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Was Clint Eastwood im hohen Alter auch als Regisseur anpackt, es scheint in jedem Fall zu funktionieren. Seit „Erbarmungslos“ dreht er fleißig, teilweise altmodische Filme, die ganz von ihren Schauspielern leben und stets überdurchschnittliche Unterhaltung abliefern. In „Space Cowboys“ macht er sich mit den alten Haudegen Tommy Lee Jones, James Garner und Donald Sutherland in den Weltall auf, um die Erde vor einer nuklearen Katastrophe zu bewahren.

Die Geschichte um das Quartett ist schnell erzählt und wird einführend, rückblickend angerissen. Dr. Frank Corvin (Clint Eastwood), Colonel William „Hawk“ Hawkins (Tommy Lee Jones), Jerry O'Neill (Donald Sutherland) und Tank Sullivan (James Garner) sollten die ersten Menschen im Weltall werden, wurden aber kurzfristig von einem Affen ersetzt, was alle ihre Lebensträume zunichte machte. Im hohen Alter soll nun Corvin der NASA bei einem kniffligen Problem helfen: Ein russischer Satellit mit Atomsprengköpfen, ein Relikt aus dem kalten Krieg, droht auf die Erde zu stürzen. Das Steuerungssystem wurde von Corvin entwickelt und kann nur von ihm repariert werden. Er sieht darin nicht nur seine Chance ins Weltall zu fliegen, sondern auch für seine alten Kollegen.

„Space Cowboys“ lebt voll und ganz von dem gealterten Quartett, dass sichtlich Spaß an diesem Film hatte und selbstironisch mit den Problemen des Alterns spielt. Das beginnt bei ihren derzeitigen Aktivitäten, die von Priester bis Achterbahningenieur reichen und hört bei Spielereien mit dem künstlichen Gebiss beim Essen auf. Die Augen sind nicht mehr die besten und die Hintern sind auch schlaffer geworden. Eine der genialsten Szenen ist wohl die medizinische Untersuchung, in der alle ihren Schniedel bedecken, als die Ärztin reinkommt und nur Sutherland mit einem dreckigen Grinsen und hinter dem Rücken verschränkten Armen stehen bleibt. Sportliche Tests werden alternativ gemeinsam gelöst, wo dann öfter auch mal Jones und Eastwood in den Vordergrund treten müssen, weil Garner und Sutherland wohl etwas zu alt für die eine oder andere Aktion waren. Die Vier beweisen hier, dass sie noch längst nicht „zu alt für den Scheiß“ sind, die Chemie ist einmalig, es macht unwahrscheinlichen Spaß den Jungs bei ihrem Vorbereitungsprogramm zuzusehen, dass dann auch kleinere Intrigen, eine Schlägerei und Romanzen anreißt, die jedoch nicht weiter ausstaffiert werden und mit staubtrockenem Humor versetzt sind.

Nicht nur während des Trainings, sondern auch im Weltall zeigen die Alten den Jungspunden, die sich ganz auf ihre Computertechnik verlassen, wo der Hammer hängt. Den Nachwuchs fast direkt zu Statisten degradierend, führen die Space-Opas ihre ersten Weltraumspaziergänge durch und treffen dabei auf unerwartende Probleme, so dass sich „Space Cowboys“ in einen Science-Fiction-Thriller wandelt, der sich effektmäßig übrigens nicht vor den „Großen“ zu verstecken braucht und ein paar sehr kniffelige Situationen zu bieten hat. Der Charme der Figuren geht angesichts des Dramaturgiewandels zwar etwas verloren, die Spannung hält den Unterhaltungswert jedoch aufrecht.

So bleiben final nur ein paar kleine Mängel, die dem Drehbuch zuzuschreiben sind. Das klaut sich ein paar Motive aus bekannten Genrebeiträgen, nimmt sich einem heldenhaften Tod an und lässt die Besatzung zur Erde zurückkehren, obwohl das eigentlich so nicht möglich wäre. Einstellen sollte man sich bei diesem Film von vorne herein auf einen narrativen, langsamen Fluss, denn „Space Cowboys“ baut ganz auf seine Schauspieler und weniger von der, im nach hinein betrachtet, recht simplen Odyssee alter Männer.

Fazit:
„Space Cowboys“ ist ein zutiefst sympathischer Film, den ich gegenüber Filmen wie „Deep Impact“ oder „Armageddon“ jederzeit den Vorzug geben würde und hiermit auch getan habe, da „Deep Impact“ parallel im Fernsehen lief *gg*. Clint Eastwood beweist, dass er in seiner Karriere genug guten Regisseuren über die Schulter gucken konnte und längst wie inszenieren können, ohne dabei altbacken oder verbraucht auszusehen. Ganz von seinen gut aufgelegten Cast dem trockenen, mitunter zynischen und selbstironischen Humor lebend, lebt der Film ganz von seinen Altstars. Da verzeihe ich großzügig ein paar Plotschwächen.

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