Weit weg von deutscher Kälte bei fast 40 Grad im Schatten in New York hatte ich aus beruflichen Gründen die Möglichkeit COWBOYS & ALIENS als Preview zu sehen. Hier startet er auch in ca. einer Woche offiziell. Was haben wir auf den Film gewartet und er hat für mich sogar seine hohe Erwartungshaltung nicht nur bestätigt sondern sogar klar übertroffen. Regisseur Jon Favreau den man aus ZATHURA und zuletzt auch den beiden IRON MAN Verfilmungen kennt hat sich die Erfahrung mit comicartiger Action aus den letztgenannten Streifen bestens zu Nutze gemacht und ein geniales Science-Fiction Western Actionmovie geschaffen.
Ganz ohne direkte und indirekte Vorbilder musste er nicht auskommen, haben wir doch mehr oder weniger grosse Elemente dieses Mischgenres zum Beispiel schon damals in WESTWORLD (1973) mit dem genialen Yul Brynner, WILD WILD WEST (1999), UNDEAD (2003) und auch zuletzt indirekt bei SERENITY (2006) schon gefunden. Es ist natürlich trotzdem ein rarer Genremix und der Regisseur konnte dementsprechend aus dem Vollen schöpfen.
Die Story versetzt uns in das Jahr 1873 nach Arizona in dem Jake Lonergan (Daniel Craig) ohne Erinnerung in einem kleinen Ort mit dem Namen "Absolution" (sic!) auftaucht. Wie immer ist man Fremden nicht aufgeschlossen, vor allem wenn sie wie er eine seltsame Armmanschette tragen. Es gibt eine Menge Auseinandersetzungen mit Lonergan. Das ändert sich aber als Ausserirdische mit Raumschiffen angreifen und zusammen mit Colonel Dolarhyde (Harrison Ford), Ella (Olivia Wilde) und verbündeten Indianern werden die übermächtig erscheinenden Angreifer bekämpft.
Und dieses Zusammentreffen ist von den Actionszenen und den FX bewusst so gestaltet, dass es nicht an Blockbuster SF unserer Tage erinnert, aber auch ganz authentisch die Westernkulisse und den Habitus und das zeitgemässe Verhalten der Bewohner integriert. Das Zusammenspiel mit den anfangs angreifenden Raumschiffen die über die Hauptstrasse des kleinen Städtchens fliegen ist gigantisch und die Effekte auch später in den Szenen in den Felsenlandschaften sind grossartig.
Die beiden "Ledernacken" Harrison Ford und Daniel Craig harmonieren gut miteinander, ersterer hat sowieso indirekt mit INDIANA JONES das Genre sozusagen indirekt vorbereitet und ist als Kultdarsteller fast jeder Kritik erhaben und spielt den knochigen und leicht reizbaren Colonel grossartig. Daniel Craig als jüngerer Part lässt sich aber nicht an die Wand spielen und kompensiert seinen kleineren schauspielerischen Kultfaktor durch unglaubliche Coolness und auch gute sehnige Kampfhärte in den Szenen mit zunächst den Dorfbewohnern und natürlich später den Ausserirdischen. Dazu kommt ihm die Manschette zu Hilfe ohne die die ganze Menschentruppe sicherlich klar unterlegen gewesen wäre.
Langsam erinnert sich Lonergan auch an seine Vergangenheit und dies hilft sehr die Eindringlinge zu bekämpfen. Diese sind natürlich für die Einwohner im Jahr 1873 erstmal verdammt schnell und zunächst als unbesiegbar angesehen. Eine undurchsichtige Rolle die auch nicht verraten werden soll spielt die in diesem Film bildhübsche Westernfrau Olivia Wilde (u.a. bekannt aus TURISTAS und TRON LEGACY) als Ella. Ihr Auftritt mit der ein oder anderen story-mässigen aber auch körperlichen Enthüllung ereignet sich dann eher in der zweiten Hälfte des Films.
Nach etwa der Hälfte der Spielzeit erleben wir die tollen zunächst ungleichen Kampfszenen, rennende Pferde gegen Raumschiffe - WAR OF THE WORLDS meets Western - und auch die Ausserirdischen selbst erinnern an die verschiedenartig grossen, blitzschnellen, skelettartigen, bekrallten und dennoch feingliedrigen Eindringlinge aus der 2005er Fassung von KRIEG DER WELTEN die sehr kreativ gestaltet in den verschiedensten Arten vorkommen. Das ganze steuert auf ein furioses Finale zu und enthält noch die ein oder andere Überraschung die dem Film auch zu einer noch höheren Bewertung verhilft.
Am Ende ist man von dem Actionfeuerwerk und der kreativen Story richtig positiv aufgepuscht, da der Faktor der Identifikation mit den guten Schauspielern auch hoch ist. Nach den ersten Ankündigungen des Films dachte ich an einen Kultstreifen mit leichtem Trash-Anwandlungen weil ich dachte, dass sich das niemand so ohne weiteres mit ordentlichem Budget umzusetzen traut.
Aber es wurde umgesetzt und das tolle Ergebnis ist ein Blockbuster ohne jegliche Schwächen mit tollen Schauspielern und einer Story die zum Ende hin wieder und wieder überrascht. Also Popcorn Kino pur und somit absolut eine Höchstnote wert. Kritikern die es gerne noch kultiger, gore-geschwängerter und "sicker" haben möchten - zu denen ich auch oft gehöre - sollten hier ausnahmeweise mal den Film unvoreingenommen mit den Overgroundsehern zusammen geniessen.
9/10 Punkten