Mit "City Wolf" enstand durch den Hongkong Regisseur John Woo das Heroic-Bloodched Kino. "The Killer" wird als das Aushängeschild des Actionregisseurs zitiert, ist meiner Meinung nach jedoch ziemlich überschätzt. "Hard Boiled" ist mein absoluter Favorit seines Honkongkinos und auch "Bullet in the Head" fand ich wesentlich besser. John Woo schaffte es 1993 mit dem Van Damme Kracher "Hard Target" in Hollywood Fuß zu fassen. Es folgten mit "Operation: Broken Arrow" und "Face Off" großes Kino von Woo, doch heute hat er seine Munition verschossen. "M-i:2" enttäuschte, "Windtalkers" ging noch in Ordnung, doch "Paycheck" war reine Routine. Ich bin gespannt ob Woo nochmal back to the roots findet.
Jeffrey (Chow Yun-Fat) ist ein hochbezahlter Profikiller. Bei einem Auftrag verletzt er die Sängerin Sal (Sally Yeh) ausversehen, doch sie verliert ihr Augenlicht. Jeff hat Gewissensbisse und freundet sich mit Sal an, um ihre Augenoperation in den USA bezahlen zu können, übernimmt er einen letzten Auftrag. Doch der Auftrag gerät zum Disaster. Jeff´s Auftraggeber will ihn auf einmal ermorden, er wird von seinem besten Freund verraten und Inspektor Li (Danny Lee) hat er damit auch auf seine Spur gebracht. Gejagt von Gangstern und der Polizei ist Jeffrey auf sich alleine gestellt, bis er in Li einen Verbündeten sieht. Gemeinsam kämpfen sie nun gegen ein großes Verbrechersyndikat.
Etwas Neues wird einem hier überhaupt nicht serviert, man beschränkt sich auf eine maue Killerstory, in welcher die Romanze einen Hauptplatz einnimmt. Zudem geht es um Würde, die Ehre und das heiligste des Hongkongkinos, der Freundschaft. Einem Freund vertraut man sein Leben an, man würde für ihn sterben, leider artet dieses Thema zu sehr aus und versinkt förmlich im melancholischen Kitsch, der im Vordergrund stehenden Lovestory zwischen Jeff und Sal. Genau diese triefige Melancholie stört mich hier ungemein. Immerhin muss man hier auf den üblichen, für mich nicht verständlichen, Humor ganz verzichten. Aber anstatt straight zu inszenieren, bleibt Woo immer an diesen melancholischen Sequenzen hängen, irgendwann ist man die aufgesetzte Moral leid. Über die schwache und überraschungsarme Story kann man hinweg sehen, doch nicht über dieses Geschleime, welches den Film in meiner persönlichen Wertung stark nach unten zieht. Ist eigentlich auch der einzig echte Kritikpunkt des Films, aber ein Gravierender.
Trotz ein paar Durchhängern kann man über die gegebene Action höchst zufrieden sein. Über hundert Tote zählt der Bodycount, welche im bleiernen Kugelhagel, unter dutzenden von extrem blutigen Einschüssen ihr Leben lassen müssen. Die brutalen Shootouts sind 1A choreographiert, zudem sehr ausufernd. Eine Wohung, ein ganzes Haus, obendrein eine Kirche werden total durch den Kugelhagel demoliert. Daneben gibt es noch einige kleine Verfolgungsjagden und mächtig viele Explosionen. Mit Prügeleien hält sich Woo wie immer sehr zurück. Jeff darf mal kurz ein paar Diebe in die Schranken weisen und sein bester Freund wird ziemlich deftig von den Gangstern vermöbelt, ansonsten trägt man die Sache in den Shootouts aus. Chow Yun-Fat gibt eine glaubwürdige Vorstellung, als Killer Jeffrey mit Gewissen. Nur in den ganz melancholischen Momenten wirkt er ein bisschen verloren. Danny Lee gibt einen guten Partner ab, nur Sally Yen geht einem mit ihrem ständigen Gewimmer, Geheule und "Jeffrey" Geschrei irgendwann auf den Sack. Doch sonst kann man über die Darstellerrige nicht meckern.
Brutale und starke Action, recht spannend und temporeich erzählt, aber dieser triefige Kitsch nervt und beim Score hat man sich ordentlich beim ein Jahr zuvor entstandenen "Red Heat" bedient. Absolut überschätzter Woo Film, lieber "Hard Boiled" schauen.