Review
von Leimbacher-Mario
E.T.'s & McCoys
„Cowboys & Aliens“ - ein Titel, bei dem man eigentlich automatisch ohne Umwege den Film sehen will! Warum der aufwändige Sci-Fi-Western von Jon Favreau dennoch eher floppte, kann ich mir kaum erklären. Vielleicht leben wir auch etwas in unserer Nerdbubble und ein solcher Titel wirkt auf „normale“ Zuschauer viel eher trashig und abschreckend. Aber wer weiß. Spätestens die grandiose Besetzung mit zwei generationenumspannenden Actionmegastars wie Ford und Craig hätte mehr Leute anlocken müssen. An der Qualität des Films kann es auch nicht gelegen haben. Komisch. Aber was weiß ich schon... In „Cowboys & Aliens“ verspricht der Titel nicht zu viel - mitten in den wilden Westen platzen ein paar bulkige Außerirdische, die alles andere als freundlich sind oder nach Hause wollen, es viel mehr auf das Gold der Gegend abgesehen haben...
Jon Favreau ist ein guter Regisseur. Vielleicht sogar ein sehr guter, denn man muss es erstmal schaffen, immer wieder feine, eigenständige und unterhaltsame (und obendrauf noch meist sau erfolgreiche!) Blockbuster zu erschaffen - und das oft mitten in den größten Studiolandschaften wie etwa bei Disney. Okay, von dem neuen, blassen „Lion King“ mal abgesehen. Aber „Cowboys & Aliens“ ist das perfekte Beispiel, wie man einen genreaffinen Sommerblockbuster richtig hochzieht. Nicht zimperlich, nicht weichgespült, nicht oberflächlich. Mit klasse Effekten, soliden Figuren und Stars, die spürbar Bock haben und nie auf Autopilot laufen. Und das ist sowohl bei Ford wie bei Craig mittlerweile alles andere als selbstverständlich. Nahezu komplett mit ernster Miene durchgezogen, ohne allzu humorvolle oder gar trashige Töne abgeliefert, ein 200 Mio.-Genrefest und kantiges Crossover. Genau so mag ich es! Eigentlich ein echter Western, sandig und rau, in den plötzlich eben einfach diese Fremdkörper geworfen werden und der dann mit dieser Frischzellenkur fertig werden muss. Der Score hat das richtige Maß an Epos und Pathos, die Figuren gehen einen etwas an und die extraterrestrischen Goldschürfer sehen brauchbar, böse aus. Was will man denn mehr?! Als einzigen größeren Negativpunkt würde ich seine etwas aufgeblasene Länge nennen. Denn weit über zwei Stunden zu gehen, dafür hat er keine echten Argumente.
Fazit: Krieg der Genrewelten. Indiana Jones gegen/mit James Bond. Ein unterschätzter Crossover. Neuartige Fusion. Mutig. Krachend und cool. Mit ernstem Gesicht runtergespielt. Gelungen. Nicht revolutionär, aber gutes Entertainment.