Review
von Con Trai
Nicht wirklich gescheiterte, leider aber im Grunde recht nutzlose, da überflüssige Übertragung des überaus populären und zusätzlich auch extrem einflussreichen gleichnamigen Filmes von Tony Ching Siu-tung, welcher schon zur damaligen Zeit zwei Fortsetzungen, eine animierte Version und auch eine Reihe von mehr oder minder offensichtlichen rip-offs [ Picture of a Nymph, Fox Legend, der '87er Golden Swallow etc. ] nach sich zog. Zwar im Grunde selber eine Variation der "Nie Xiaoqian“ [ = "Romance of the ghost maiden" ] Kurzgeschichte aus Pu Songling's "Strange Stories from a Chinese Studio" bzw. dessen erster Verfilmung The Enchanting Shadow ( 1960 ) und damit auch eine Nachahmung im weiteren Sinne, konnte die vorausgegangene Zeichnung von 1987 nicht nur den mit einschneidenden Startschuss der Karrieren von Leslie Cheung und Joey Wong in das absolute Startum, sondern auch die Bekanntgabe des neuen Hong Kinos im Bewusstsein der internationalen Kritiker und Zuschauer verzeichnen. Ein Spiegel der Gesellschaft zu dieser Phase, neben Folklore auch mit Ansätzen zu Psychologie und Pädagogik; die Verführung aus dem Reich der Toten als instant classic, als Verführung in ein bis dahin als Kung Fu Bahnhofskino bekanntes, nunmehr plötzlich angesehenes und neu entdeckbares filmisches Reich, dass nachhaltig heimisches und ausländisches Publikum bewegte. [ Das digital aufbereitete Re-release Ende April 2011 dürfte dann noch die Nostalgiker ansprechen. ]
Dabei spielt sicherlich auch die Verklärung einer besseren Zeit die große Rolle, ist die Gesellschaft, die Umstände, die Erwartung und auch der Abstand ein gänzlich anderer, so mag man aber nicht nur im direkten Vergleich, sondern unabhängig von Herkunft und Detail der erneuten Erzählung den wirklichen Sinn und Zweck und auch die Form selber als nicht immer wirklich vorteilig absprechen. Immerhin geht die von Wilson Yip übernommene Illustration zuvörderst nicht exakt den Weg den bloßen Nachahmung, stellt sich als Anleihe bekannter Dinge, aber nicht als bloße Verdopplung, sondern eines durchaus eigenen Entwurfes, wenn auch nicht immer mit dafür geeigneten Zutaten heraus:
Der von den Bewohner des Black Mountain Village unter Führung des Dorfältesten Chyun Cheung [ Elvis Tsui ] angeforderte Regierungsbeamte Ning Choi-san [ Yu Shaoqun ] soll durch das Finden einer Wasserquelle einer seit längerem anhaltenden Dürre mit mittlerweile fatalen Auswirkungen entgegenwirken. In Begleitung des sich einzig in die als verflucht geltenden Berge trauenden Ti Nga [ Li Jing ] und einer Truppe von Mördern als Zwangsarbeiter macht sich der junge Scholar auf den Weg zur Lan York Tze Tempelanlage, wo sie bei einem nächtlichen Zwischenlager von verführerischen Frauen wie Green Snake [ Gong Xinliang ] und White Snake [ Lin Peng ] erst angelockt, und dann bald angegriffen werden. Dabei lernt der schüchterne Ning die im Auftrag der tausend Jahre alten Baumdämonin Lou Lou [ Kara Hui ] tätigen Nip Siu-sin [ Liu Yifei ] und den demon hunter Yin Chek-ha [ Louis Koo ] kennen, die ihm aller Gegensätze gleich bald zusammen mit dem ebenfalls die Geister bekämpfenden Geschwisterpaar Ha Suet Fung Lui [ Louis Fan ] und Ha Bing [ Wang Danyi Li ] gegen die bösen Mächte helfen.
Am Schädlichsten ist im A Chinese Fairy Tale [ Arbeits- und Alternativtitel ] dabei im Grunde der Überfluss, das von dem kolportierten Finanzvolumen von US$20 million assistierte unbedingte Wollen um Mehr statt der sinnigen und überlegten Reduzierung. Wie in den credits die geballte Macht verschiedener, mehr als ein halbes Dutzend verschiedener Filmstudios auf die Audienz einströmt, so stellt sich auch die Inszenierung als eine Beifallsbezeugung von Aufhäufung und Überproduktion dar. Besonders die Unsummen von per Rechner installierten Spezialeffekten, die zunehmende artifizielle Beleuchtung und auch die abkömmliche Künstlichkeit, die zu weiten Teilen das Vergnügen trüben, zeugen von einem Mangel an Über- und Weitsicht, einer entbehrlichen Akkumulation gegenüber dem weitgehend handgemachten, in der Hinsicht gemessen nahezu altbacken im positiven Sinne wirkenden Urbild. Der vergleichsweise einsiedlerische Vorgänger, welcher besonders musikalisch in der Übernahme des „Qian Nü You Hun“ Titelthemes und in der Auswahl der Schauspieler für das hiesige junge Liebespaar zitiert wird, aber sonst schon andere Schritte ging, scheint im Stillen wesentlich träumerischer, die Gegensätze von Leben und Tod und von Liebe und Verderben trotz seinen ebenfalls vorhandenen Zugehörigkeit ins Genre der Fantasy mit Märchenansatz auch gegenständlicher und so fühlbarer zu behandeln.
Gerade die so wichtige Liebesgeschichte zwischen dem unerfahrenen Jüngling und dem auch unschuldigen, aber durch die Umstände eine andere Bestimmung habenden weiblichen Geist, die ersten wahren Gefühle zwischen ihnen, geht dieser Übertragung der alten Überlieferung als big budget modern retelling nahezu völlig ab. In dem vorhandenen Trubel aus Windmaschine, CGI, einer auffällig sinnlos ständig ins Schräge kippenden Kamera von Arthur Wong und dem ganzen Zustrom von Mehr und Fülle und Action nur als Kampf der Vier-Element-Lehre verliert sich das ehemalig Reine und Unberührte in die bloße Behauptung. Dass man narrativ eine Vor- und damit auch eine im Grunde tragische Dreiecksgeschichte mit in das Geschehen bringt, hat so keinerlei nützliche Beiwirkung. Zu bunt, zu laut, und irgendwo auch zu leer stellt sich das Spektakel am Black Mountain und seiner Tempelanlage dar, als das aus der Romanze eine Aufrichtigkeit und dem Abenteuer eine Bedeutung erwachsen kann.
Wie es anders geht, zeigt Yip, der sich hiernach aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen gleich an das nächste Remake, die Happy Ghost continuitation Magic to Win wagt, auf der Habenseite allerdings auch; Kann sich nur nicht in einer eventuell zu düsteren, da nahezu einfarbigen Einheitlichkeit entscheiden. So ist das Dorf am Rande der Gefahr von einer einnehmenden Schlichtheit und trüben Armut gehalten, aus windschief trockenen Hölzern, staubigen Sand und insgesamt trostlosen Kolorit gezimmert. Selbst die Tempelanlage ist, wenn sie denn nicht in allerlei Lila- und Blautönen wie eine Disco am Horizont schimmert, bei Tageslicht von einem angenehm harmonischen, da ohne Übertreibungen wesentlich distanzierteres und gleichzeitig selbstgenügsamem Flair mit reger Empfänglichkeit umgeben. Ein aparter Naturalismus im leidenschaftslos Unbemalten, geradlinig, minimal und keusch, dass dem sonstigen Farbeimer wesentlich besser zu Gesichte steht.