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Jefferey (Chow Yun-Fat) ist der wohl beste Auftragskiller, doch auch ein Meister wie er macht mal Fehler. Denn aus Versehen raubt er durch einen seiner Schüsse der lieblichen Jennie (Sally Yeh) das Sehvermögen. Und eigentlich verletzt er nie Unschuldige. Jetzt will er nur noch einen letzten Auftrag unternehmen, um das Geld für eine heilende Augenoperation aufbringen zu können. Inzwischen ist auch die Polizei, allen voran Inspektor Li Ying (Danny Lee), auf Jefferey aufmerksam geworden und sein Auftraggeber würde ihn am liebsten tot sehen. Ein verzweifelter Kampf beginnt, in dem sich Li Ying, die gute Seite in Jefferey verstehend, überraschenderweise mit ihm verbündet.

Wie für Woo und sein Heroic-Bloodshed üblich, wird wieder auf die üblichen, moralschwangeren Themen gesetzt. Dementsprechend sind die beiden Hauptcharaktere Jefferey und Li hübsch überzeichnet und zusammen mit der blinden Jennie die Angelpunkte des dramatischen Geschehens. So plakativ die Emotionen von Chow Yun-Fat und Co. auch rübergebracht werden, die Spannung profitiert nur davon. Die HK-Art des Storytellings ist oftmals simpel, aber eben häufig auch herrlich funktionierend, wie "The Killer" beweist. Die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz, gerade auch wegen eines superb spielenden Chow Yun-Fats. Die Harmonie zum ebenfalls brillierenden Danny Lee ist auf jeden Fall vorhanden. Und auch wenn die Dreiecksbeziehung-vollendende Figur der Jennie ob der seinerzeit florierenden Popsängerkarriere von Darstellerin Sally Yeh in ihrer Liebesorientierung arg vereinfacht wurde, macht auch sie sich ziemlich gut.

Auch wichtig für Woo ist die Action. Und "The Killer" stellt zusammen mit "Hard-Boiled " den quantitativen Höhepunkt seines Schaffens dar. Während man bei den "A Better Tomorrow"-Filmen fast schon zu lange auf die befriedigende Action warten muss, lässt einen "The Killer" zu keiner Zeit im Stich. Perfekt ist die kurzweilige Schlachtpalette unter die gelungene Story verteilt und übersteigt manchmal sogar das Niveau der Schlussballerei aus "A Better Tomorrow 2". Die Schrotflinte wird zwar erst am Ende in der symbolischen Kirche zum näheren Verbündeten, Woo-typische Akimbo-Shoot-outs begrüßen den geneigten Zuschauer jedoch schon vorher.

Die Inszenierung ist durchweg top, massig Zeitlupen und eine geniale Kameraführung mit einem technisch überzeugenden Schnitt vereinen sich mit treibender Musikuntermalung. Dazu noch eine dezent schmalziges, aber wunderschön begleitendes Filmthema; die Harmonie ist perfekt. Nur ab und zu offenbart der Schnitt Schlampereien wie konsekutive Fehler. Das gibt es aber bei fast jedem Film, also was soll's...

"The Killer", den Woo Scorsese widmete, boxt sich mit harten Bandagen an den vielen, anderen tollen Werken seines Schöpfers vorbei. Nur gut, dass Tsui Hark die Zeit fehlte, den Film zu verhunzen. Die Mischung zwischen toll präsentierter Action und gefühlsschwangeren Charakterinteroperationen war selten gelungener als bei diesem Film und unterhält nahtlos mit tollen Dialogen (nur in der deutschen Synchro etwas tapsig) und guten Darstellern vom Anfang bis zum Ende.

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