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Einige Jahre nach Abschluss der ursprünglichen Trilogie fand die berühmte "Fluch der Karibik"-Reihe doch noch eine Fortführung - zu verlockend war wahrscheinlich die Aussicht auf weitere saftige Gewinne. Tatsächlich aber findet der vierte Teil "Fluch der Karibik - Fremde Gezeiten" zu alter Stärke zurück und kann einige Schwächen besonders des dritten Films umgehen.

Wie so üblich bei Fortsetzungen war man natürlich auch hier um eine Steigerung bemüht, und so ist Captain Jack Sparrow (Johnny Depp in seiner sicher berühmtesten Rolle) diesmal auf der Suche nach der Quelle des ewigen Lebens - in gezwungenen Diensten des gefürchteten Geister-Piraten Blackbeard und verfolgt von Barbossa (Geoffrey Rush) und der englischen Marine. Für zahlreiche Verwicklungen, wilde Abenteuer und Kämpfe ist also definitiv gesorgt.

Neben dem Stammpersonal um Depp und Rush bietet der vierte Piraten-Beitrag auch eine Reihe an berühmten Gaststars - sei das einmal mehr Keith Richards als Sparrows Vater oder Penelope Cruz als unbezähmbare Mitstreiterin. Dieses Staraufgebot gibt seine Rollen wie üblich kraftvoll und überzeugend, in Johnny Depps Fall ist positiv zu vermerken, dass er den Grad an überdrehtem Spiel deutlich zurückgefahren hat. Trotzdem bleibt sein verrückter, undurchschaubarer Piratenkapitän eine der witzigsten und originellsten Figuren des postmodernen Actionkinos: Mit seiner schnoddrigen Art selbst in ausweglosen Situationen und stets schrägen Sprüchen bildet er einmal mehr das unangreifbare Zentrum des Films, auch wenn der restliche Cast ebenfalls sehr überzeugend aufspielt.

Allein die verrückten Figuren und herrlich durchgeknallten Dialoge sorgen also schon für reichlich Spaß. Hinzu kommen aber noch haufenweise Actionsequenzen, die mit furios choreografierten Schwertkämpfen, irren Verfolgungsjagden und starken Stunts beeindrucken, sowie modernste Spezialeffekte, die immer wieder für visuell starke, atmosphärisch dichte Bilder sorgen. Besonders der Kampf mit den Meerjungfrauen fesselt mit düsteren Bildern, einer packenden, bedrohlichen Intensität und rasanten Schnitten.

Überhaupt ist "Fluch der Karibik - Fremde Gezeiten" formal nahezu perfekt inszeniert: Die Schnittfrequenz erzeugt Tempo, vermeidet aber zu große Hektik auch in den Kampfszenen. Die Kamera pendelt gekonnt zwischen mächtigen Landschaftstotalen und detaillierten Nahaufnahmen und der Soundtrack mag dem einen oder anderen eine Spur zu bombastisch daher kommen, verleiht aber vielen Szenen zusätzliche Dynamik - ganz zu schweigen davon, dass die ikonische Titelmelodie jeden Fan vor Vergnügen dahinschmelzen lassen wird. Auch dank der absolut überzeugenden Effekte ist dieser vierte Teil ein Musterbeispiel für gelungenes Hollywood-Blockbuster-Kino.

Einziger Wermutstropfen vor allem für Fans dürfte das Fehlen von Orlando Bloom und Keira Knightley sein. Dass viele Stunts recht unglaubwürdig ausfallen, die Story nicht immer stringent ist und es auch mit der Logik zugunsten einer bestimmten Dramaturgie oft hapert, kann man dafür aber angesichts der zahlreichen positiven Attribute gerne verzeihen. Geisterpiraten, magische Quellen und Meerjungfrauen bieten genug visuelle und mystische Inspiration, um über derlei Details hinwegzusehen. Wer sich darauf einlässt, wird mit hochunterhaltsamer, rasanter, spannender und witziger Dauer-Action belohnt. Damit ist der vierte Teil der Reihe ein mehr als gelungenes Reboot, das nicht nur Fans zufriedenstellen kann.

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