Review

Das soll er also sein, der ultimative Film von John Woo?

Hmm, nun, ich muß sagen, dass ich mit gemischten Gefühlen an den Film herangehe...

Zum einen ist er von seiner Geschichte her, vom Spannungsaufbau her, von der Entwicklung seiner Charaktere, von der Kleidung her, nicht wirklich großartig Neuland.All das hat es in ähnlicher Form schon zig Male in den verschiedensten Varianten gegeben, auch die Sache mit dem Heroic Bloodshed, dessen Erfinder John Woo ja sein soll, ist nicht wirklich neu.

Ehre, Verrat, Stolz, Freundschaft, Liebe als seine Hauptthemen ebenfalls nicht neu.

Dann mal zur musikalischen Untermalung, fast schon über die Schmerzgrenze hinaus geht Woo mit seinem Gedudel, der jegliche Kitschgrenze schon lange unterschritten haben dürfte.

A Propos Kitsch: Jegliche Gefühlsregung seiner Akteure ist zutiefst übertrieben und nicht nur fast kitschig sondern völlig kitschig.

Pathos auf der anderen Seite wird hier noch überspitzt und eigentlich ist der Begriff sogar noch zu klein für das, was Woo hier abliefert.
Aber all das weiß man ja schon, wenn man bereit ist, sich auf Woos alte Hong Kong Filme einzulassen. Seltsamerweise gelingt es ihm nämlich, trotz dieser alten Zutaten, ein atemberaubendes Erlebnis auf die Leinwand zu zaubern, welches einen von vorne bis hinten fesselt.Sein Lieblingsschauspieler Chow Yun Fat hat eine unglaubliche Leinwandpräsenz und trägt den Film mit leichter Ironie und selbst alle Fat unterlegenen anderen Darsteller können von Woo derart in den Film eingebunden werden, dass einem solch eine Überlegenheit Fats gar nicht sauer aufstößt.
Immer wieder hört und sieht man Belanglosigkeitn in diesem Film, aber in Wahrheit sind all das nur Pausen vor den zahlreichen Showdowns in diesem Film.
Und genau hier sind die Stärken Woos: Seine Choreographie des Grauens und Tötens ist wie eine Mischung aus Peckingpah und Leone angelegt: Sehr stylisch, sehr viele Details, sehr viel Blut, sehr viel Zeitlupe, sehr viele Nahaufnahmen.Und doch bleibt alles auf eine positive Art Hong Kong-mäßig, dass sofort Woos Handschrift auszumachen und erkennbar ist. Das allein ist Prädikat genug: Man erkennt einen John Woo Film mehr oder weniger sofort!!
Und für einige Filmfreaks die Face/Off genial oder supergeil finden sei angemerkt: Schaut euch diesen Film unbedingt an, hier seht ihr, wie kompromisslos gut auch das Ende von Face/Off hätte werden können, hätte Hollywood ihm durchweg freie Hand gelassen!!!
Denn das Ende dieses Films ist einfach nur als verstörend genial einzustufen: Seine Augen!!!
8 Punkte

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