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Der Kleinganove Ricky würde alles für seine Mutter tun. Und so liegt es für ihn auch auf der Hand, den größten Lebenstraum seiner bald aus dem Gefängnis entlassenen Erzeugerin zu erfüllen: die Eröffnung eines eigenen und glamourösen Bordells namens Club Hiroshima. Zum Leidwesen von Ricky gestaltet sich die Umsetzung dieses Wunsches jedoch schwieriger als gedacht. Angefangen bei psychotischen Gangsterbossen über zickige Prostituierte bis hin zu angeheuerten Auftragskillern scheint sich die ganze Welt gegen Ricky und seinen Plan verschworen zu haben, der dennoch nicht daran denkt, die Flinte ins Korn zu schmeißen. Für seine Mutter tut er einfach alles, auch wenn es Chaos und viel Blutvergießen zur Folge hat.


Das die Spanier nicht nur gute Horror-und Mystery Filme produzieren sondern auch im Bereich der Komödie eine Menge drauf haben, wird hier einmal mehr unter Beweis gestellt. Und naturgemäß handelt es sich bei "Neon Flesh" keineswegs um eine handelsübliche 08/15 Komödie, sondern vielmehr um ein schrilles und teilweise überzogenes Filmwerk, zu dem sicherlich nicht jeder den Zugang findet. Da ist zuerst einmal die Geschichte an sich, bei der es sich auch ohne Frage um eine äußerst skurrile Millieu-Studie handeln könnte und im entfernten Sinne ist diese Annahme auch gar nicht so falsch. Wird man doch von Beginn an lediglich mit Zuhältern und Prostituierten konfrontiert, die auch im verbalen Bereich durchaus erkennen lassen, das man sich hier in den untersten Niederungen der Straße befindet. Der junge Ricky passt dabei eigentlich nicht wirklich ins Bild, handelt es sich doch um einen recht gut aussehenden jungen Mann, der zudem noch das Herz am richtigen Fleck hat und so gar nicht in die Zuhälter-Ecke hineinpassen will.

Da seine Mutter aber demnächst aus dem Gefängnis entlassen werden soll, möchte Ricky ihr unbedingt ein eigenes Bordell schenken, damit die gute Frau nach ihrer Entlassung wieder in ihrem alten Gewerbe arbeiten kann. Trotz etlicher Warnungen seiner Freunde ist der junge Mann nicht von seinem Vorhaben abzubringen und ahnt dabei nicht, das er damit das Unheil förmlich heraufbeschwört. Ist die Story zu Beginn schon recht witzig-und unterhaltsam anzuschauen, so verstärkt sich dieser Eindruck mit zunehmender Laufzeit immer mehr. Die zu Beginn als Höhepunkt anzusehenden Dialoge im Straßen-Jargon sollen nicht lange als einziges Highlight in einem Szenario stehen, das in der Folge nur so vor grotesker Situationskomik strotzt. Es ergeben sich Passagen, in denen es einem wirklich schwer fällt an sich zu halten, drückt das Geschehen doch wirklich ordentlich auf die Lachmuskeln, die in der Folge noch sehr arg strapaziert werden sollen. Frivoler Wortwitz in Kombination mit etlichen Kraftausdrücken verleiht der Szenerie eine authentische Note, die dem Straßen-Millieu durchaus angemessen erscheint. Und auch wenn einige Dialoge etwas bewusst überzogen erscheinen, so kann man sich doch einen guten Eindruck davon machen, wie rau der Umgangston in der entsprechenden Szene ist.

Die Situationskomik und die etlichen sexuellen Andeutungen des Filmes sorgen beim Zuschauer für eine Menge Spaß und werden hauptsächlich durch einige Charaktere der Geschichte besonders in den Vordergrund gerückt. Zwei Exemplare fallen in dieser Beziehung ganz besonders auf, einerseits handelt es sich um den geistig nicht ganz auf der Höhe erscheinenden El Nino, der durch seine grandios gespielte Naivität für etliche Lacher sorgen kann und andererseits ist da Ricky's an Alzheimer erkrankte Mutter, die noch nicht einmal ihren Sohn wiedererkennt. Diese beiden Figuren bringen jedoch nicht nur sehr viel Humor in das skurrile Geschehen ein, sondern verbreiten auch eine ganze Menge Charme, was man aber letztendlich von fast allen Akteuren behaupten kann. Denn obwohl es streckenweise auch härtere-und ernstere Passagen gibt, versprühen "Neon Flesh" und der Großteil seiner Charaktere so viel Charme und Symphatie, das man diesen Film einfach lieben muss. Dies kann man sogar von der hier vorliegenden deutschen DVD behaupten, die leider der Schere zum Opfer gefallen ist und um gut 3,5 Minuten erleichtert wurde. Denn auch wenn einige harte Szenen entfallen, so kann man ohne Übertreibung von einem sehr guten Gesamtbild sprechen, das trotz dieser Kürzungen erstklassige Unterhaltung anbietet.

Paco Cabezas hat mit seiner zweiten Regie-Arbeit eine wirklich in allen Belangen erstklassige Komödie geschaffen, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient. Dennoch hat er es auch geschafft, den Ereignissen eine durchaus ernste Note zu verleihen, die insbesondere im letzten Filmdrittel zur Geltung kommt. Hier lassen sich sogar dramatische Züge erkennen, ohne das der Anteil zu sehr die Überhand gewinnt. Und das alles ist immer mit einem humorigen Anstrich versehen, so das man letztendlich zu einem absolut erstklassigen Gesamteindruck gelangt. Und so bietet "Neon Flesh" einen zum Großteil äußerst grotesken Einblick in ein Millieu, in dem man nicht so einfach Fuß fassen kann, was auch Hauptfigur Ricky letztendlich erkennen muss. Viel Humor, witzige Dialoge, etliche Kraftausdrücke, aber auch phasenweise sehr ernste Momente ergeben ein Gesamtbild, das man im Endeffekt nur als überdurchschnittlich gut bezeichnen kann. Wer schrägen Humor zu schätzen weiss, kommt an diesem Kracher beim besten Willen nicht vorbei, bei dem sich selbst die deutsche DVD als lohnenswert herausstellt und das will schon etwas heißen.


Fazit:


Trotz diverser Kürzungen handelt es sich hier um einen absolut sehenswerten Film, der die Lachmuskeln ordentlich strapaziert. "Neon Flesh" ist schrill, skurril und manchmal schon etwas absurd, aber auf jeden Fall durchgehend extrem unterhaltsam und außerordentlich charmant. Durch die Mehrzahl an symphatischen Charakteren fährt das Werk noch zusätzlich Punkte ein und stellt sich letztendlich als absoluter Geheim-Tipp heraus, den man sich unbedingt anschauen sollte.


7,5/10

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