Review


81te Episode und gleichzeitig Abschlussfall für DCI Tom Barnaby [ John Nettles ], dessen "so long and goodbye" man auch den hiesigen Umständen anmerkt und der Folge den gewissen melancholischen, zwischenzeitlich fast schon lähmenden und den Grundton etwas unnötig sinnentraurig machenden Schatten beigibt. Auch stellt sich die Aufklärung der erneut in rauen Mengen stattfindenden Mordtaten deswegen noch ein wenig beiläufiger und weit vor dem eigentlichen Ende als sonst geschehen dar, sind die Faktoren vielmehr persönlicher Natur, als scheinbar letztes Stadium einer Entwicklung, und wird sich gerade aus Angst vor der Zukunft, die so rosig für die meisten Beteiligten hier nicht scheint, so mehr in der gedanklichen Vergangenheit bewegt:

Kurz vor seinem 60igsten Geburtstag und einem angesichts diesen Alters auch bevorstehender polizeiärztlich-medizinische Untersuchung wird Inspector Barnaby sehr zu seinem Leidwesen, aber unaufhaltsam von seiner Frau Joyce [ Jane Wymark ] zu einem Erholungswochenende auf dem extra dafür eingerichteten Swavely Manor der Eheleute Phoebe [ Lesley Manville ] und Luke Archbold [ Jason Durr ] eingeladen. Doch so aufbauend für Körper und Geist sind die kurzen Ruhetage nicht, lebt direkt neben dem Anwesen und so als auffälliger Kontrast die Autorin Miranda Bedford [ Geraldine James ], die ungeachtet ihrer Freundschaft zu Phoebe stark gegen die umfunktionierte Spa-Zentrale ist und dessen ständiger Begleiter Carter Smith [ Shaun Dingwall ] dies auch mit allerlei die Gäste störenden Streichen ausdrückt. Als einer seiner unliebsamen Störenfriede, die regelmäßig eine Therapie einfordernde Kitty Pottinger [ Ronni Ancona ] tot im Beruhigungsbad treibt und ihr Ehemann Kenny [ Angus Barnett ] samt Auto wie vom Erdboden verschluckt ist, rückt die örtliche Polizei unter momentaner Führung von DS Ben Jones [ Jason Hughes ] an. Der zur Zeit beurlaubte Barnaby weist ihm die Richtung.

Das ist als Finale und versprochene Hinterlassenschaft angemessen ernsthaft und gebührend individuell, bestimmte emotionale Komplexe an den Tag und sich mit einer interessanten Konstellation ins Gerede und den Fokus von fast 7 Millionen Zuschauern bringend. Der Wochenendausflug als Prämisse für eine direkte fish-out-of-water Geschichte mit erst angedeuteter, dann auch verbal und so offiziell vollzogener Staffelübergabe, die Barnaby nicht nur außerhalb des sonstigen Terrains, sondern auch noch als Privatmensch und selbst bei den Ermittlungen als Zivilist und Konsultant für den sichtlich überforderten Jones, quasi außerhalb seiner Neutralität zeigt. Seine Ehefrau als emotionale Stütze all der widrigen Umstände – wobei gar nicht der Bodycount, sondern das Drumherum der bevorstehenden Widrigkeiten Medizinischer Test und Geburtstag gemeint ist –, die entsprechend dessen auch größeren Platz in der Handlung einnimmt, und auch treibende Kraft für die Ermöglichung der Geschichte überhaupt ist. Obwohl man sich gar nicht soweit entfernt von Midsomer zu befinden scheint, immerhin ist die normale örtliche Polizei nicht nur gleich an Ort und Stelle, sondern auch dienstbefugt und taucht auch der gewohnte Pathologe auf, wirkt das Anwesen des Kurhotel wie weit und vollständig abgeschottet von der sonstigen Umgebung und wird auch ausnahmsweise als nahezu einziger Schauplatz in der üblicherweise schon noch wechselnden Szenerie genutzt.

Dabei wirkt Barnaby inmitten all der sowieso schon etwas fehl in der Provinz wirkenden Aura von Zen-Buddhismus, melodischen New Age Wellen, diversen fernöstlich angehauchten Massagetherapien und einem Fitnessstudio als Gruselsouterrain der Kraftmaschinen noch mehr deplatzierter, als sein nunmehr bekümmerter Auftritt so schon ist. Rückblenden zu längst verblichenen, in der Tiefe des Bewusstseins gefangenen und nun langsam wieder befreiten Erinnerungen an den Vater sowie gleich mehrere Abdankungen [ ein Buch, das scheinbar nicht fertig wird. das mühsame Festhalten an einer einst viel glücklicheren Freundschaft. das Schließen des Hotels. eine immer wieder angefangene und rasch beendete Therapie etc. ] verleihen der Stimmung den zusätzlichen Rest an Geknicktheit. Eine Aura freudloser Hypochondrie, die durch ihre Vorherrschaft nicht gänzlich von dem gewohnt rechtschaffen geschriebenen und auch so von Routinier Renny Rye umgesetzten, mit detailreicher Ausstattung und viel Grün umflorten Kriminalstück ausgetrieben werden kann; auch wenn die Dramaturgie präziser Aussagen über nebensächliche Fakten erneut ihr eigenes triebverlorenes und gleichzeitig entspannt gefangen nehmendes Wesen und so die jahrelang gewohnten Stärken und liebgewonnenen Tugenden des "quintessentially English whodunit" besitzt.

Sogar die Übersicht ist diesmal gewahrt, werden die nötigen Informationen lässig im Nebenher statt in angestrengt wirkenden Fragestunden ermittelt, sind die Motivationen dieser gesellschaftlichen Morbidität relativ undurchsichtig statt gleich ins Auge fallenden und werden dafür umso mehr Drohungen und Versprechungen bezüglich unangenehmen Ausgangs gemacht. Wermutstropfen ist die rückblickende Darstellung der Morde en detail, die in der vorliegenden eh schon angespannten Aura noch ein wenig grober wirken, als sie wohl so schon gefilmt sind, und die nun endgültige Abtretung an den anderen Inspector Barnaby, Cousin John [ Neil Dudgeon ], dessen vorgestellte Figur in den wenigen Minuten kurz vor Abspann schon nicht uninteressant, aber doch gleichsam präziser und liebloser wirkt und Fragen nach dem weiteren Verlauf der Serie unzweifelhaft aufstellen lässt.

Details
Ähnliche Filme