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Ein Panda als Retter des Kung Fu. Dreamworks hatte diese absurde Underdog-Variation vor drei Jahren in die Kinos gebracht und ein Jack Black’sches Charaktermodell dabei gnadenlos auf die Anmut und Geheimnisumwobenheit des Kung Fu übertragen. Abstoßen durfte sich der sympathische Fellkloß seine Hörner an einem dämonisch inszenierten Widersacher, der in einer traumähnlichen Welt voller fernöstlicher Kultur in scharlachrotes Licht getaucht immer wieder als unbesiegbares Hindernis auftrat, um am Ende - auf offener Straße, am helllichten Tag - nach allen Regeln der Kunst von einem stümperhaften Tollpatsch vermöbelt zu werden.

Die Fokussierung bleibt auch in „Kung Fu Panda“ weiterhin auf die Hauptfigur gerichtet, ansonsten jedoch entfernt sich die Erzählweise komplett von den Mechanismen des Vorgängers. Mentor Shifu kommt beispielsweise allenfalls noch als Stichwortgeber vor; angesichts der Tatsache, dass Po seine Techniken inzwischen erlernt hat, ein konsequenter Schritt. Die Antagonistenrolle wird zwar adäquat in Form eines bösartigen Albinopfaus ersetzt, ein regelmäßiges Zuspielen der Bälle zwischen Held und Bösewicht findet jedoch nicht mehr statt. Der im Original von Gary Oldman gesprochene Pfau lässt seinem Gegenspieler deutlich mehr Freiraum, sich mit den inneren Dämonen auseinanderzusetzen.

Daraus folgt, dass Po nicht mehr der willenlose Flipperball ist, der von seiner Umwelt gesteuert wird. Die neuartigen Versuche, sein Handeln selbst zu koordinieren, münden in Situationskomik, die ähnlich treffsicher ist wie in der damaligen Flipper-Situation. Auch diesmal wird wieder ein Protagonist geboten, der eher durch seine zahlreichen Fettnäpfchen als durch eine neu erlernte Souveränität glänzen würde. Immer wieder werden behutsam Momente des Heroentums aufgebaut, um sie anschließend genüsslich zu demontieren. Mal wird für einen Moment die Physik herbeizitiert, um der flügelleichten Comichaftigkeit des Pandas ein Bein zu stellen; mal ist es einfach dessen tumbe Art, die für das Misslingen der finalen heroischen Pose sorgt.

Die Unsicherheit, die Po trotz seiner in Teil 1 erzielten Erfolge immer noch mit sich herumträgt, begründen die Drehbuchautoren relativ schlicht mit der noch unbeantworteten Frage nach der eigenen Existenz. Als sich der hünenhafte Bär endlich mit der Tatsache auseinandersetzt, dass sein Vater eine Pekingente ist, wird das Leitthema und die daraus resultierende Moral klar: „Wer bin ich?“ wird zu „Liebe dich so, wie du bist“.

Nun könnte man die eigentlich größte Stärke des Vorgängers, das flotte Tempo und die kurzweilige Erzählweise, durch die neue Entwicklung gefährdet sehen. Erstaunlicherweise ist dem allerdings nicht der Fall: Zwar fehlt, da der Pfau eher als hinterlistiger Strippenzieher denn als übermotivierter Einzelkämpfer gezeichnet wird, der Suspense eines angekündigten Endkampfes, doch auch ohne ein solches Stilelement gelingt ein überaus dynamischer Handlungsbogen, der zu jeder Zeit Spannung aufzubauen und über Gags wieder zu entladen imstande ist. In wenigen Schlüsselmomenten gelingen sogar kostbare „Magic Moments“, so auch in der letzten Szene des Films, die als Cliffhanger für einen potenziellen dritten Teil ebenso gut funktioniert wie für einen runden Abschluss der ganzen Sache.

Darüber hinaus hat die fernöstliche Wunderwelt, die hier von den Animatoren mit Hingabe wiedererweckt wird, keinen Deut an Reiz verloren. Berge und Täler, Flüsse und Seen voller verspielter Details, dazwischen prachtvolle Werke architektonischer Kunst, alles eingebettet in leuchtend bunte Farben und zum Leben erweckt durch die Ästhetik körperlicher Bewegung, die von der Kamera stets im bestmöglichen Kompromiss von Dynamik und Perfektion eingefangen wird. Weiterhin erfreuen die in „Little Big Planet“-2D-Optik gehaltenen Traum- und Erinnerungssequenzen, die, anschließend an den Prolog des ersten Teils, den Spagat zurück zu den Wurzeln des Animationsfilms schlagen.

Statt müden Aufwärmens also neue Wege seitens Dreamworks: Eine Fortsetzung, die ebenso temporeich und unterhaltsam ist wie das Original, weil sie alles anders macht. Geblieben ist nur das, was gleich bleiben muss: die zauberhafte Welt. Und der Panda, der sich tölpelhaft in ihr bewegt.

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