Review

Lag es daran, dass Ridley Scott (Blade Runner) nicht genug Geld für sein Epos "Gladiator" hatte, und so für die US-Army einen Werbefilm namens "G.I. Jane" drehen musste, damit er sein Mammutprojekt doch noch finanzieren konnte? Man weiß es nicht. Aber möglich wärs. Erweist sich Mr. Scott sonst immer als fähiger Regisseur, so jagt er ihr eine muskelstrotzende und kahlrasierte Demi Moore (3 Engel für Charlie - Volle Power) durch einen pseudokritischen und vor Klischees triefenden Army-Werbefilm.

Schluss mit der Diskriminierung am Arbeitsplatz: Erstmals nimmt eine Frau am Rekrutentraining der knochenharten Elitetruppe "Navy SEALS" teil. Mit eisernem Willen steht Offizierin Jordan (Demi Moore) den Drill durch. Dabei muss sie sich gegen die Anfeindungen ihrer Kameraden zur Wehr setzen.

Mit geschwellter (oder eher silikongefüllter) Brust voraus tritt Demi Moore hier den Film-Dienst an der Waffe an. Und hübsche Muskeln hat sie sich antrainiert. Mehr ist da dann aber auch nicht. Schauspielerei findet man bei ihr nirgends. Eher spielt sie ihren Charakter aus "Eine Frage der Ehre" weiter, der mal halt gerne zum Pappkameraden ausgebildet werden will. Anne Bancroft (Codename: Nina), die bereits schon Bridget Fonda den Spaß am Feminismus verdorben hat, spricht ständig mit gespaltener Zunge und darf auch mal ein bisschen intrigieren. Wird Zeit, dass man sie ins Altersheim von Hollywood abschiebt. Und Viggo Mortensen (Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs) kann lediglich mit der Standartausstattung eines jeden Drill-Instructors glänzen: rumbrüllen, Rekruten zusammenscheißen und angepisst gucken! In einer Nebenrolle turnt dann noch unser Badelatschen-Jesus James Caviezel (Die Passion Christi) als sexistischer G.I. durchs Bild.

Eigentlich müsste "Die Akte Jane" doch der Lieblingsfilm von Alice Schwarzer sein, oder? Die würde nicht einmal die klischeebeladene Story stören. Denn an Klischees haben wir so gut wie alles da: die moppenden Kameraden, die intrigante Senatoren-Schlampe, der harte Drill-Instructor und eine nicht aufgebende Demi am Schluss. Im Finale dürfen die "guten" Amis dann mal eben ein paar "böse" Libyer aufmischen, wobei G.I. Jane ihren Mann stehen darf. Was haben diese Libyer denn so Böses getan, damit sie eben böse sind? Genau dies erfährt man nicht, und die selbe Fragen stellen sich wohl auch momentan die US-Soldaten im Irak. Dann enthält man uns noch einen Zweikampf zwischen G.I. Jane und einem Libyer vor, indem Volldepp Mortensen den "bösen" Gegner schnell wegballert und dadurch beinahe die ganze Mission in den Sand setzt. Am Schluss wird der angeschossene Drill-Instructor noch von Knallhart-Demi aus einer brenzeligen Situation gerettet, damit die Kollgen die "bösen" Libyer in alle Himmelsrichtungen bomben können. Der Ami ist darauf auch noch stolz: egal warum die uns ans Leder wollten, Hauptsache wir durften ein paar schmierige Ausländer umlegen! Es gibt noch soooo viele Klischees in diesem Film, doch es würde wohl die Kapazität dieser Review sprengen, wenn ich sie alle aufzählen würde. Ach ja... und der guten G.I. Jane wird natürlich noch eine Lesben-Affäre angehängt, damit man sie aus dem Training kicken darf. Doch nachdem der weibliche Pappkamerad ein paar Worte mit der Senatoren-Schlampe gewechselt hat, darf sie wieder mit ihren Kollegen marschieren. Der Grund, warum sie wieder so schnell ins Training darf, bleibt hier verborgen. Da hatte dann wohl keiner was gegen.

Im Prinzip habe ich nichts gegen Militär- oder Kriegs-Filme. "Black Hawk Down" (auch von Ridley Scott), "Der Soldat James Ryan" und "Wehrlos - Die Tochter des Generals" sind ein paar Beispiele, bei denen mir das Anschauen Spaß gemacht hat. Doch wenn man dann einen solchen Film mit massenweise Klischees, Pseudo-Kritik und Ami-Patriotismus versalzt, wie das bei "G.I. Jane" der Fall war, dann vergeht mir der Appetit auf solche Werke.

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