Es klingt wie die Phantasie eines geknechteten Arbeitnehmers: In „Horrible Bosses“ planen die Angestellten den Mord an ihren ungeliebten Chefs.
Es beginnt mit Nick Hendricks (Jason Bateman), dessen wunderbarer „My grandmother didn’t take shit from anyone“-Monolog via Voice Over schon ein erstes Highlight des Films ist. Sein Boss, Dave Harken (Kevin Spacey), ist ein undankbarer Sklaventreiber. Kurt Buckman (Jason Sudeikis) ist eigentlich zufrieden mit seinem Job, doch dann stirbt sein netter Chef Jack Pellit (Donald Sutherland) urplötzlich und dessen nichtsnutziger, fauler Sohn Bobby (Colin Farrell) übernimmt das Ruder. Dale Arbus (Charlie Day) muss sich als Zahnarzthelfer sexuelle Belästigung von seiner Chefin Julia Harris (Jennifer Aniston) gefallen lassen.
Als Dave Nick nicht befördert, Bobby Kurt wiederholt demütigt und Julia Dales anstehende Vermählung torpediert, ist klar: Die drei müssen weg. Mit Ratschlägen des Kriminellen Dean ’Motherfucker’ Jones (Jamie Foxx) gewappnet geht das Trio ans Werk…
Bereits 1980 hatte ein weibliches Trio in „Nine to Five“ alias „Warum eigentlich… bringen wir den Chef nicht um?“ sich in Bossbeseitigung versucht, damals arbeiteten alle für denselben Kerl. Anno 2011, im Zeichen von Bromedy Marke „Superbad“ und „Hangover“, geht nun ein Herrendreigespann ans Werk, nach dem gescheiterten Versuch einen Killer anzuheuern mit der „Strangers on a Train“-Idee den Boss eines Kumpels umzubringen – wobei das Vorbild natürlich hübsch postmodern genannt wird wie die Hommage „Schmeiß die Mama aus dem Zug“.
„Horrible Bosses“ setzt natürlich bei Situationen an, die viele Arbeitnehmer kennen: Chefs, die sich faul oder inkompetent verhalten (oder es sogar durchweg sind), absurde Arbeitsanforderungen und dämliche Kommentare, da ihnen ja keiner widersprechen kann, oder auch sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz – unter der freilich mehr Frauen als Männer zu leiden haben. All das wird grell überzeichnet, von auf Arbeitgeberdemütigung ausgerichteten Meetings über Nutten-und-Koks-Parties im Büro bis zu Quasivergewaltigung unter Narkose geht die Palette der Scherze, doch die Satire funktioniert eben darüber, dass sie Alltägliches übersteigert – nicht umsonst dürfte der eine oder andere Arbeitnehmer schon mal ähnlich wie Nick phantasiert haben den ekelhaften Chef einfach kurzerhand aus dem Fenster zu werfen.
„Horrible Bosses“ hält sich angenehm zurück was Derbheiten angeht, keine Fäkalwitze werden gemacht, stattdessen dominieren Wortgefechte und absurder Slapstick, dazu kommen schräge Einfälle wie das Treffen mit einem „Wetwork“-Verrichter oder Namensgebung von Motherfucker Jones. Sicher, ein Film für Feingeister oder ein Werk der leisen Töne ist „Horrible Bosses“ nicht, aber der Film läuft rund und hat Drive – zumindest für zwei Drittel seiner Laufzeit. Denn leider kann „Horrible Bosses“ die Qualität nicht halten, im letzten Drittel laufen sich einige Gags tot und es wird klar, dass die Bosse witziger sind als die Protagonisten – je weniger sie in Action sind, umso schwächer ist der Film. Zumal das Friede-Freude-Eierkuchen-Ende mit der Brechstange herbeigeführt wird und alle glücklich sind, wodurch der Film auch viel von seinem anfänglichen schwarzen Humor einbüßt.
Jason Bateman ist das Zugpferd unter den Protagonisten, gibt den gestressten Everyman mit reichlich Laune, SNL-Comedian Jason Sudeikis darf hier noch als relativer Ruhepol fungieren, während der in erster Linie aus „It’s Always Sunny in Philadelphia“ bekannte Charlie Day als übereifriger Weirdo mit Nerdwissen es vielleicht etwas übertreibt, aber zum Glück nicht ins störende Overacting verfällt. Highlights sind aber die Darsteller der Bosse: Kevin Spacey als berechnende fiese Möpp ist eine Wonne, wobei er solche Rollen ja immer mal wieder spielt. Jennifer Aniston hingegen geht gegen ihr Image als braves Mädel an und ausgerechnet Schönheitsidol Colin Farrell mit schmieriger Halbglatze und Schmerbauch auftreten zu lassen, ist schon eine famose Idee. Dagegen ist der Support recht unscheinbar, trotz solcher Namen wie Donald Sutherland, Jamie Foxx oder Ioan Gruffud.
Schade, dass „Horrible Bosses“ im letzten Drittel einbricht, denn die ersten zwei Drittel sprühen vor Charme, Esprit und Witz. Sicher ist das Ergebnis immer noch eine vergnügliche Komödie, deren titelgebende Bosse große Comedy-Highlights sind, doch mit einem besseren Abgang wäre noch mehr drin gewesen.