Midnight in Paris (2011)

Geistreiche Unterhaltung oder guter Mitternachtsschlaf in Paris ?

Zumindest für vermeintlich belesene Overground-Bildungsbürger wird die Story des Drehbuchautors Gil Pender (Owen Wilson) der alleine abends in Paris auf historische Personen der 20er Jahre wie u.a. Hemmingway, Picasso, Dali, Matisse und Fitzgerald trifft in Schwarze treffen, denn hier konnte Regie-Altmeister Woody Allen aus dem Vollen schöpfen. Hieraus bezieht MIDNIGHT IN PARIS seine Stärken auch wenn das Namedropping bekannter Personen doch etwas übertrieben und überladen erscheint.

Was allerdings fehlt, ist der typische Esprit und Humor der Szenen, der stets in Woody Allen Filmen für Momente sorgte, die man sich noch nach dem Filme gegenseitig erzählt hat. Zudem läuft auch einiges recht klischeehaft und unglaubwürdig in Bezug auf die Dialoge ab, die teilweise sehr konstruiert wirken. Es polarisiert der recht ereignislose Erzählstil schon relativ stark und mehrere meiner Mitseher halten Woody Allen vor, bei MIDNIGHT IN PARIS sehr starke narrative Probleme zu haben und dadurch keinen konsistenten Erzählfluss zustandezubringen.

Es ist sicherlich nicht sein stärkstes Werk. Auch bei hat das sehr reduzierte Konzept der historischen Begegnungen ohne ein konsequente umgebende Story und der sehr relaxte Umgang mit Spannungsmomenten nicht gezündet. Da hilft auch nicht der nicht enden wollende zauberhafte Vorspann und das gute Ende. Somit kann ich MIDNIGHT IN PARIS für eine sehr entspannte Unterhaltung zu nicht zu später Stunde für Allen-Komplettisten ohne große Erwartungen durchaus empfehlen.

Lasse ich die letzten Werke von Woody Allen Revue passieren stelle ich erschreckt fest: konnte ich in MATCH POINT noch gute Momente und seine Handschrift erkennen, war schon VICKY CHRISTINA BARCELONA ein mehr durchschnittliches Liebesdrama und MIDNIGHT IN PARIS ist nun der dritte Beitrag in Folge in dem Amerikaner der Mittelschicht aus ihrem beschränkten Rahmen ausbrechen und Probleme in Liebe und Leben neu aufrollen wollen. Somit wird es Zeit für neue Themen, Mr. Allen !

5,5/10 Punkten