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Chow-Yun Fat gerät in der Titelrolle als „The Killer“ selbst auf die Abschussliste von Gangstern.
Jeffrey (Chow Yun-Fat) ist Profikiller, doch des Tötens müde. Er sieht von jeher zu, dass niemals ein Unschuldiger zu Schaden kommt, doch bei seinem neuesten Auftrag passier genau das: Er liefert sich eine heftige Schießerei mit den Bodyguards der soeben erledigten Zielperson, da stolpert die Sängerin Sal (Sally Yeh) dazwischen und erblindet von Jeffreys Mündungsfeuer. Der Beginn ist mehr als reiner Actionappetizer, sondern er ist auch wichtig für die Story und bringt zusätzlich etwas Dramatik in den Film.
Im Gegensatz zu Jeffrey ist der Cop Inspektor Li (Danny Lee) noch sehr zufrieden mit seinem Job, aber gerade der steht auf der Kippe als Li einen Gangster bei einer Geiselnahme mit einem riskanten Schuss erledigt und die Geisel einen Herzanfall vor Schreck erleidet. Wie oft bei Woo gibt es zwei zentrale männliche Charaktere, wobei Jeffrey allerdings mehr Ausstrahlung hat als Li.

Jeffrey will seinen Fehler wieder gutmachen und Sal eine Augenoperation bezahlen, die ihre Blindheit beenden würde. Gleichzeitig verliebt er sich in junge Frau, was seinen Wunsch zum Aufhören nur noch verstärkt. Doch um die Operation und seinen Ruhestand finanzieren zu können nimmt er ihn an, den letzten Job. Ist im Genre des Gangster- und Actionfilms seit jeher eine feste Größe und der geübte Zuschauer weiß, dass dieser natürlich nicht nach Plan verlaufen wird.
Im Auftrag eines Gangsterbosses eliminiert Jeffrey auch diese Zielperson, doch am Treffpunkt versuchen die Gangster ihn auch umzulegen. Jeffrey, der inzwischen von der Polizei, darunter auch Li, verfolgt wird, schießt sich den Weg frei. Doch so einfach fliehen will er nicht, denn der Gangsterboss schuldet ihm immer noch das Honorar für den Auftrag…

„The Killer“ mischt Action und Drama in der bekannten Woo-Weise. Zum einen sind hier wie übliche bei Woo Männerfreundschaften wichtig: Cop und Killer merken, dass sie gar nicht mal so verschieden sind, sie geben sich sogar die Spitznamen Mickey Mouse und Dumbo und beide lernen einander zu respektieren. Doch auch den Verlust von Freundschaft behandelt Woo, denn nicht alle Charaktere überleben das Spektakel; nahezu jeder erfährt einen Verlust. Zum anderen behandelt Woo aber auch die Liebe von Jeffrey und Sal, zwei Einzelgänger, die wunderbar zusammenpassen. Allerdings wird Woo stellenweise recht wortreich, was er gar nicht bräuchte. Denn seine Melancholie funktioniert auch ohne große Worte oder große Gestern wie er mit den leisen Tönen von „Hard Boiled“ zeigte.
Die Geschichte zieht er recht spannend durch und führt sie zu einem Ende, dass der Zuschauer nicht unbedingt erwartet. Komplett neu erfindet er das Gangsterfilmgenre dabei nicht, aber er verpasst dem Film seine ganz eigene Handschrift, die ruhige Zwischentöne mit explosiver Action und einer ordentlichen Story verbindet. Allerdings überraschen nicht alle Wendungen so wie das Ende, denn einige Todesfälle im Bereich Charaktere erwartet man schon.

Wenn es um die Action geht, ist Woo allerdings wieder voll in seinem Element. Es gibt die bei ihm recht beliebten Autojagden zu sehen, vor allem aber seine Spezialität: Flotte Schießereien. Diese sind mal wieder perfekt durchchoreographiert, wobei vor allem das finale Shoot-Out in der Kirche ein wahrer Geniestreich ist. Woos Stil ist natürlich auch hier in jeder Szene erkennbar: Beidhändiges Ballern, blutige Einschüsse, Zeitlupe, dynamische Kamera, gelegentlich weiße Tauben usw.
Chow Yun-Fat ist die perfekte Wahl für die Rolle des Auftragskillers und spielt den Rest der Crew mit seiner Mischung aus Coolness und subtilen Gefühlsregungen locker an die Wand. Doch auch der Rest spielt sehr gut, vor allem für Hongkong-Verhältnisse, und muss nur halt nur Chow Yun-Fat gegenüber zurückstecken.

„The Killer“ wird zwar landläufig etwas überschätzt (in meinen Augen hat Woo den Mix aus Action und Dramatik in „Hard Boiled“ besser hinbekommen), aber seinen Klassikerstatus hat er trotz winziger Schwächen verdient.

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