Face Off und Harte Ziele - dies waren und sind zwei der besten Actionfilme der 90er Jahre und dementsprechend hoch war auch die Erwartungshaltung diesem Film gegenüber, zudem ich vom letzten Woo Film Paycheck doch ein wenig enttäuscht war.
Zum Inhalt:
In The Killer (alternativ Blast Killer) spielt Chow Yun Fatt den Profikiller Jeff, der nach jahrelangen Auftragsmorden die Nase voll und steht kurz vor seinem Ausstieg aus dem Geschäft. Bei einem seiner letzten Aufträge verletzt er jedoch versehentlich eine unbeteiligte Person, die junge Sängerin Jennie, gespielt von Sally Yeh) so stark am Auge, dass diese geblendet wird und fast blind ist. Diese Situation lässt ihn nicht mehr los und er ist geplagt von Schuldgefühlen, die ihn dazu bewegen, Jennie aufzusuchen. Beide lernen sich näher kennen und schließlich lieben und Jeff will durch einen letzten Auftrag, einem Attentat auf den Triaden Boss Tony Weng - in Auftrag gegeben durch dessen Neffen Johnny - das Geld erarbeiten, eine Augenoperation für Jennie zu bezahlen und aus dem Geschäft auszusteigen. Das Attentat gelingt, doch Jeff wird dabei von den zwei Cops Li (Danny Lee), der seit Monaten hinter dem Killer ohne Gesicht und Namen her ist und Randy (Kenneth Tsang) verfolgt, kann jedoch nach einer wilden Schießerei entkommen. Doch Johnny denkt anschließend nicht daran, Jeff auszuzahlen, sondern beschließt, diesen umbringen zu lassen. Im Verlaufe der weiteren Geschichte kommt es zur überraschenden Wendung im Verhältnis des Polizisten Li und des Killers Jeff und artet in einem fulminanten Ende aus.
Schauspieler:
Hauptdarsteller Chow Yun Fat hat mir als Killer persönlich gut gefallen, er spielt diesen glaubhaft und ist keine reine, gewaltsame Tötungsmaschine, sondern ein emotionaler Mensch ist, dem Ehre, Liebe, Zuneigung und Freundschaft nicht egal sind, der aber dennoch knallhart ist, wenn es darum geht, seine Widersacher auszuschalten. Gerade diese Ambivalenz macht die Figur des Jeffs interessant und ist eine Abwechslung vom Genreallerlei des Bösen ohne Werte.
Ebenso hartnäckig und entschlossen, aber weniger brutal, ist der Cop Li, der passabel von Danny Lee gespielt wird und für meinen Geschmack fast den ganzen Film über so wirkt, als würde er ständig schmunzeln und ich ihn aufgrund dieser Mimik für etwas unpassend in dieser Rolle empfinde, auch wenn er am Ende des Film durch eben diese Mimik wieder etwas Boden gut machen kann.
Jenny spielt ihre Rolle ebenfalls recht gut und verkörpert die Figur der blinden Sängerin glaubwürdig. Zu den restlichen Schauspielern kann ich nicht viel sagen, sie waren meines Erachtens soweit okay.
Was mir an diesem Film besonders gefiel, war der Wechsel, den John Woo zwischen den Filmelementen machte, indem er wilde Schießereien, die natürlich Woo typisch gekonnt ins Szene gesetzt wurden, mit Drama-typischen Elementen kreuzt und dem Film so seine ganz eigene Note aufsetzt. Es wird geschossen und geballert, ständig sieht man im zeitlupentempo wie Bösewicht um Bösewicht dezimiert wird und der Hauptdarsteller dem ganzen gekonnt als One Man Army entkommt, auch wenn er manchmal Blessuren davon trägt. Dann wiederum sieht man ruhige Elemente, das kennen lernen zwischen Jeff und Jennie, die Szenen mit Jeff und seinem Freund, wo es um deren Freundschaft geht.
Gespickt wird das ganze mit verschiedenen Moralen, zum Beispiel der Hinterfragung des Killers Jeff durch den Polizisten Li, der damit nicht nur versucht zu verstehen, was die Absicht des Killers bei seinen Taten ist, sondern auch die Beweggründe, die ihn dazu treiben zu verstehen und schätzen zu lernen.
Das fulminanten Ende ist natürlich ein Leckerbissen für alle Freunde des Actionkinos. Es wird mit guten Kameraperspektiven gearbeitet, Woo-typische Zeitlupenaufnahmen finden statt, es gibt massig Wumms und viele Leichen und natürlich darf auch die weiße Taube nicht fehlen.
Zudem wurde vereinzelt etwas Humor hinzugefügt, wobei mir die Kosenamen, die sich der Polizist Li und der Killer Jeff beim Gespräch in Jennies Wohnung geben, humoristisch gesehen am besten im ganzen Film gefielen.
Einen kleinen Kritikpunkt muss ich dem Film, mal abgesehen von der Figur des Polizisten Li, noch anheften. Manches Mal fühlte ich mich etwas überrumpelt von der Story, die an einigen Stellen einfach zu konstruiert wirkte. Sei es nun die Stelle, wo Jeff rein zufällig im selben Parkhaus wie die Gangster ist und die Gespräche zwischen ihnen und seinem Freund mithört oder auch an 2 anderen Stellen, wo auf einmal plötzlich Leute erschienen oder Dinge auftauchten.
Alles in allem trübt das jedoch den Gesamteindruck des Film nur wenig. Die Laufzeit war mit 107 Minuten vollkommen ausreichend, die Handlung war, bis auf 2 kleine Dinge, straff und logisch erzählt, die Moral verständlich, die Beweggründe nachvollziehbar und das Ende toll. Fazit: Empfehlenswert!