Warum auf Cameron Diaz nach „Bad Teacher“ mehr eingeprügelt wurde, obwohl sie schon deutlich schrägere Töne angeschlagen hatte (The Sweetest Thing; Charlies Angels), geschmacklosere Gags gerissen hatte oder in durchschnittlicher Konfektionsware (Liebe braucht keine Ferien, Gambit) mitgespielt hat, bleibt mir letztendlich ein Rätsel. Was sie selbst an der Rolle gereizt hat, kann ich mir aber vorstellen.
Klar, „Bad Teacher“ ist nicht wirklich untypisch, im Kern dann doch irgendwie eine Läuterungskomödie, aber abgesehen von generellen Ablauf verzichtet man auf das ganz starre bekannte Komödienkonzept und präsentiert den Ablauf als fluffig-anarchische Mischung eines geldgeilen Blondchens, das zwar nicht ausgesprochen dumm ist – stattdessen einfach nur an nichts außer Geld interessiert – aber angesichts eines erklärten Ziels zur raffinierten Hochform aufläuft.
Diaz als leicht anarchisches Möchtegern-Luxusweibchen, die kifft, säuft, flucht und als Masterplan eine teure Brustvergrößerung zwecks Erbeutung eines begüterten Typen plant, ist für sie und ihre patente Strahlkraft eine willkommen Plattform, wenn auch nicht ungewöhnlich originell entworfen.
Zwecks besserer Wirkung dieser übertriebenen Figur wird sie fröhlich in den schärfsten Konstrast zu den Karikaturen ihrer Umwelt gestellt: den trotteligen Schuldirektor, die dicke naive (aber freundliche) Kollegin, die strebsam-psychotische Konkurrentin, den knuffigen Sportlehrer, den idealistischen (neureichen) Junglehrer.
Ein Comic-Strip als Realverfilmung.
Der Humor…ist sicher auch nicht von der edelsten Güte, denn diese möglichst auf den plakativen Effekt schielenden Ausfälle aller Figuren sind standardisiert tabubrechend, also auf die bestmögliche Freigabe hochgerechnet. Oder runtergerechnet.
Was soviel heißt wie: an Geschmacklosigkeiten werden hier nicht neue Abgründe erschlossen – und dafür bin ich der Story auch ganz dankbar. Es gibt zwar mal ein paar Frauenbrüste zu sehen, aber ansonsten arbeitet sich alles nur an einer (seltsam unpassend ins Skript integrierten) Trockensexnummer mit ganz kurzem Fremdschämschütteln, die schon der halben Läuterung der Protagonistin geschuldet ist und daher eher zahm ausfällt.
Den Film grell und übertrieben zu gestalten, gelingt ansonsten aber ganz gut, vermutlich auch, weil niemand im Ensemble irgendwelche großen Hemmungen vor Albernheiten hat, am allerwenigsten Justin Timberlake, der den weichgespülten Modern-Folk-Lehridealisten mit großem Familienerbe in einer entnervend aufgeweichten Müsliform spielt. Jason Segel glänzt als Antipode eher mit latenter Schlagfertigkeit, Phyllis Smith gibt das dicklich-verzweifelt-aufrechte Klischee, ohne es gänzlich auszunutzen und Lucy Punch overacted sich durch ein gezähmt psychotische Version von Diaz selbst, in ein entnervend behütend-infantiles Korsett gezwängt.
Der Film versucht erst gar nicht, die Realität der Kunstfigur Elizabeth gegenüber zu stellen (sonst gäbe es hier kein Happy End, sondern würde wie in „Young Adult“ im Scheitern enden), sondern kann der Dreistheit der Diaz nur noch den energischen Wahnsinn als Widerpart bieten (wobei einige der schlimmsten Züge, die Punch hier ausspielt, tatsächlich von Pädagogen manchmal angewandt werden).
Elizabeth besteht eigentlich nur aus widerlicher Egozentrik, doch weil die Restrealität entweder deppert oder ekelhaft harmonisch oder kaputt daher kommt (wie z.b. auch die meisten Kinder und ihre Eltern), ist man dennoch – wenn auch widerwillig – auf ihrer Seite.
Hinterher bleibt nur eine Ansammlung schnelllebiger Gags, die genau so weit reichen wie die Pizza dazu vorhält, nervt aber nicht mit allzu forschen Plattheiten, als ginge es nur um den neuesten Tabubruch. Aber immerhin: keine extremen Längen, keine überflüssig konfektionierte Love Story!
Was man manchmal so braucht! (6,5/10)