Der Film 'Anonymus' zeigt, dass Roland Emmerich sich nicht nur auf die 'lauten' sondern auch die 'leiseren' Töne versteht. Hier gibt es keine Weltuntergangs-Szenarien und keine unnormalen Action-Szenen. Vielmehr kann der Film mit einer unglaublich tollen Besetzung und mit einer wirklich guten Ausstattung punkten, wobei mir sehr wohl bewusst ist, dass das mittelalterliche London größtenteils am Computer entstanden ist.
Der Film hat die Urheberschaft sämtlicher Werke von William Shakespeare zum Inhalt. Aber 'Anonymus' ist nicht nur ein Historienfilm; er nimmt sich diverser Verschwörungstheorien an, was legitim aber teilweise auch störend ist.
ACHTUNG SPOILER!!!
Ich fand z. B. die Passage mit dem Inzest zwischen Queen Elizabeth I. und dem Earl of Oxford sehr an den Haare herbei gezogen. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.
ENDE SPOILER!!!
Die Handlung wird stringent erzählt und die Schauspieler sind einfach allererste Sahne. Allen voran Rhys Ifans als Edward de Vere aka Earl of Oxford. Seine Performance hebt den Film auf ein ganz anderes Level. Er besticht bei jeder Silbe (im englischen Original nochmals um Klassen besser als die deutsche Synchron-Fassung) und ist mit jeder Faser seines Körpers der Earl von Oxford.
Als Queen Elizabeth I. liefert Vanessa Redgrave auch eine ihrer besten Rollen in den vergangenen Jahren ab. Besonders geschickt fand ich die Tatsache, dass die junge Queen Elizabeth von der Tochter von Vanessa Redgrave, Joely Richardson, dargestellt wird. Beide sind sich ähnlich, weshalb der Alterungsprozess im Film ohne die üblichen Probleme abläuft.
Ob sich die Geschichte tatsächlich so abgespielt hat und gleich wer tatsächlich die unter dem Namen von William Shakespeare veröffentlichten Stücke geschrieben hat. Fakt ist, dass Julius Caesar, Lear, Romeo und Julia, Ein Sommernachtstraum, und, und, und, Werke von immerwährender Schönheit sind.
Bedenkt man dies, kann der Film uneingeschränkt genossen werden. Längen konnte ich keine finden und bis auf die oben erwähnten Schwachstelle handelt es sich bei 'Anonymus' um einen hervorragenden Film.
8/10.