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Während das junge Ehepaar Coco (Daniel Hendler) und Pipi (Jazmin Stuart) ihren Einkäufen nachgeht bemerken sie die um sie herum herrschende Unruhe nicht. Hektisch im Supermarkt einkaufende Menschen, auf den Straßen gehetzte und panische Passanten, alles geht an den beiden vorbei bis sie abends den Fernseher anschalten und von einem sich rasant verbreitenden gefährlichen Virus erfahren.

Bekanntlich ist das was in der Glotze läuft ja weit weg und irgendwie irreal, was dazu führt, dass beide sich keinen Kopf deswegen machen. Sogar als plötzlich die Gesundheitsbehörde vor der Haustür steht und das Gebäude unter Quarantäne stellt sind sie alles andere als beunruhigt. Ohne in Panik zu verfallen beginnt man sich mit der Situation anzufreunden, vielleicht die Vorräte etwas einzuteilen und die Situation einfach mit Videospielen und Lesen auszusitzen.

So locker wie das junge Paar gehen die lieben Mitbewohner jedoch nicht mit der Angelegenheit um. Mit zunehmender Dauer der Quarantäne macht sich Misstrauen unter den Bewohnern des Hauses breit. Als eine Gruppierung den Rentner Zanutto verdächtigt am Virus erkrankt zu sein und diesen auch mittels Gewalt in einer leer stehenden Etage zu isolieren versucht, eskaliert die Situation.

„Phase 7“ von Regisseur Nicolas Goldbart wirkt beim Zuschauer in etwa wie eine Mischung aus „REC“ und „La Comunidad“. Dies liegt offensichtlich an den handlungstechnischen Parallelen wie dem Setting innerhalb des Mietshauses, den unterschiedlichen Charakteren der Bewohner und deren Reaktion auf die virale Bedrohung.

Natürlich stellt sich dabei der Virus als weitaus weniger gefährlich heraus, als dass was die Bedrohung in den einzelnen Betroffenen auslöst. Dies zeigt sich in den langsam steigenden Spannungen innerhalb des Hauses, die mit anfangs leicht schrägen Situationen noch für ein gewisses Schmunzeln beim Zuschauer sorgen, später aber in handfeste gewalttätige Aktionen ausarten.

Nachdem der Streifen einige Zeit etwas vor sich hindümpelt wird er mit Beginn der offenen Auseinandersetzung deutlich unterhaltsamer, da hier dann neben mehr Tempo auch einige blutigere Szenen zu sehen sind. Die humorige Schiene wird dabei nie ganz verlassen, ist hier aber auch nicht derartiger Natur, dass man einen Schenkelklopfer nach dem anderen serviert bekommt. Vielmehr sorgen immer wieder eingestreute Szenen für Humor der etwas satirischeren Art.

Bereits die anfänglichen Szenen, als das junge Paar die um sie herum stattfindende Panik nicht zu registrieren scheint zeigen hier den Weg. Auf diesem begegnen wir auch dem Etagen-Nachbarn von Coco und Pipi; Horacio (Yayo Guridi). Dieser stellt sich mit Verhängung der Quarantäne als psychotischer Survival-Freak heraus, der nicht nur Waffen in seiner Wohnung gebunkert hat, sondern auch noch Lebensmittel für die nächsten ca. 100 Jahre. Eine Figur wie diese dürfte in ähnlich gelagerten US-Produktionen ordentlich Raum haben um seinem Affen so Richtig Zucker zu geben , sprich over-the-top zu reagieren und so für ordentlich Lacher zu sorgen. Hier wird die Figur zwar auch dazu benutzt den erwähnten Humor über die Spielzeit weiterzutransportieren , aber eben nie auf die laute und plumpe Art, denn es bleibt immer klar, dass Horacio wirklich psychisch krank ist, die Situation eben seiner Psychose entspricht und er deswegen auch sozusagen Oberwasser hat.

Als Gegenpol dazu ist dann Coco angelegt, der anfangs die Lage nicht ernst zu nehmen scheint und im Laufe der Zeit mehr oder weniger in die Geschehnisse hineingezogen wird obwohl er eigentlich alles tut damit gerade dies nicht geschieht. Daraus entstehen dann einige ganz lustige Szenen, als er zB. zweimal in die von Horacio gelegten Sprengladungen hineinläuft.

Die mir durchweg unbekannten Darsteller der Hauptfiguren und auch die anderen Beteiligten spielen hier ordentlich auf, ohne dass man dabei aber große Kunst zu erwarten hat. Dies liegt schon am Script, dass zwar einige interessante Aspekte wie eben die Gruppendynamik in einer solchen Stresssituation im Auge hat, diese aber nicht ernsthaft herausarbeiten kann.

Trotzdem macht „Phase 7“ für eine absolute Billigproduktion (Budget: 2,5 Mio argentinische Pesos) eine ganz gute Figur. Auch wenn die Story ihre kleinen Hänger hat und das Tempo nicht sehr hoch gehalten ist versteht es Regisseur und Drehbuchautor Goldbart seinen Film insgesamt unterhaltsam zu gestalten.

Fazit: „Phase 7“ ist garantiert kein Action-, Effekte- oder gar humoristisches filmisches Feuerwerk geworden. Dennoch ist der Streifen ein gutes Beispiel dafür, dass man kein Mega-Millionen-US-Dollar-Budget braucht um einen soliden Film zu drehen. „Phase 7“ ist kaum einen Deut schlechter als die meisten der 1000-fach teureren US-Blockbuster des etwas schwachen Filmjahres 2011.

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