Ich brauchte zwei Anläufe für "Drive", so viel schon mal vorneweg.
Hypnotisch, melancholisch, manchmal cool, manchmal romantisch verklärt, so zeigt sich Refns Film, dessen Grundplot so einfach wie gut ist.
Ein unnahbarer Hauptakteur verdingt sich als Stunt-Fahrer, Mechaniker und Fluchtfahrer, lernt seine süße Nachbarin und ihren Sohn kennen und lieben, wird vom aus dem Gefängnis zurückkehrenden Vater verdrängt, will diesem eigentlich ganz netten Kerl aber helfen, sich aus der Hand von Gangstern zu befreien und alles geht schief. Ab dann fließt unerwartet viel Blut.
So kompakt sich die Story auch anhört, könnte man meinen, man habe es mit einem B-Action-Kracher zu tun, wie es sie tonnenweise auf dem Markt gibt. Jedoch erhält der Film durch seine ruhige und manchmal etwas verschlafene Erzählweise mit sehr langen Einstellungen und wenig Dialogen einen ganz eigenen Touch. "Drive" ist keine Dutzendware und erweist sich als eigenwilliger Thriller, der den menschlichen Dramen viel Platz bietet und besonders durch Ryan Goslings zurückhaltene Spielart überzeugen kann.
Hier liegt jedoch auch etwas die Krux, denn bei der Charakterentfaltung des Fahrers war man sich wohl nicht so ganz einig. Man erfährt kaum etwas über ihn und seine Vergangenheit. Das ist ja eigentlich ganz cool und erinnert an den fremden Retter, wie man ihn aus zahlreichen Western kennt. Die Entwicklung der Figur ist allerdings merkwürdig. Anfangs wirkt sie wie ein schüchterner Soziopath, in der Mitte wie ein eskalierender Psychopath und am Ende wie ein erwartbarer Filmcharakter und Gutmensch, der letztlich alles nur tut, um zu helfen und zu retten.
Da wie gesagt "Drive" im wesentlichen mit seinem Hauptcharakter steht und fällt, erweist sich diese mitunter etwas verwirrende Chrakterzeichnung als kleiner Stolperstein in einem ansonsten gut umgesetzten und interessant gestalteten Film, der einem mit Sicherheit in Erinnerung bleibt.