Review

Hektik im Hamsterheim


Synthie-Wummern, ein klaustrophobisches Quarantäne-Setting, harte Gewaltspitzen, ungewöhnliche Helden, Misstrauen unter Nachbarn, Ego-Gesellschaft, offenes Ende, Verschwörungstheorien, staatliches Misstrauen - John Carpenter lässt grüßen, Corona klopft an die Tore dieses schwarzhumorigen argentinischen Thrillers. „Phase 7“ passt in meine aktuelle Virus-Rundschau wie die Faust aufs Auge und ist stellenweise echt gelungen. Wenn auch im Endeffekt nichts Besonderes... Ein heftiger, tödlicher Grippevirus zieht auf luftigen Schwingen durch die Welt, ein Mehrfamilienhaus wird abgeriegelt, ein Mann und seine schwangere Frau machen es sich in ihrer Wohnung erstmal gemütlich. Doch als dann die neugierigen Nachbarn an die Tür klopfen, man von der restlichen Welt kaum noch Infos bekommt und die mehr als wonnig gefüllten Vorräte schrumpfen, brechen wohl oder übel Misstrauen, Angst und Aggression aus, die zu manch einem weggeschossenen Kopf führen... 

Das könnte auch einer von Alex de la Iglesia sein, nur etwas beliebiger. Der Gedanke kam mir sofort. „Phase 7“ hat seine starken Momente, von trockenstem Humor, absurden Situationen und Figuren, schockierenden Blutexplosionen und natürlich seiner beängstigenden Nähe zur aktuellen Situation bzw. dem doch vielfach auffälligen Egoismus vom Supermarkt bis ins Reihenhausgebiet. Doch weder Spannung noch Humor werden hoch genug gedreht oder frisch genug durchgezogen, durchgängig hochgehalten, dass einem der Film positiv in Erinnerung bleibt. So versickert er im neutralen Achselzucken. Und das trotz akuter Parallelen. Irgendwie kommt er nicht aus den Puschen, findet nie lang genug das Gaspedal, traut sich nicht in die Vollen zu gehen. Sei es auf Grund des Budgets, seines milden Scripts oder seiner zu generischen Inszenierung. Egal. Hier war mehr drin, da muss mehr kommen. Für einen leichten Geheimtipp (mit betonten Abstrichen!) in der aktuellen Zeit bzw. zum Thema der Stunde reicht es noch. Gerade so. 

Fazit: carpentereske Klänge und Klaustrophobie treffen auf feurige Nachbarn und aggressive Prepper - „Phase 7“ passt in die heutige Zeit, kombiniert recht plump Panik und Paranoia, kann dann insgesamt jedoch zu wenig herausstechen, um ein Highlight zu sein. Quarantäne-Quälgeister. Trostpreis. Ist nur ein nervöses Husten... 

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