Review

Wenn ein Job nicht reicht...11.02.2012

Das ist eben so in modernen Zeiten, von der Krise in Amerika gebeutelt: es genügt halt nicht, nur Automechaniker zu sein, da muß mehr Geld rein, und so verdingt die namenlose Hauptfigur des Films - der Driver - sich eben als Stuntfahrer und obendrein noch als Fluchtwagenfahrzeuglenker, ein schöner Beruf für das selige Was bin ich? mit Robert Lemke. Das Leben des jungen Mannes ist relativ gleichförmig, so wie auch er ruhig seine Tage verbringt. Er redet nicht viel, er handelt. Aber anders als beim Rachefeldzug von Dwayne Johnson in Faster steht hier zunächst noch das Leben des Fahrers im Vordergrund, der sich in seine Nachbarin verliebt und besseren Zeiten entgegensieht. Das aber ändert sich, als der Ehemann der Dame, frisch aus dem Gefängnis entlassen und wieder auf dem Pfad der Tugend, gezwungen wird, seine Schulden bei der Mafia zu bezahlen.

Albert Brooks, den ich seit Nachrichtenfieber nicht mehr bewußt wahrgenommen habe, gibt hier eine schön schmierige Darstellung des alternden Gangsters, dessen Plan leider einige Opfer mit sich bringt - und den ruhigen Driver zu manch einer Gewalteruption hinreißen läßt, alles nur, um die Nachbarin und deren Sohn zu beschützen. Am Ende sind fast alle Beteiligten tot, und wir wissen nicht, ob und wie es mit dem Driver und der Nachbarin weitergeht. Was wir aber wissen ist, daß wir einen Film gesehen haben, der zum Nachdenken anregt und aufgrund des Trailers sowie der Handlung einige Zuseher komplett enttäuschen wird. Denn obwohl im aktuellen Hollywoodkino schnelles Autofahren wieder in Mode gekommen zu sein schient, wie Drive Angry oder Fast Five es zeigen, sehen wir hier keine spektakulären Stunts mit möglichst viel Blechschaden.

Stattdessen sehen wir Ryan Gosling, der den Film auf seinen schmalen Schultern trägt, dessen Mienenspiel in der Tat ein Genuß ist...wenn sich aus dem neutralen Gesichtsausdruck ein Lächeln hervorstiehlt oder er beim Töten wiederum kaum mit der Augenbraue zuckt, geschweige denn blinzelt, dann ist das echte Darstellerkunst. Dazu gesellt sich eine Optik, die an Collateral erinnert, verbunden mit ganz viel Elektrosound - tolle Bilder werden von Regisseur Refn auf die Leinwand gebracht. Man ist dann auch gerne bereit, die recht zusammengeklaubte Geschichte zu vergessen, die den Sprung zu besseren Noten verhindert. Auch deswegen, weil Refn seine ruhige Geschichte auch in ruhigen Bildern erzählt, ohne Schnittstakkato, dafür gerne mal in Zeitlupe - toll auch die drastische Härte, die in der zweiten Filmhälfte hie und da aufblitzt. Zusammengefaßt kein Film für Jedermann, aber für den aufmerksamen Zuseher ein Genuß...8/10.

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