells Machenschaften in der besagten Genre-Franchise... und der letztendlich allerdings noch wesentlich unglaubwürdiger daherkommt und eben darum auch ziemlich schwer zu schlucken ist. Als augenscheinliche Variation eines bekannteren (und viel, viel besser gemachten) Vorbilds sieht man sich ergo spontan dazu verleitet, "Panic Button" permanent mit diesem zu vergleichen, wobei dieses kleine Thrillerchen logischerweise ganz, ganz schlecht wegkommt. Da nützt es dann auch nichts, dass sich die Macher durchaus etwas bei ihrem Film gedacht haben mögen. Die Kommentare, die da zum Thema "Privatsphäre im Netz" abgegeben werden sind nämlich gar nicht mal so daneben, und die Kritik an dem bisweilen viel zu unbedachten und freigiebigen Umgang argloser User mit ihren heiklen Daten und Informationen trifft voll ins Schwarze. Konträr zur gängigen Folter-Porno-Masche, die vorsieht, dass in schönster Nah-Aufnahme satt im Gekröse gewühlt wird, verliert sich "Panic Button" nicht allzu sehr in den graphischen Details der Morde. Aufgrund der harschen, unmittelbaren Video-Ästhetik der kurzen Snuff-Einspieler, die mehr an aktuellere Found-Footage-Vertreter gemahnt, kommt aber dennoch genügen Härte rüber. Die durch die Bank akzeptablen Leistungen der weitestgehend unbekannten Darsteller, deren Performances einen Tick über die gewohnten hysterischen Kreisch-Orgien hinausgehen, werden zudem, wenn überhaupt, lediglich durch die deutsche Synchronisation ein wenig geschmälert, die mal wieder sorgfältiger hätte sein können. Und vom Filmischen her ist die Chose sogar ganz patent gemacht worden, solides B-Klasse-Handwerk ohne grobe Patzer. Im Grunde genommen wären somit eigentlich alle Zutaten für einen etwas aufsehenerregenderen Genre-Beitrag beisammen gewesen... doch dazu hätte das Ganze (trotz einer relativ smarten Grund-Idee) nicht so verdammt sklavisch an "Saw" kleben dürfen. So kann man Chris Crows Film letztendlich nur als gutgemeinte Warnung sehen, im Internet doch besser nicht zu viel Privates von sich preiszugeben… denn sowas könnte sich in der Tat mal rächen und einen in den Arsch beißen (wenn auch vermutlich auf eine weniger drastische Art und Weise als hier geschildert). Kurzum, die Begeisterung hält sich ob des zwiespältigen Endergebnisses in Grenzen (zumal ja auch die Spannung leider nur auf Sparflamme köchelt), aber dafür gibt es immerhin ein paar Denkanstöße... ist ja auch nicht schlecht...

4/10

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