Aus der späten Phase von P.M. Entertainment stammend, kann „Hot Boyz“ zwar noch solide Unterhaltung bescheinigt werden, von den Vorzweigewerken des Studios ist man dennoch meilenweit entfernt. Der redliche Versuch sich zusammen mit No Limit Films ein Stück weit von seinerzeit damals auch schon zu abgenudelten Strukturen zu distanzieren, leidet unter seinem schwachen Drehbuch, vielen Klischees und leider auch zu wenig Action. Dabei ködert man mit Gary Busey („Point Break“, „Under Siege“), C. Thomas Howell („The Hitcher“, „The Sweeper“) und Jeff Speakman („Deadly Outbreak”, „Land of the Free”) dem Genrefan mit bekannten Hausmarken, besetzt aber gleichzeitig ein paar Rapper in den Hauptrollen, damit auch alles megacool und oberlässig erscheint. Das hat zur Folge, dass speziell Speakman und Howell nur bessere Cameos absolvieren, während der musikalische Hintergrund maßgeblichen Einfluss auf den Stil des Films geltend macht.
Wer den ähnlich gelagerten „No Tomorrow“ schon kennt, der wird etliche Parallelen zu „Hot Boyz“ entdecken. Regisseur und Drehbuchautor Master P holte für diesen Film allerdings zusätzlich noch seine konkret krassen Brüder Silkk Tha Shocker und C-Murder als Verstärkung mit an Bord, die zusammen mit ihm in zu großen, ausgeleierten Klamotten mächtig auf dicke Hose machen können. Nun ja, diese Elemente treffen bei mir grundsätzlich auf sehr wenig Gegenliebe in Filmen.
Die höchst triviale Story um den talentierten Rapper Kool (Silkk Tha Shocker), der auf die schiefe Bahn gerät als seine Freundin in den Bau wandert, nachdem sie einen sterbenden Undercover-Cop die Hand gehalten hat, daraufhin im Knast von einem korrupten Cop verprügelt wird, ihr Baby verliert und infolge der Verletzungen stirbt, ist allerdings nicht weiter von Belang. In dem Bemühen auch ja kein Fettnäpfchen auszulassen, hat der Bengel nichts Besseres zu tun als in Nullkommanichts eine eigene Verbrecherorganisation hochzuziehen, obwohl er ursprünglich blutige Rache an den Mördern üben wollte. Prioritäten ändern sich eben. Weil sein väterlicher Freund Master Keaton (Speakman) darüber hinaus auch nichts zu melden hat, lebt er bald im Saus und Braus, knallt seine Kumpel über den Haufen und dealt sich eine goldene Nase. Von Schmerz und Trauer keine Spur mehr.
Master P besitzt immerhin das nötige Talent, um die tempoarme Geschichte soweit unterhaltsam zu gestalten. Die ewige Rap-Mucke passt sogar recht gut zur Atmosphäre des ghettolastigen B-Movies und die Darsteller agieren recht authentisch (In meiner begrenzten Phantasie stelle ich mir das so ähnlich jedenfalls auch vor). Wirklich interessant, wird der Film allerdings erst, wenn Stunt-Koordinator Spiro Razatos das Zepter übernimmt. Die Verfolgungsjagden, zwei an der Zahl, reichen schon nicht mehr an die Infernos früherer P.M. – Produktionen heran, sind aber immer noch sehenswert, zumal es einen arschgeilen Überschlag (mit Explosion, aus zig Einstellungen, *sabber*) zu begutachten gibt. Die Shootouts sind dagegen etwas rarer gesät, allerdings solide in Szene gesetzt, ohne dass man sie als Highlights nennen müsste. Das ewige, pseudocoole Schräghalten von Waffen geht dabei allerdings gewaltig auf den Wecker.
Dagegen nerven allerdings die unzähligen, schön hintereinander aufgereihten Standardsituationen, zumal da Einiges auch reichlich unpassend wirkt. Kool erhält, wohlgemerkt als Rapper, den schwarzen Gürtel in Karate und knüppelt alles zu Mus, was ihm im Weg steht, führt eingangs noch eine viel zu ausführlich wiedergegebene Romanze und gibt später nur noch den großmäuligen Gangsterboss, der niemandem mehr trauen kann und selbst seine eigenen Freunde observieren lässt. Um seine Freundin aus dem Gefängnis zu holen, lässt er sich von den Bullen als Spitzel einspannen, wird später verraten, will eigentlich Rache nehmen und versteht sich dann doch nur als Gangster. Alles schon mal besser dagewesen. Ein schläfriger Snoop Dogg wieselt übrigens auch um ihn herum.
Ganz witzig ist in der Beziehung nur Gary Busey, der mit Hingabe den schmierigen Cop spielt. Zuhause verfügt er gleich über eine ganze Glasvitrine voller geladener Waffen, die Kool sich postwendend abholt, um seinen Feldzug zu starten. Herrlich die Szene, als die Tänzerin in Garys Büro erscheint und ihre Unschuld beteuert, worauf er erst einmal eine Uhrzeit klar macht...^^
Der Rest ergibt sich nur aus Plotversatzstücken, die Master P so dicht staffelt, dass das Geschehen kaum damit hinterherkommt sie abzufrühstücken. Die Logiklöcher klaffen deswegen besonders auf. Dementsprechend schlecht steht es auch um den kaum existenten Spannungsbogen, zumal „Hot Boyz“ zeitweilig auch ein Drama sein möchte. Selbst der Kniff die Schose rückblickend zu erzählen, sorgt für keinerlei Akzente. Dafür mangelt es einfach an kurzen Erläuterungen, wie Kool überhaupt seine Organisation so fix gründete und vor allem Tempo. Der arg schwankende Rhythmus des Films, mal Hü und mal Hot, lässt darüber hinaus keinen Drive zu, dem ein besserer B-Actioner normalerweise anhaftet.
Fazit:
Das einfallslose Drehbuch verdirbt dem Genrefan den Spaß. Die beiden Verfolgungsjagden sind gut inszeniert, wenn auch zu kurz und der Shootout am Ende wird ebenfalls ganz solide umgesetzt, der Rest des Films langweilt aber eher mit zu vielen Klischees und einer Geschichte, die zu brav nach allen gängigen Konventionen des Genres gestrickt wurde. Der Rap-Style von „Hot Boyz“ war darüber hinaus auch nicht mein Ding und einige sehr dämliche Momente (Wie nennen wir unsere Bande jetzt....?) sorgen regelmäßig für Tiefpunkte. Kompletthalber kann man den als P.M. Entertainment – Fetischist schon einmal mitnehmen, aber da haben Pepin und Merhi doch viel bessere Kracher auf dem Kerbholz.