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Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich dem neuesten "Winnie Puuh"-Film zu nähern. Man könnte auf den Erscheinungstermin der ersten "Winnie-the-pooh"-Ausgabe aus dem Jahr 1926 verweisen und damit einen Bekanntheitsgrad begründen, der ohne weitere Worte deutlich werden lässt, für welche Zielgruppe dieser Film auserkoren wurde. Angesichts der Tatsache, das Disney die Rechte an dem ursprünglich sehr skurrilen Kinderbuch erworben hatte, und mit "Winnie Puuh" seitdem die Merchandising-Welle reitet, wäre auch der Hinweis auf ein seelenloses Auftragswerk gerechtfertigt, dass vor allem Familien mit kleinen Kindern in die Kinos bewegen soll.

So nahe liegend solche Überlegungen sind, so wenig treffen sie auf den neuen "Winnie Puuh" zu, der erstaunlich kompakt und originell geworden ist. Natürlich beginnt auch dieser Film damit, dass der Stoffbär nicht mehr weiß, wohin mit seinem knurrenden Magen. Einzig die Sucht nach Honig kann "Winnie Puuh" dazu motivieren, sein gemütliches Heim zu verlassen, aber schon bald wird er gezwungen, sich anderen Dingen zu widmen. Sein Freund "I-A" hat nämlich seinen Schwanz verloren, was ihn noch trauriger und phlegmatischer werden lässt, als dieser sowieso schon ist. Als guter Freund trommelt Winnie seine Freunde zusammen und sie machen sich mit Christopher Robin auf die Suche nach des Esels Schwanz.

Doch schon bald ändert der Film wieder seine Richtung, denn die Freunde um Puuh, Ferkel, Rabbit, Tigger und Kanga finden plötzlich einen geheimnisvollen Zettel, der eindeutig von Christopher Robin geschrieben wurde, den sie aber nicht lesen können. Da Christopher Robin plötzlich verschwunden war, befürchten sie das Schlimmste, was die Eule auch bestätigt, zu der sie gerannt waren, weil sie als Einzige lesen kann. So behauptet sie zumindest, aber aus den kindlichen Buchstaben des Jungen entwirft sie eine Räuberpistole über ein Monster, das ihn entführt haben soll - und verbreitet damit Angst und Schrecken.

Äußerlich bleibt "Winnie Puuh" jederzeit kindgerecht in seinem eher gemächlichen Tempo und einer gemäßigt gruseligen Story, doch hinter diesem Geschehen entwickelt der Film einen erstaunlichen Wortwitz und Mut zur Abstraktion, der auch älteren Zuschauern Spaß bereitet. Nach dem falsch geschriebenen Wort "backson" (statt "back soon") entsteht so ein Monster, dessen bildliche Umsetzung in der Fantasie der Eule an klassische Animationsfilme aus dem Hause Disney erinnert. Zudem leistet sich der Film ein absurdes Spiel mit den Buchstaben und Worten der Buchvorlage, die innerhalb des Films ein Eigenleben entwickeln.

"Winnieh Puu" wurde tatsächlich ein Film für die ganze Familie, aber nicht in dem Sinn, dass willige Eltern mit dicken Popcorn-Tüten ihre Kinder dorthin begleiten dürfen, sondern das auch Erwachsene hier intelligent unterhalten werden. Zu dieser Konsequenz gehört auch die erstaunlich kurze Laufzeit von weniger als einer Stunde, denn "Winnie Puuh" walzt seine Ideen nicht übertrieben aus, sondern bleibt kompakt und kurzweilig (8/10).

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