Review

Mit " Ravenous " kommt der Zuschauer wortwörtlich in einen ganz besonderen Genuss. Da will man kaum glauben, dass hier eine Frau Regie geführt hat, zudem Eine die noch Vegetarierin ist. Jedoch ist dies der einzige Höhepunkt in Antonia Bird´s Filmographie, aber ein ganz Besonderer. Schon verwunderlich dass dieser Film mal uncut im Kino lief, doch direkt nach den Kinoausstrahlungen schlugen die deutschen Profis zu und indizierten den Streifen. Bisher kam es auch zu keiner Free TV Ausstrahlung. Noch Eines vorweg, hier lernt sogar der Hartgesottene das Fürchten.
Story:
Wir schreiben das Jahr 1847. Captain John Boyd ( Guy Pearce ) wird in das abgelegene Fort Spencer versetzt. Dort regiert die pure Langeweile, bis sich ein halb erfrorener Mann namens Colqhoun ( Robert Carlyle ) dorthin schleppt. Keiner ahnt, dass dieser in Wirklichkeit ein Colonel ist und ein Kannibale dazu. Dieser beginnt auch bald seinem Trieb zu folgen und dezimiert die kleine Truppe. Für Boyd wird dieser scheinbar leichte Auftrag bald zu einem nackten Überlebenskampf.

So einen Film gibt es bis jetzt noch nicht und auch die Story ist in dieser Weisse noch nie vertreten gewesen. Vor allem sind Teile der Story wahr, denn damals glaubten die Menschen wirklich daran, dass wenn man Menschenfleisch isst, dass man dann den Verstand verliert. Und die Indianer glaubten an die Heilung durch Menschenfleisch. Das hat Drehbuchautor Ted Griffin nicht erfunden. Menschen sind zu so grausamen Dingen fähig, genau dieser Trieb, oder diese Lust wird hier thematisiert, daher ist die Story brillant. Man bleibt bei der Realität.
Genauso genial ist die Umsetzung des Stoffs. Spannender hätte man dieses blutige Schlachtfest nicht in Szene setzen können, da stechen vor allem die Höhlenbesichtigung und die darauffolgende Abschlachtung heraus. Bei den Morden wird voll draufgehalten, daher geht es stets sehr blutig zur Sache. Da werden Menschen aufgeschlitzt, erstochen, ausgeweidet, zerhackt und zu Guter Letzt noch ein leckeres Süppchen daraus gekocht. Zum Schluss bekommt der Zuschauer noch einen harten Endfight geboten in dem sich Boyd und Colqhoun regelrecht gegenseitig abschlachten. Ein kleines Manko gibt es jedoch und zwar kann " Ravenous " die anfängliche Rasanz nicht ganz halten, da man doch gegen Ende zu viele Dialoge zum Besten gibt. Doch langweilig wird es nie und selbst die Spannung ist immer auf sehr hohem Niveau.
Die kalte Kulisse Kaliforniens bietet tolle Landschaftsaufnahmen, wirkt aber gleichzeitig auch sehr bedrohlich und das sehr heruntergekommene Fort wird bald zum Gefängnis. Der Score ist auch eine Sache für sich. Mal schräg, dann lustig, oder unheimlich. Passen tut es immer perfekt.
Guy Pearce überzeugt mit einem tollen Schauspiel als Captain John Boyd, der sich dem Kannibalismus einfach nicht hingeben kann, immer glaubwürdig und überzeugend. Robert Carlyle als Colqhoun, oder Colonel Ives ist schlichtweg brillant. Dieser psychopatische Blick treibt einem die Schauder über den Rücken, genauso wie sein intensives Schauspiel. Auch David Arquette als hibbeliger Cleaves macht einen guten Job, genauso wie die restlichen Darsteller.

Fazit:
Makabare Story untermalt mit schwarzem Humor und vielen Grausamkeiten. Genauso spannend wie unheimlich, hätte man nicht besser in Szene setzen können. Die Darsteller sind absolut perfekt, die Atmosphäre kalt, bedrohlich und der Score sehr vielseitig. Die Gewalt wird sehr explizit dargestellt, daher kann man sich auf einige blutige Szenen vorbereiten.
Hier lernt sogar der Kenner das Fürchten, eine 1A inszenierte Schlachtplatte. You are who you eat, wie wahr dieser Satz hier doch ist.

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