Weitverzweigter und sich gleichzeitig auf das Wesentliche konzentrierender Thriller, als persönliche Machtstudie und Beobachtung der Gewaltenteilung im Staate, geschrieben von Park Hoon-jeong, für den 2010 mit dem Hattrick von I Saw the Devil [ Autor ] und The Showdown [ Autor und Regisseur ] das Jahr des umfassenden Durchbruchs war. In den subsumierten Themen untereinander durchaus nicht unähnlich, wenn dennoch mit genügend Abgrenzung außerhalb der schlichten Wiederholung gehalten, wird auch hier ein Kampf um die Vorherrschaft und das Aufeinandertreffen zweier oder mehrerer Individuen mit starren Zielen und variablen Mitteln und Wegen des Erreichens erzählt. Fern einer schlichten Unterscheidung von Gut und Böse und auch fern einer eindeutig nachweisbaren Befehlsgewalt, da sich das Regiment alle wenige Minuten je nach Situation und so immer unter Anspannung auf die nächste Wendung, das nächste Gewicht in der Handlung drehen und ändern kann. Unfair Dealings [ wörtliche Übersetzung ]:
Seoul, Mai 2010. Seit mehr als drei Monaten und ohne Hinweise auf den Täter und andere Fahndungserfolge der National Police Agency ist ein Serienkiller unterwegs, der es bevorzugt auf Schulmädchen und deren Vergewaltigung und anschließende Ermordung abgesehen hat. Mittlerweile durch die verunsicherte Bevölkerung und die zusätzlich aufstachelnden Medien an die Wand gestellt, und durch Übersprungshandlungen der entnervten Polizisten unter Druck geraten, setzen die Verantwortlichen der Dienstbehörde den für seine Ergebnisse reputierten, aber um ausstehende Beförderungen gebrachten Captain Choi Cheol-gi [ Hwang Jeong-min ] ein. Dieser kann sich mithilfe seines Teams vom Metropolitan Investigative Services auch schnell auf den zwar auch Verdächtigen, aber Alibis seiner Frau vorweisen könnenden Lee Dong-seok [ Woo Don-gi ] festlegen, einen geistig leicht eingeschränkten, mittlerweile ein normales Familien- und Arbeitsleben vorweisen könnenden, aber zuvor aufgefallenen Mann. Da man dringend und im Eifer des Gefechtes auch notgedrungen unschuldiges Bauernopfer vorweisen muss, lässt der durch eigene kleinere Verfehlungen in die Bedrängnis geratene Choi durch den zwielichtigen Geschäftsmann Jang Seok-goo [ Yoo Hae-jin ], einem früheren Kriminellen, und aufgefordert und unterstützt durch seine Vorgesetzten den harmlosen Lee als vermeintlichen Massenmörder unter Androhung von Gewalt "abrichten" und der wartenden Allgemeinheit als Sündenbock vorwerfen. Doch nicht nur Jang meint, plötzlich Oberwasser durch Erpressung des Polizisten für eigene Dienste zu haben, auch der Staatsanwalt Joo-yang [ Ryoo Seung-beom ] schöpft Verdacht und sieht die Möglichkeit der Nutznießung daraus.
Abgesehen von einer fulminanten Einleitung, die mit einfacher, umso rasanter Methodik die Zusammenfassung des dramaturgischen Rahmens in Form von Zeitungsberichten und Fernsehnachrichten zusammenfasst, die ist die Regie von Ryoo Seung-wan eher auf die umfassende Kontrolle des Ganzen und abseits einiger hervorstechender Momente weniger auf ein Brillieren im einzelnen, sondern im allgemeinen Effekt erpicht. Die Geschichte ist gefüllt, mit immens wichtigen und gerade für die gegen- und wechselseitige Rhetorik entscheidenden Nebenschauplätzen. Der Fortgang ist eng gestrafft, wie im kleinsten, teils auch ermüdenden, da nur wenige Tage umgreifenden und dafür vielzähligen Detail gefasst, mit übermäßig viel Dialogarbeit, die allerdings aufgrund von Leichtigkeit des Ausdrucks und adäquaten Spiel keine Einförmigkeit, sondern die nahezu stete Anspannung mit wenig Atempausen hervorrufen.
Das hier angesprochene 'Like a family' Netz von Polizei, Staatsanwaltschaft, Presse und den Finanziers der vermeintlichen Zivilisation wird hier durch markante Einzelfiguren eher in der Mittelschicht der Rangordnung vertreten; Personen mit Motiv, Motivation und Fähigkeit, die sich nicht mehr im Rädchen selber abstrampeln, sondern nach oben freikämpfen und dort die frische Luft und die Ernte ihrer Arbeit geniessen wollen. Für diesen Kampf ist jede Waffe und jedes Pulver recht, wird mit eigentlich allgemeiner Korruption, Bestechung, dem Ausnutzen von Beziehungen und Gefallen gewerkelt, was das Gefüge von Einfluss, Geltung und letztlich dem Nachdruck auf Andere immer wieder verschiebt. Der anfängliche Aufhänger des Serienkillers dabei nur der Auslöser, die Veranlassung, nicht die Ursache des ausbrechenden Hickhacks, mit einer Nichtigkeit des Daseins, die ihn schnell und bald zum nützlichen, aber ansonsten auch vollkommen unbeachteten MacGuffin degradiert. Graduiert werden dafür die vermeintlich trocken erscheinenden Gemauschel um ein mysteriöses Wettbüro, Chois nicht koscheren Schwager, der ihn öfters in die Bredouille und das Zielvisier von Joo-yang bringt und vor allem ein im Bau befindliches Hochhaus, dass sich Jang mit kleinen Tricks als Eigentümer unter den Nagel gerissen hat. Ein "spectacular fuck-up" aller Beteiligten, denen es sämtlich nicht um Pflicht und Recht und dafür mitsamt ihrer Helfer und Helfershelfer um Akquisition eigener und Dereliktion der anderen Vor- und Nachteile geht.
So ist zwar im Grunde Ton und Optik des "You only trip when you're on the rise, not when you're going down" Geschehens wie gleichfalls in anderen, gerade aus Korea in rauer Marge und durchaus gleichbleibend stetiger Qualität produzierten crime thriller derselbe markant dunkelblau bis schwarze und ansonsten recht monochrome Fläche aus Polizeitätigkeit und Verbrecherhatz. Ist durch den Verlust der Wichtigkeit dessen und des dafür zunehmenden Aufreibens in Grabenkämpfen um das Wollen von Autorität und Kontrolle das eigentliche Augenmerk immer eine Spur daneben und selbst in der Fülle der Konkurrenz noch erfrischend und dramatisch in seiner glaubhaften Notwendigkeit, einem Naturprinzip der Beteiligten gleich gehalten. Schwankend zwischen urbanen Realismus, Noir-Nihilismus, sozialer Anklage – mit beeinflussend waren kurzzeitig zurückliegende Skandale der landeseigenen Obrigkeit – nicht wirklich mit, sondern viel in Null-Botschaft, da höchstens einem Hauch von Moralismus und zusätzlich auch dem gewissen unterhaltenden Eskapismus, in dem das ständige und sture Bekriegen um die nächste Sprosse auf der Karriereleiter auch den gewissen Unsinn, Schwarzen Humor und manche peinliche Fehlleistungen der Involvierten mit in sich trägt.