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The Killer - "Ein Meisterwerk"

The Killer, dessen kantonischer Name übersetzt soviel wie "Zwei blutvergießende Helden" bedeutet, ist eines der größten Actionfeuerwerke der Filmgeschichte! John Woo, auf dem Höhepunkt seiner Karriere , schafft ein unglaubliches Werk, dessen emotionale und tuhigen Momente genau so überzeugend sind wie die perfekt geschnittenen und in Szene gesetzten Actionsequenzen.

Jeffrey , der Killer, verletzt bei einem Auftrag versehentlich eine junge Sängerin, gespielt von Sally Yeh, und raubt ihr das Augenlicht. Von Schuldgefühlen übermannt nimmt er einen letzten Auftrag an, um eine Augenoperation für sie bezahlen zu können.
Dabei kommt ihm aber ein Cop auf die Schliche, der alles dafür tut, um Jeffrey zu fassen. Im Laufe des Films werden aber beide, der Cop und der Killer ihre Gemeinsamkeiten festellen und sich zusammen zu schließen, um gegen Jeffreys ehemalige Auftraggeber vorzugehen, die es auf ihn abgesehen habe.
Gemäß des Ying/Yang-Prinzips, das aus dem einen sein vollkommenes Gegenteil werden kann, wird aus dem Cop der Killer und aus dem Killer der Rechtschaffende werden.

Freundschaft und Moral sind die wichtigsten Werte, die John Woo versucht mit seinen Film zu vermitteln. Freundschaft ist das höchste Gut und die damit verbundenen Pflichten sind einzuhalten. Besonders schön wird mit Hilfe einer Parallelmontage die Freundschaft von dem Killer und dem Cop und das entdecken ihrer gleichen Vorstellungen von Freundschaft und Moral verdeutlicht. Diese Szene gehört zu einer der ruhigen Momenten des Films, die sich klasse in den Film einfügen und für ganz besondere Augenblicke und Atempausen zwischen den knallharten Actionszenen sorgen. Das Wechselspiel in einer solch hohen Qualität habe ich nie wieder in einem anderen Film gesehen. Dadurch wird eine besondere Atmosphäre erzeugt, die Bezüge zwischen Protagonisten und Zuschauern erzeugt und uns Einblicke in die emotionale Ebene von den Akteuren gewährt. Tugend, Moral, Ritterlichkeit, Ehre und Freundschafft sind die
Leitmotive, die besonders in den ruhigen Momenten des Films
hervorgehoben werden. Die Motive ziehen sich durch den ganzen Film, ohne aufdringlich zu wirken. John Woo lässt niemanden mit dem Zeigefinger predigen, macht aber trotzdem seine Vorstellungen deutlich.

Was das westliche Kino noch bis heute nachhaltig beinflusst hat, ist die grandios in Szene gesetzte Action. Fast schon Balletartig, wie ein Tanz insziniert, mäht sich der Killer durch seine Gegner. Perfekt gesetzte Schnitte tragen einen großen Teil zum Gesammtbild bei. Dabei ist John Woo unglaublich kreativ und schafft außerordentliches: Die blutigen Shoot-outs wirken ästhetisch! Was die BpjM für Menschenverachdend hält, ist einfach eine Ästhetisierung von Gewalt! Dabei meint es John Woo mit seinem Film aber ernst, bitter ernst. Das Ableben der Gegnerhorden wird zumeist in Zeitlupe gezeigt, eine Idee, die sich Hollywood für viele seiner ActionFilme abgeguckt hat (Matrix, ...).
John Woos außerordentliche Fähigkeiten zeigen sich aber nicht nur in den hervorragenden Actionsequenzen, sondern auch in den anderen Szenen. Die Actionszenen, auf die der Film immer reduziert wird, dienen eigentlich nur der Charakterentwicklung und stehen nicht, wie so mancher meinen mag, im Mittelpunkt.

Unterstützt wird der Film von der klasse Schauspiellesitung von Chow-Yun Fat, dem unglaublich charismatischen Killer, der Jeffrey nicht hätte besser verkörpern können. Er agiert dabei längst nicht so ungeschickt wie in "A better tommorrow".

Ein einziger Wehrmutstrophen ist allerdings die Story. Diese bewegt sich auf relativ einfachem Niveau, ohne anspruchsvoll zu werden. Überraschende Wendungen oder gut durchdachte Dialoge sucht man vergebens. Das braucht der Film aber auch gar nicht. Für John Woo war die Vermittlung seiner Wertevorstellungen viel wichtiger als eine gut druchdachte Story. Dies wiederum darf aber nicht falsch verstanden werden! Emotional gesehen bewegt sich der Film auf aller höchstem Niveau, auf die Gefühlsebene wird mit ausdruckstarken Bildern eingegangen und das Agieren der Personen wirkt glaubwürdig.

Für John Woo Einsteiger, oder generell für Leute, die sich mit dem asiatischen Kino nicht so sehr auskennen, ist dieser Film ein perfektes Werk zum eintauchen in doch sehr andere Welt des Filmemachens. Das beweist der unglaubliche Erfolg und Bekanntheitsgrad des Films, auch in der westlichen Welt. Besonders angetan war Tarantino, der in Kill Bill Vol. 2 teilweise ganze Gespräche übernahm, oder wie in Jackie Brown geschickt auf den Streifen anspielt ("Zeig
diese Wumme nur einmal im Kino und jedes Arschloch will eine haben, das
ist `ne totsichere Sache. Als dieser Hongkong-Streifen rauskam, wollte
jeder Nigger auf der Welt `ne 45er und die wollten nicht bloß eine -
die wollten zwei. Weil jeder "The Killer" sein wollte.").

Ein Absoluter Klassiker!

10/10

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