Review

Ein Film, der dich zerstört

"We Need To Talk About Kevin" ist verstörender & furchterregender als 99,9% aller Horrorfilme. Und dabei ist er eigentlich ein Familiendrama. Über eine Mutter, die große Probleme hat ihr Kind zu lieben. Über ein verstörend teuflisches Kind & eine leere Tat, die einen niederschmettert. Über den Hass einer Stadt, die mehrfach ins Herz getroffen wurde. Schwere Themen, wichtige Themen, dunkelste Themen. Für mich wohl der Film, der mich in den letzten Jahren am eiskältesten zurückgelassen hat. Ich war baff, ich war schockiert, ich war wütend, ich war traurig. Ein Film, der so ein Gefühlschaos auslöst, kann nur ein Meisterwerk sein. Egal wie weh er tut, egal wie nah er einem auf Grund echter, ähnlicher Ereignisse geht, egal wie sehr man mehrfach seinen TV anbrüllen will - "We Need To Talk About Kevin" ist schmerzhaftes Kino, auf das ich nicht verzichten darf. Nicht verzichten will als Kinofan. Nicht verzichten kann als Mensch.

Tilda Swinton spielt die verzweifelte Mutter unfassbar gut. Mitleid, Wut, Unverständnis. Man weiß so richtig nicht was man ihr gegenüber fühlen soll. Ebenso ergeht es einem bei dem Charakter des Jungen. Und sogar bei den Bewohnern des Dorfes. Alles kann man einerseits nachvollziehen, verstehen, kriegt nichts schwarz oder weiß gemalt. Andererseits ist man wütend, fassungslos, hilflos. Der Schlag sitzt tief, der Horror kommt auf leisen Sohlen unangenehm nah. Meisterhaftes Film- & Charakter-Building. Wieviel Seiten & Aspekte, Details & Ambivalenz hier aufgezeigt werden, immer zum selber deuten & kolorieren, sucht seines Gleichen. Wie Lynne Ramsay hier die Fäden zieht, zusammenführt & eskalieren lässt, lässt allein beim Gedanken daran eine Gänsehaut entstehen. Großes Kino ohne Erbarmen. Keinem gegenüber. Schlechtwetter-Kino. Macht betroffen. Es ist nur ein Film. Es ist nur ein Film. Es ist nur ein Film. Gucken auf eigene Gefahr. Ob als Mutter oder Sohn, Schüler oder Lehrer, Teufel oder Engel.

Fazit: ein psychologisch auf mehreren Ebenen so brutaler & wehtuender Film, dass einem fast die Worte fehlen. Noch verstörender kann wohl nur eine Doku über das wichtige Thema sein... Guckt man nicht gerne oder oft - muss man aber sehen! Ezra Miller & Tilda Swinton sind eine Offenbarung! Das pure Böse - so nah bei, vielleicht sogar in uns. Pure Angst. Oder alles nur menschlich?! Wirklich aufwühlend.

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