The Hunter(2011)
Spoiler Inside...
Martin David(Willem Dafoe) wird von dem Biotechnikunternehmen Red Leaf angeheuert, um in der Einöde Australiens nach einem hin und wieder gesichteten Mythos zu suchen. Der Tasmanische Tiger gilt seit den späten 30ern als ausgerottet und doch scheinen sich die Gerüchte zu bewahrheiten und Red Leaf sieht hier eine Chance. Bei der Familie Armstrong, deren Vater ebenfalls in den Wäldern forschte und seitdem vermisst wird, erhält er eine sehr denkwürdige Unterkunft. Die Ortsansässigen mögen keine "Gäste" und dem Auftraggeber kann es nicht schnell genug gehen mit der heißen Ware...
Der nach wie vor unbekannte Regisseur Daniel Nettheim schuf auf Basis eines Romans aus dem Jahre 1999 einen sehr elegischen und ruhigen Film, der die Gemüter spaltete und so gut wie in Vergessenheit geriet...und das knapp vier Jahre nach erscheinen. Zu Unrecht wie ich finde. Es gibt Filme die legt man im besten Fall einmal in den Player. Äußerst selten vielleicht zweimal. Das kann aus verschiedenen Gründen geschehen. The Hunter gehört für mich schon zur nächsten Stufe. Was soll dieser ständige Hunger nach Konflikten? Überall muss Spannung rein, Wendungen und Lametta. Mehr Gekröse, mehr Bear Grylls und dieser Grizzly hier drüben muss DURCHDREHEN.
The Hunter ist da ein ganz anderes, viel subtileres Brett. Brett trifft es nicht. Ehr ein ungeschälter Block, tief aus dem Dickicht des Outback. The Hunter sucht nicht wirklich nach dem Tempo der heutigen Filmrezeptur. Es gibt in diesem wundervoll fotografierten Film nur wenig Fett und Zähes. Der ehr ungesellige Martin David schwärmt in die weglose Wildnis, wieder zurück ins System und findet letztlich die Nähe, einer anfangs völlig kaputten Familiensituation. Es ist der leise Trieb aus regnerischer Einsamkeit und kleinen Familienmomenten mit Springsteen als Untermalung. Die Suche nach dem Beutelwolf ist akribisch, detailreich, durchaus latent in die Länge gezogen. Der Wechsel zwischen träumerischen Panoramen und den wortreichen(nervigen:) Kindern der zerfurchten Familie gelingt der Inszenierung im ersten Moment nicht...es wirkt erst bei mehrfacher Sichtung.
Es ist das Profil des Martin David, grandios verkörpert durch Willem Dafoe. Er liebt die Wildnis, das Alleingefühl und die Kontrolle über jenes. Aber er ist kein Menschenfeind. Diese fiktive Figur zeigt nur im Unterbewussten, wie befreiend der eigene Rhythmus im Einklang mit Fortschritt und Lagerfeuer im Regen sein kann. Und erst wenn man diesen Film noch einmal schaut, macht die Situation viel mehr Sinn.
Wer sich The Hunter ansieht, erwartet nicht diese große Dramakomponente. Wer lediglich auf Survival abzielt, sollte lieber auf DMAX wechseln. The Hunter schielt in dem Teil der Wildnis nicht auf schnelle Spannung oder abrupte Tempowechsel. Suspense heißt der leise Tropfen, die langsam sinkende Schneeflocke. Die wenigen Momente aufkeimender Spannung driften in eines der leisesten Crescendo der Filmgeschichte. Die letzten Minuten in der Wildbahn gehören ganz der Faszination des schwer zu Begeisternden Filmschauers. Natürlich könnten die CGI's besser sein, aber machen wir uns nichts vor. Ein kleiner Film dieser Güte, mit dieser Besetzung, wird Budgetbedingt sicher seine Grenzen gehabt haben. Mir gefiel die Idee dahinter immer sehr.
Zurück zu einfacheren Dingen des Lebens, ohne die Lust am Fortschritt zu verlieren und eben auch der Warnung vor extremen Experimenten zu fürchten. Letzteres ist durchaus die Absicht des Biokonzerns.
Keine der Figuren scheint überflüssig, wobei selbst Sam Neill nur eine Eckrolle hält. Die Kinderdarsteller sind gut gewählt und die "leise" gestellte Mutter der Beiden funktioniert ebenfalls. Willem Dafoe überzeugt physisch und natürlich auch mimisch im Pendel zwischen weicher Schale, harter Kern.
Fazit...ich liebe The Hunter für seine leise, unaufgeregte Ader. Der Konflikt des Filmes nimmt nie überhand, die Action sinnt sich angenehm erdig und die Darsteller füllen ihre Rollen sehr glaubwürdig aus. Die Perspektive bleibt immer beim Hauptdarsteller, mit all ihren Für und Wider. Im Hintergrund schwebt immer die Gier nach Profit und der allgegenwärtige Kontrollwahnsinn der Gesellschafft. Martin David schwebt, aus welchen Gründen auch immer zwischen all dem. Er ist verhaftet in alten Tagen, versiert im Hier und Jetzt und begegnet der unausweichlichen Zukunft mir Respekt, Ehrfurcht und seinem eigenem Dickkopf.
Schaut ihn euch noch einmal an...die Ruhe ist trügerisch...9.5