Review

kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 28.10.2012

Der größte Aha-Effekt dieses Films dürfte wohl in der Tatsache liegen, dass er ausgerechnet von Roland Emmerich kommt. Dessen Filme wurden ja zuletzt verlässlich im gleichen Maße spektakulärer und dümmer, so dass „Anonymous“ so ein bisschen wie aus dem Nichts kommt. Alleine der Rahmen beweist schon Geschmack: Anstatt einfach einen Film zu drehen, der behauptet, dass Shakespeare seine Werke nicht selbst geschrieben hat, wird dem Ganzen durch den (durchaus selbstreflexiven) Rahmen eines Theaterstücks die Allgemeingültigkeit genommen. So erhellt sich also das Dunkel des Hintergrunds und eine Bühne kommt zum Vorschein, in der fortan eine mögliche alternative Geschichtsschreibung vorgeschlagen wird. Das lässt Emmerichs Arbeit mit einem Schlag bescheiden wirken und gibt ihr alle Freiheiten bei der Gestaltung in die Hand. Die wiederum nutzt Emmerich mit seiner bewährt spektakulären Bildsprache natürlich aus. Dennoch lässt er, dem Sujet gemäß, das Wort dominieren und gesteht diesem die Kraft zu, menschliche Tragödien von riesigen Ausmaßen entstehen zu lassen. Am Ende schließt sich dann der rote Vorhang und das Publikum applaudiert erfreulicherweise nicht – es hätte der Eindruck entstehen können, Emmerich würde sich selbst beglückwünschen.

*weitere Informationen: siehe Profil

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