Review

Es beginnt wie ein "klassischer" Western: Ein Mann (Daniel Craig) erwacht mitten in der Wildnis, ohne Erinnerung an die Vergangenheit oder seine Identität. Als er sich verletzt ins nächste Örtchen schleppt, blüht ihm hier aber richtig Ärger: Zuerst bringt er den Sohn eines mächtigen Viehbarons (Harrison Ford) ins Gefängnis, dann wird er selbst als Räuber und Mörder verhaftet und eingesperrt. Doch als die Konfrontation mit dem Viehbaron ansteht, werden alle Parteien plötzlich von etwas völlig Anderem überfallen: Außerirdische Raumschiffe greifen die Stadt an, legen sie in Schutt und Asche und entführen zahlreiche Bewohner. Zähneknirschend schließen sich die feindlichen Parteien zusammen, um den Monstern aus dem All entgegen zu treten.

Allein das Wagnis, zwei so grundverschiedene Genres miteinander zu kombinieren, ist ein großes Stück Anerkennung wert. Und Regisseur Jon Favreau schafft es, die beiden Elemente fließend ineinander übergehen zu lassen, jeweils das Beste aus Western und Science-Fiction zusammenzuführen. So entwickelt sich "Cowboys & Aliens" nach einer atmosphärisch dichten halben Stunde zum action- und temporeichen Kracher, bei dem die beiden Stars Craig und Ford zeigen dürfen, was in ihnen steckt.

Mit clever eingestreuten Rückblenden und Andeutungen erzeugt der Film von Anfang an eine gewisse Grundspannung, die durch die schnell hereinbrechenden Konflikte zwischen den Figuren noch intensiviert wird. So entwickelt sich die Story zunächst nach klassischem Genre-Muster: Namenloser Fremder mit dubioser Vergangenheit legt sich mit dem brutalen Mächtigen des Ortes an. Wenn dann die Aliens angreifen, bietet das Raum für Zweierlei: Zum einen ausgedehnte Action- und Kampfszenen, in denen die Popcorn-Unterhaltung nicht zu kurz kommt. Zum anderen aber auch eine so radikale Wendung in der Story, dass sich für die Figuren ganz neue Horizonte eröffnen - und die nutzt Favreau blendend aus: Allein Fords Wandlung vom egoistischen Machthaber zum gutherzigen Kämpfer ist so überzeugend und vor allem nicht übertrieben dargestellt, dass dem Zuschauer seine Figur wirklich nahe geht. Hier zeigt Ford nicht nur, dass er im hohen Alter noch gut als Action-Star taugt, sondern dass er auch immer noch ein guter und differenzierter Schauspieler ist.

In Bezug auf die Figurenwandlung schlägt die Story vielleicht den einen oder anderen Haken zu viel: Wenn Olivia Wilde von den Toten aufersteht und sich als gutmütiger Alien zu erkennen gibt, ist das ein wenig schwer zu schlucken. Auch bleiben naturgemäß Dialoge und einzelne Handlungsfäden eher schwach. Und besonders die finalen Kampfszenen entbehren nicht einer argen Brutalität und fallen für einen FSK-12-Film reichlich grausam aus. Das Prädikat familiengerechte Unterhaltung erhält der Film also eher mit Bedenken.

Nichtsdestotrotz kann "Cowboys & Aliens" gut unterhalten, als spannender Western über die Wandlungsfähigkeit von Menschen und den notwendigen Zusammenhalt gegen eine Übermacht ebenso wie als rasant geschnittener Science-Fiction-Action-Kracher. Und wenn sich zum finalen Kampf Indianer und Cowboys gegen die Aliens zusammenschließen, ist das auch ein angenehmer Aufbruch von althergebrachten Western-Klischees. Angesichts der starken Inszenierung, die spektakuläre Spezialeffekte und interessante Figuren gleichberechtigt nebeneinander stellt, kann man über kleine Fehler und Schwächen getrost hinwegsehen und diesen tollen Genre-Hybriden eindeutig als gelungen bezeichnen.

Details
Ähnliche Filme