Paul Exben hat alles was man haben möchte: Eine Frau, zwei liebreizende Kinder, ein tolles Haus vor den Toren von Paris, sowie die Aussicht, mit jungen Jahren bereits eine eigene und gut eingeführte Anwaltskanzlei zu führen. Aber etwas fehlt ihm: Die Selbsterfüllung. Paul liebt es zu fotografieren, und würde nur zu gerne davon leben können. Als seine Frau ihn verlässt, und er so mehr oder weniger aus Versehen ihren Liebhaber, den Fotografen Greg, tötet, nutzt er die Chance: Paul lässt die Leiche so verschwinden, dass alle denken er selbst sei tot, und übernimmt die Identität Gregs. Sein Weg führt in nach Kroatien, wo er recht schnell Karriere als Fotograf macht – zu schnell, denn mit dem wachsendem Bekanntheitsgrad sein Spiel droht aufzufliegen.
Wäre Paul öfters ins Kino gegangen, er hätte gewusst, dass das so nicht klappen kann. In Antonionis BERUF: REPORTER machte Jack Nicholson schon 1975 die gleiche Erfahrung, dass ein Tausch der Identitäten nicht so einfach ist wie gedacht. Aber Paul möchte halt einfach sein Leben leben (so der Originaltitel), und das klappt ja einige Zeit auch ziemlich gut. Der Film ist zwar sehr ruhig, und braucht auch recht lange um die Exposition zu erstellen, schafft es aber, eine Grundspannung eigentlich immer aufrecht zu erhalten. Vor allem, wenn sich das Rad in seinem Exil immer schneller dreht, und er dem Auffliegen seines Betrugs fiebrig entgegen taumelt, wird NACHTBLENDE intensiv. Dumm nur, dass das Thema Beenden eines Filmes in den modernen Filmhochschulen nicht mehr auf dem Lehrplan zu stehen scheint: Die letzten 15 Minuten haben mit dem Film nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun, und der tatsächliche Schluss läuft unter dem Oberbegriff Unverschämtheit. War das Filmmaterial zu Ende? Kein Geld mehr vorhanden? Haben sich Regisseur und Hauptdarsteller unwiderruflich verkracht? Ist der Produzent gestorben? Wenn ich will, kann ich einiges in Filme hinein interpretieren, aber hier bin ich hilflos: Der Schluss ist einfach oberkacke. Was den ansonsten ruhigen und gut gemachten Thriller leider ziemlich nach unten zieht. Schade drum.
Aber trotzdem frage ich mich seit der Sichtung, wie die Geschichte wohl weitergehen mag. Paul, alleine und ohne vernünftige Papiere in Italien. Wird er jetzt das Leben leben, das er haben wollte …?