Review

Der unterhaltsamste Fehlschlag Hollywoods

Epischer Flop, fehlgeschlagenes Ego-Projekt, überhobene Vision - viele Titel und viel Häme hat sich Kevin Costners "Waterworld" über die Jahre eingehandelt. Ich bin mit ihm aufgewachsen und mag ihn wirklich gerne. Zum Glück sind Geschmäcker verschieden! Der sehr ambitionierte Endzeit-Actionfilm spielt in einer Welt, die vollkommen mit Wasser bedeckt ist. Dort gibt es den Mariner, der als Mutant Kiemen besitzt, recht friedlich die Meere durchstreift, Handel betreibt und mit dauerrauchenden, fiesen Piraten aneinandergerät. Auf der Suche nach dem letzten Fleck Land gilt es ein kleines Mädchen und ihre Mutter zu beschützen, die scheinbar der Schlüssel zum sagenumwobenen Dryland sind... Ein zwieschneidiges Mammutprojekt, bei dem sicher Donald Trump seine Freude hätte und vielleicht sogar noch etwas lernen könnte ;-).

"Waterworld" zielt hoch und versagt köstlich. Als warnender und kritischer Sci-Fi-Film wohl eher ein Flop, als simpel-apokalyptischer Actioner ein großer Spaß. Costner kniet sich als Hauptdarsteller sowie Regisseur voll rein, überlebt das zu hohe Gewicht, das er sich und seinem Projekt aufgebürgt hat, gerade eben. Ich liebe die Größe, die Vision der überfluteten Welt. Wunderschöne Bilder sind entstanden, trotz etlicher Probleme bei der Produktion, Finanzierung und Umsetzung, die man schwer vergisst. Wenn man mit dem Film aufgewachsen ist, hilft dies ungemein. Die Nostalgie guckt wie immer mit. Und ich meine ich hatte ihn damals sogar noch kurz vor der "Mad Max"-Trilogie erstmals gesehen, von der er zweifellos klaut.

Etwas zu lang geraten ist er und Plotlöcher sind fast so allgegenwärtig wie das Wasser im Film - doch das vergebe ich ihm. Allein durch Dennis Hopper, der mit seinem Overacting am besten versteht, welchen Funfaktor die Stunde geschlagen hat. Die Optik und das gesamte Setting sind episch und die Action erfüllt ihren Zweck zu unterhalten top. Wer auf Endzeit-Filme steht, darf sich auf keinen Fall von den Verrissen und den "Der schlechtesten Film aller Zeiten"-Übertreibungen abschrecken lassen. Wann sieht man schonmal einen Film, komplett auf den Meeren dieser Welt? Wann trifft ein episches, ernst gemeintes Projekt auf so viele köstliche kleine WTF-Momente? Wo wird Kevin Costner von einem Seeungeheuer gefressen und schlitzt es von innen auf? Genau, nirgendwo. "Waterworld" ist ein riesiger Konzeptfilm, bei dem scheinbar alle Beteiligten andere Konzepte im Kopf hatten und dabei eine herrlich anzusehende und naive Kakophonie entstand.

Fazit: Costners Mammutprojekt ist alles andere als ein Meisterwerk und eigentlich nur ein feuchter Mad Max - doch eines meiner süßesten und behütetesten Guilty Pleasures ist er ebenso. "Waterworld" gehört rehabilitiert!

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