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War Shakespeare wirklich der Verfasser seiner Werke, wie sie uns heute bekannt sind? War es nicht Edward de Vere, ein erfolgloser Edelmann, der aufgrund seiner Platzierung im Adels-Hause seine Leidenschaft zur Poesie geheim halten musste? Als er einen Ableger für seine Werke findet und unter dessen Namen veröffentlicht, werden seine Theater-Aufführungen schon bald darauf gefeiert und sorgen im britischen Königshaus für Aufruhr. Neue Verschwörungen werden in die Welt gesetzt und es kommt zu einem großen Aufstand der Adligen.

Anonymus ist jetzt nun gar nicht der typische Emmerich geworden, unter dem man den Schwaben so kennt. Unter dem totalen Weltuntergang macht er es ja normalerweise gar nicht und dann jetzt so eine Verfilmung über das (mögliche) Leben und Wirken des angeblich größten Bühnenautors William Shakespeare, wie sie dialoglastiger kaum sein könnte. Mit über zwei Stunden ist zudem die Laufzeit recht lang ausgefallen und mancher Zuschauer im Kino dürfte sich gefragt haben, wo denn endlich die fiesen Aliens bleiben, um das Weiße Haus zu atomisieren.
Der Anfang macht da noch Lust auf, als ein alter Mann auf der Bühne einen Monolog über Shakespeare hält. Die Frage wird aufgeworfen, ob der Meister tatsächlich der Autor berühmter Stücke wie Hamlet ist, denn in seiner Familie ist Analphabetismus weit verbreitet und auch in seinem Testament wird kein einziges seiner Stücke vermerkt, was ja höchst ungewöhnlich ist, da er ja schon zu Lebzeiten dafür gefeiert wurde..
In der Folgezeit macht es Emmerich dem Seher nicht wirklich leicht. Es wird verschachtelt über mehrere Zeitebenen gesprungen, meist sehr lyrisch in Theatersprache kommuniziert und warum noch eine politische Ebene etabliert, war mir nicht ganz klar. Einen Großteil der Zeit nehmen Ränkespiele in Anspruch, ob nun ein Schotte dem Thron der greisen Elisabeth folgen soll, oder doch ein Familiensproß. Allianzen werden geschmiedet und all der höfische Intrigenapparat in seiner Herrlichkeit zelebriert. Shakespeare und die Stücke für die er sich als Autor gibt geraten da oft in den Hintergrund.
Optisch und vom Score wird man aber wieder belohnt. Die Kulissen und Kostüme sind stimmig und auch CGI sorgt dafür, das man sich wirklich wie im alten, viktorianischen England fühlt. Die Darsteller leisten ebenfalls solide Arbeit, nur etwas eingängiger hätte das ganze gerne sein dürfen.
6/10

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