Review

Bombiger Titel, knüppelharte Rolle, dicker Gagenscheck, das macht doch Appetit und ist mindestens in der Hälfte aller Fälle ein garantierter Griff ins Klo.
Sollte man hier aber nicht sofort vermuten, denn immerhin hat Ridley Scott die Regie inne und Demi Moore macht auch so manchen an oder klar, je nachdem.

Und damit die Kritiker sich nicht sofort wie die Geier darauf stürzen können, versucht der Film die ganze Palette seiner inszenatorischen Möglichkeiten auszuschöpfen. Moore macht also den Offizier, der nicht aufsteigen kann, weil die Kampferfahrung fehlt. Für sie ein persönlicher Fight um die Karriere, für eine faltige Senatorin der Kampf um Gleichberechtigung der Geschlechter. Und so alsbald auch für unsere Demi, denn die wackeren Mitauszubildenden aka Marines sind gar böse sexistische Jungs. Wer jetzt noch vermutet, daß man a) Demi rausdrängen will und b) alle nur von dem populären Wert der Aktion auf politischer Ebene profitieren wollen, kann über Los gehen und 8000 Euro einfahren.

Was ein knackiger Top-Gun-Verschnitt mit etwas Geschlechterkampf hätte werden können, gerät hier zum Krampf um Nichts. Allein die Klischeeanhäufung reicht dicke, um den Spaß am Drill zu verleiden.
Wer zweifelt denn noch daran, daß Demis Offiziersfreund gegen ihren Plan ist oder daß die Rekrutin von der ersten Minute an ihre überragenden Führungsqualitäten und ihre Hilfsbereitschaft in die Runde wirft, dies aber von den hier sich quälenlassenden Hirnis brutal abgelehnt wird, bis sie eines besseren belehrt wird. Diese Frau ist so gut und so hart und hat so viel Biß und ist dennoch so unglaublich weiblich, daß sie blöd genug ist, die ersten Ausbildungstage mit Haaren bis zum Gesäß durchzustehen, ehe es dann zur "Uuuh"-Rasurnummer kommt. Warum das der Frisör nicht machen darf...fragt mich nicht.

Die sorgfältig vorbereiteten Einzelteile des Films fallen dann auch mit zunehmender Laufzeit immer schneller auseinander. Rund um politische Macht wird die Gute einfach verkauft, indem ihr eine lesbische Affäre untergeschoben wird (aufgrund eines Arm-in-Arm-Bildes auf einer Frauen-Strandparty, bruhaha...). Doch als sie mit der Presse droht (uhu!), will es die wackere Senatorin irgendwie möglich machen. Wie? Was? Warum? Wie geht das jetzt? Hat plötzlich der Minister nichts mehr dagegen? Ist die Presse innerhalb von fünf Minuten an der Story nicht mehr interessiert? Fragen über Fragen, die aber komplett fallengelassen werden, auf das G.I.Jane nur bloß ihre Ausbildung fertig machen kann.

Das alles gipfelt (Mr.Cruise, wo sind sie, wenn man sie braucht?) in einem schön geklauten Echt-Einsatz in Libyen (ja, wo denn sonst...), wo sie ihre Qualitäten mal so richtig breittreten darf. Und es natürlich schafft.
Und doch richtet das völlig inkompetente Drehbuch, daß eh nur daran interessiert ist, eine Frau durch eine unmenschliche Ausbildungsmaschinerie zu drehen, sogar diese Sequenz zugrunde, als man in einer bedrohlichen Situation auf einen Nahkampf mit einem Soldaten hofft, der widerlich schnauzbärtige Ausbilder (Viggo Mortensen als komplett harter Hund) aber mit einem wirklich hirnlosen Zugriff den Mann von weitem erschießt und so die komplette Aktion gefährdet. Demi Moore sticht Libyer ab - das muß nicht sein, also dafür haben wir nun wirklich Männer.

Derlei Feigheiten, Halbheiten und diverse plakative Sequenzen füllen den Film bis zum Rand, so daß von einem Mr.Scott gar nichts zu sehen ist, eher schon von den üblichen Gegenlicht-Trainingsszenen. Und wenn ich dann noch mitansehen muß, was für einen Raum ihr Mitrekrut einnimmt, der sich ständig nur mal eine Nacht mit ihr wünscht (später eine halbe), dabei sabbert und mit den Augen rollt, dann ist der Bodensatz erreicht. Nach diesem Film dürfen sich die Männer übrigens wegen Sexismus beschweren. Sind eh alles Mädchen hier, außer Demi! Aber die heißt ja hier auch "Jordan" mit Vornamen. Schön ambivalent, gelle? (3/10)

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