"Auch Killer haben ein Gewissen."
Jeffrey Chow (Chow Yun-Fat) ist ein Auftragskiller. Schnell und Präzise erledigt er seine Opfer, die aus korrupten Politikern, Drogenbossen oder anderen Kriminellen bestehen. Als er bei einem Auftrag versehentlich die Barsängerin Jennie (Sally Yeh) verletzt, die daraufhin annähernd blind ist, überdenkt er seine Tätigkeit. Fortan kümmert er sich um Jennie, die ihn durch ihre Verletzung nicht erkennt. Ein letzter Auftrag soll eine teure Augenoperation in den USA ermöglichen. Sein bester Freund Sydney Fung (Chu Kong) beschafft ihm ein weiteres Attentat für 1,5 Millionen Dollar. Nach erfolgreichem Abschluss denkt der Auftraggeber Johnny Weng (Shing Fui On) aber nicht daran Jeffrey auszuzahlen und fordert stattdessen seine Ermordung. Gleichzeitig verfolgt Inspektor Dan Li (Danny Lee) eine Spur, die zu Jeffrey's Freundin Jennie führt.
"The Killer" oder alternativ auch "Blast Killer" gehört zu den angesehensten asiatischen Actionfilmen. John Woo ("Windtalkers", "Im Körper des Feindes") legt hier den Grundstein für einige Filme, die er später in Hollywood produzierte. Wiederzuerkennen ist die traditionelle, stilvolle Geschichte um zwei Personen, die in ihren Tätigkeiten gegensätzlich, menschlich aber sehr ähnlich sind, sowie die sehr ästhetische Visualisierung von Action und Gewalt.
Der Spanungsbogen ist zunächst mäßig. Nicht nur der asiatische Stil und die altmodische Präsentation wirken sperrig auf das westliche Publikum. Die Einbindung eines glücklicherweise schlicht gehaltenen Beziehungsdramas sowie das recht komplexe Geflecht aus zahlreichen Interessengruppen machen es manchmal nicht einfach, der Handlung zu folgen. Die vielseitige Geschichte ist für einen Actionfilm jedoch erfreulich.
Dank sympathischer Identifikationsfiguren fällt es dem Publikum leicht sich einzuarbeiten, obwohl nur wenige einer Gut- / Böse-Zeichnung unterliegen. Nicht ganz so harmonisch ist das Glorifizieren einer heroischen Männerfreundschaft. Diese mit Pathos unterlegte Beziehung geht soweit, dass sich homoerotische Züge entwickeln, die "The Killer" schon annähernd albern machen.
In seinen Actionszenen ist der Film gnadenlos. Blutige Einschüsse, spritzendes Blut sowie getroffene Frauen und Kinder sorgen für eine Kategorisierung in der Erwachsenenunterhaltung. In sinnvoll verteilten Szenen lässt sich Woo's furiose Handschrift erkennen: Zeitlupen und eingefrorene Einstellungen, flotte Perspektivenwechsel und Schnitte, wuchtige Schießereien und brachiale Materialschlachten, inklusive elegant durchfliegender Tauben. Der angenehm schonungs- und kompromisslose Verschleiß an Figuren erfolgt in absolut durchchoreographierten Sequenzen, die übertrieben sind, optisch aber unglaublich gut aussehen.
Chow Yun-Fat ("Hard Boiled", "Tiger and Dragon") sowie Danny Lee sind überzeugende Darsteller und präsentieren ihre Rollen glaubwürdig. Zum späteren Zeitpunkt funktioniert auch die Harmonie zusätzlich mit Sally Yeh und Chu Kong, die beide in ihren Nebenrollen eher unscheinbar wirken.
"The Killer" ist leicht in die Jahre gekommen und hat einige Konkurrenz bekommen. Dennoch funktioniert dieser erste von John Woo absolut durchchoreographierte Actionfilm noch gut. Die Action ist hervorragend, die Emotionen gut durch die Darsteller wiedergegeben. Geschichte sowie Figuren sind zweckmäßig und können in machen Momenten überraschen. Neben der sehr asiatischen Aufmachung muss sich der Film noch Kritik durch das Ende gefallen lassen, das allzu plötzlich kommt und Handlungsstränge offen lässt.
8 / 10