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„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird.“ – Selbiges Zitat von Friedrich Nietzsche ist „Ravenous“ vorangestellt und passt in diesem Fall wie die Faust aufs Auge. Dieser außergewöhnliche und schwarzhumorige Kannibalenfilm überzeugt durch eine erstklassige Inszenierung, ein hintergründiges Drehbuch, tolle (und vor allem hochkarätige) Darsteller und satten Splatter – wie viele Schocker können das schon von sich behaupten?

Zur Story: 1847: Captain Boyd (Guy Pearce, „The Time Machine“) wird nach Feigheit im Kampf nach Fort Spencer in die Sierra Nevada zwangsversetzt. Dort angekommen taucht bald ein ominöser Fremder mit Namen Colqhoun (Robert Carlyle, „Die Asche meiner Mutter“) auf, welcher eine grauenvolle Geschichte erzählt. Er und sein Treck seien vom Weg abgekommen und vor dem plötzlichen Wintereinbruch in eine Höhle geflüchtet. Als sie dort solange ausharrten bis ihnen die Nahrung ausging, begannen sie sich selbst zu verspeisen, weswegen er floh. Eine Handvoll Soldaten macht sich auf den Weg, die 2 Überlebenden – die es laut Colqhoun gab – auszumachen. Doch bald stellt sich heraus, dass Colqhoun selbst der mordlüsterne Kannibale ist und ein Kampf auf Leben und Tod beginnt…

Dabei wird auch nicht mit indianischen Mythen („Wendigo“) gespart, nach denen ein Mann durch das Essen eines anderen Mannes dessen Stärke in sich aufnimmt. Auch die ethische Dimension wird nicht vernachlässigt: Boyd aß nur Menschenfleisch, um zu überleben, Colqhoun alias Col. Ives tut dies hingegen aus purer Mordlust. Ungeachtet dessen ist der Film äußerst blutig geraten und geizt nicht mit ein paar derben Splatter- und Gore-Effekten (Leute zerhacken und aufschlitzen), die letztlich zur Indizierung führten. Der Plot ist dabei mit skurrilen Figuren – wie bspw. Toffler oder Major Knox – gewürzt, welche dem Film eine merkwürdig humoristische Stimmung geben. Dazu trägt auch die unkonventionelle, verquast wirkende, aber atmosphärisch passende Musikuntermalung von Michael Nyman („Das Piano“) bei. Der ganze positive Eindruck von „Ravenous“ wird noch getoppt von der hochkarätigen Schauspielerriege. Neben Guy Pearce und Robert Carlyle brillieren Jeremy Davies („Der Soldat James Ryan“) als besagter Prediger Toffler, David Arquette („Scream“) als kiffender Soldat Cleaves und John Spencer („The Rock“) als strenger General. Regsseurin Antonia Bird lieferte ganze Arbeit.

Fazit: „Ravenous“ ist der beste Kannibalenfilm, den ich jemals gesehen habe. Stilvoll, blutig, humoristisch und intelligent gelingt es dem Film mit einem außergewöhnlich ausgefeilten Drehbuch durch seine eigenwillige Stimmung und Thematik zu fesseln.

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