Zwar spielte „Waterworld“ seine Kosten nur mit Not ein, doch trotzdem stellten ihn die Kritiker gerne als Megaflop dahin. Doch trotz einiger Macken ist des Kevins Plansche-Epos leidlich unterhaltsam geraten.
In der Zukunft ist die viel gefürchtete Klimakatastrophe eingetreten, die Polarkappen sind geschmolzen und es herrscht Land unter. Die Menschen leben auf Booten oder selbstgebauten Atollen, Süßwasser und Erde stellen die wichtigsten Tauschgüter dar. Zudem träumt alle Welt von Dryland, dem sagenumwobenen, trockenen Fleckchen Land, das es noch auf der Welt geben soll. „Mad Max“ und Co. lassen schön grüßen, doch „Waterworld“ bietet mit seinem wässrigen Endzeitszenario mal was anderes als die üblichen Wüstenbalgereien, die man in dem Genre sonst findet.
Der einsame Held und „Mad Max“-Ersatz ist hier der Mariner (Kevin Costner), ein Mutant mit Kiemen hinter den Ohren. Er zieht mit seiner aufgemotzten Katamaran über die Weltmeere, handelt zum eigenen Überleben und hält sich von den Menschen fern aus Angst als Mutant enttarnt zu werden. Doch auf dem aktuell angelaufenen Atoll passiert genau das und es geht in Gefangenschaft. Hier tummelt sich auch noch eine Horde für die Handlung wichtiger Nebencharaktere, vor allem Helen (Jeanne Tripplehorn) und deren Adoptivtochter Enola (Tina Majorino), deren Rücktätowierung angeblich den Weg nach Dryland weist.
Genau dahinter sind auch die Smoker, Piraten unter der Führung des fiesen Deacon (Dennis Hopper) her. Sie überfallen das Atoll, doch Helen und Enola entkommen mit dem Mariner. Natürlich hetzen die Smoker hinter dem Trio her…
„Waterworld“ kann auf der Habenseite einiges verbuchen, doch hier wurde ganz klar einiges an Potential verschenkt, angefangen bei der handelsüblichen 08/15-Story. Der Kampf von gut und böse um das Erlösung versprechende Kind, das kennt man zur Genüge und „Waterworld“ kaut die Formel auch nur brav wieder ohne Neues hinzuzufügen. Dementsprechend sind die Löcher im Spannungsaufbau, da man eh immer genau weiß, welche Figuren nie Gefahr laufen zu sterben. Das Happy End ist natürlich Pflicht und gegen Ende wird dann auch noch mal die Kitschkeule hervorgeholt.
Zudem hat „Waterworld“ in der Mitte einen gewaltigen Hänger, wenn das Trio als Mischung aus Ersatzfamilie und Hochsee-WG über die Ozeane cruist und die Smoker zwar verfolgen, aber außen vor bleiben. Der Mariner markiert erst den harten Mann, wird dann jedoch geläutert und ist am Ende ehrenhaft, kinderlieb und kuschelweich, da kommt einem schon fast die Galle hoch. Da helfen auch kleine Scharmützel mit Beobachtern der Smoker wenig, zumal man sich ständig wünscht, dass dem Kind ein Maulkorb verpasst wird.
Doch immerhin bietet „Waterworld“ so einiges fürs Auge, denn das wässrige Szenario ist wirklich hübsch anzuschauen. Dazu gibt es atemberaubende Bauten wie das Atoll oder den Tanker der Smoker und auch das Styling von Kostümen und Requisiten lässt das richtige Endzeitfeeling aufkommen. Auch der humorvolle Ton ist noch erträglich, wenngleich ein paar Szenen einfach zu klamaukig sind, doch teilweise sind die Gags wirklich zündend (Stichwort Haarschnitt).
Zudem beweist Regisseur Kevin Reynolds, dass er sich wunderbar auf das Inszenieren von Actionszenen versteht. Neben ein paar kleineren Scharmützeln kann „Waterworld“ mit zwei großen Actionszenen punkten: Der Erstürmung des Atolls und dem Showdown. In beiden rumst es ordentlich, die Pyrotechniker lassen einige schöne Explosionen los und die Stunts sind wirklich spektakulär, vor allem die Jetski-Sprünge. Die Auseinandersetzungen mit primitiver Bewaffnung kommen nicht an vergleichbare Filme wie „Flucht aus Absolom“ heran, sind aber doch ganz ordentlich in Szene gesetzt.
Kevin Costner spielt den Mariner ganz solide, lässt sich aber stellenweise arg in Szene setzen, denn Regie führt ja sein damaliger Buddy Kevin Reynolds (pikant: Costners Zicken beim „Waterworld“-Dreh beendeten die Freundschaft angeblich). Jeanne Tripplehorn ist wenigern aufdringlich und sogar noch etwas besser als Costner und Dennis Hopper gibt die fiese Sau ohne große Anstrengung recht überzeugend. Lediglich Tina Majorino raubt Zuschauernerven noch und nöcher.
So stehen im Endeffekt eine gelungene Endzeitatmosphäre und gelungene Actionszenen einer schlappen Handlung mit einem derben Spannungsloch in der Mitte gegenüber. Das reicht dann nur für gehobenes Mittelmaß, aber hier wäre mehr drin gewesen.