Das Leben eines Zuhälters scheint nicht gerade ein Zuckerschlecken zu sein und ihr allgemeiner Ruf eilt ihnen grundlegend voraus, denn sogleich fallen einem Attribute wie brutal, rücksichtslos, selbstverliebt, amoralisch und unberechenbar ein.
Aber dann gibt es offenbar noch solche, die über den Zuhältern stehen, diese Gangsterbosse, die ganze Stadtbezirke kontrollieren und auch gleich die Polizei im Sack haben, wie es uns der Spanier Paco Cabezas mit seinem moralisch zwiespältigen Sozialdrama glauben machen will.
Ricky lebt schon seit seiner frühen Jugend auf der Straße, seit seine Mutter Pura vor zwanzig Jahren ins Gefängnis wanderte. Nun soll sie endlich entlassen werden und für ihr Willkommen ein Geschenk in Form eines Bordells vorbereitet werden.
Nachdem Rickys Kumpels Angelito und El Niño ihm beim Aufbau des Etablissements helfen können, gerät alles aus dem Ruder: Seine Mutter leidet unter Alzheimer und hält Ricky für einen aufdringlichen Freier, während Gangsterboss Chino eine horrende Summe Schutzgeld binnen kurzer Zeit fordert…
Guy Ritchie ist dem Regisseur definitiv ein Begriff, denn nicht nur rein optisch wurde vielerorts abgekupfert. Als Gangsterkomödie funktioniert der Streifen jedoch nicht, denn obgleich die Ambivalenz der drei Freunde ab und an ein zaghaftes Schmunzeln hervorlockt, wird jenes mit unmoralischer Härte kurz darauf wieder zunichte gemacht, so dass die Grundstimmung stets zwischen deprimiert, nachdenklich und leicht melancholisch schwankt.
Immerhin gelingt es der Erzählung einige Figuren ansatzweise sympathisch erscheinen zu lassen, denn neben kriminellem Egoismus offenbaren einige Individuen auch ihre menschliche Seite, wie eine Transe, die aufgrund ungewöhnlicher Umstände ihre Mutterliebe entdeckt oder El Niño, der zumeist schweigsame und brutal zuschlagende Handlanger, der sich in eine der illegalen eingereisten Prostituierten verliebt.
Eigentlich sind es mehr die teilweise skurrilen Randfiguren, welche die Geschichte den Reiz verleihen.
Denn es benötigt einige Zeit, bis die zahlreichen Protagonisten nach und nach (zum Teil mit Einblendung des Namens) eingeführt werden und sich überhaupt so etwas wie ein erkennbares Ziel der Handlung erkennen lässt.
Die Story bleibt bei alledem dünn und ein wenig vorhersehbar, doch ab dem letzten Drittel, als einige Dinge aus dem Ruder laufen, kommt zumindest ein wenig Suspense auf und es kristallisiert sich eine vage, wenn auch nicht sonderlich nachhaltige Botschaft in Sachen Moral heraus.
Allerdings können die aufkeimenden Emotionen ab der zweiten Hälfte kaum einige makabere und streckenweise menschenverachtende Einlagen rechtfertigen, zu denen die Handlung kaum oder keine Stellung bezieht. Etwa bei der Nuttenversteigerung in einer Tiefgarage, dem Beiwohnen einer kurzen Foltereinlage oder der Frage, was mit einem Neugeborenen im Rotlichtmilieu geschehen soll.
Die zuweilen etwas sprunghafte Erzählung windet sich mit immer neuen Aspekten und Figurenkonstellationen und lässt angedeutete Probleme oder Missstände oftmals unreflektiert im Raum stehen, was natürlich auch den Sympathiefaktor der Figuren ankratzt.
Jene werden allerdings durch die Bank recht glaubhaft und angenehm individuell in Szene gesetzt und auch die Songauswahl ist überwiegend stimmig.
Der Kamera ist indes nichts anzukreiden und auch wenn die kleinen Fisimatenten mit Split Screen oder Bullet Time für wenig Eigenständigkeit in Sachen optische Raffinesse sprechen, ist dem Handwerk generell nicht viel anzukreiden.
„Neon Flash“ ist nicht cool, denn dafür fehlt ihm der deutlichere Wiedererkennungswert und das Gespür für treffsichere Pointen und auch der erzählerische Faden wird für manch unnötige Sequenz für kurze Zeit über Bord geworfen.
Aber er ist einigermaßen unterhaltsam, weil es ihm gelingt, die Ambivalenz der wesentlichen Charaktere recht lebendig auf den Punkt zu bringen und am Ende, trotz bleibender moralischer Bedenken, ein paar emotionale Lichtblicke ins Geschehen wirft.
5,5 von 10