Martin David (Willem Dafoe) bekommt von einer dubiosen Firma den Auftrag ein für ausgestorben geglaubtes Tier, den tasmanischen Tiger, zu jagen. Dabei wird im vorsichtshalber noch mit auf den Weg gegeben, dass er womöglich nicht der Einzige ist, der danach sucht.
David macht sich nach Australien auf und quartiert sich unter dem Deckmantel im Auftrag einer Universität zu handeln bei Lucy Armstrong (Frances O’Connor) und deren zwei kleinen Kindern ein. Lucy steht unter starken Medikamenten und bemerkt den Gast die ersten Tage nicht einmal. Von den Kindern erfährt David jedoch, dass ihr Vater vor einem Jahr im Busch verschwand.
Während David nach Spuren des Tieres sucht, stellt er fest, dass die Bewohner des kleinen Orts weder auf ihn noch auf die ebenfalls anwesenden jungen Umweltschützer gut zu sprechen sind. Alle fürchten um ihre Jobs, die in der Holzindustrie angesiedelt sind.
Nach und nach stößt der Jäger auf Spuren des seltenen Tieres und baut parallel dazu Beziehungen zu den beiden Kids und deren Mutter auf. Als seine Tarnung auffliegt überschlagen sich die Ereignisse und David ist gezwungen eine drastische Entscheidung zu treffen....
Entgegen den Erwartungen mancher handelt es sich bei „The Hunter“ von Regisseur Daniel Nettheim um keinen Action-Film, sondern vielmehr ein Drama mit einigen Action- und Thrillerelementen.
Der Schwerpunkt liegt hier eindeutig auf Martin Davids, dem professionellen und eiskalten Jäger, der sich im Laufe der Spielzeit langsam aber sicher auch als Mensch Martin Davids zu erkennen gibt. Man sieht dies in den vielen Szenen mit den beiden Kindern und ihrer Mutter. Nach und nach taut Davids etwas auf, obwohl er bis kurz vor Schluss immer wieder den Anschein erweckt nur hinter seiner Beute her zu sein.
Diese Szenen wechseln sich über die gesamte Spielzeit mit denen ab, wo David im Busch unterwegs ist, Fallen für den Tiger aufstellt, diese überprüft und nicht ganz uneigennützig nebenbei noch nach Spuren des verschwundenen Ehemannes und Vaters sucht.
Aus dem Wechselspiel der Busch- mit den „Familienszenen“ zeigt sich einerseits die Professionalität des Jägers, andererseits auch die menschliche Seite. Beide dieser Eigenschaften verändern sich im Laufe des Films deutlich.
„The Hunter“ versteht es insgesamt recht gut, diese Entwicklung des Jägers zu transportieren ohne beim Zuschauer Langeweile aufkommen zu lassen. Die liegt daran, dass man sich als Zuschauer natürlich fragt ob es den tasmanischen Tiger tatsächlich gibt und David ihn am Ende auch erwischt. Dazu kommen Fragen hinsichtlich seiner Auftraggeber, eventuell weiterer durch den Busch stapfender Jäger, das Schicksal von Lucys Mann usw. Die meisten dieser Fragen werden dabei jedoch auf eine Weise abgehandelt, die als durchaus zurückhaltend zu bezeichnen ist, was heißen soll, sie werden nicht auf reißerische Art präsentiert sondern passen sich in ein Gesamtbild der eher ruhigeren Gangart ein. Dem zentralen Thema des Films tut dies gut, da sonst Gefahr bestünde es durch wilde Schießereien im Busch aus den Augen zu verlieren.
Schauspielerisch kann man grundsätzlich sagen, dass alle Beteiligten gut gecastet wurden und in ihren Rollen zu überzeugen verstehen ohne dabei jedoch zu glänzen. Dies trifft vor allem auf die beiden Hauptdarsteller Willem Dafoe und Sam Neill zu.
Dafoe hat sicherlich die meiste Screentime, sein innerliches Auftauen, lässt sich über den größten Teil der Spielzeit jedoch mehr erraten, als dass es so klar zum Vorschein kommt wie gegen Ende des Films. Hier liegt sicherlich ein Grund im Drehbuch und der Gesamtlogik verborgen, von einem Darsteller wie Dafoe kann man trotzdem mehr erwarten. Ohne das Ende des Films zu verraten sei hier aber mindestens eine bemerkenswerte Szene erwähnt, als er darüber sinniert wie sich dieses womöglich letzte Exemplar seiner Gattung fühlen mag.
Sam Neill, der sich die letzten Jahre etwas rarmachte, hat bedeutend weniger Szenen. Sein Charakter ist jedoch ein sehr interessanter. Als Jack Mindy gibt er sich zwar als Unterstützer und Freund der verbliebenen Armstrong Familie, bietet sich als Buschführer für David an, offenbart im Laufe der Spielzeit aber auch ganz andere Seiten. Neill spielt diese Rolle gut und hat dabei eine wirklich gute Szene spendiert bekommen, nämlich die als die Einheimischen das Camp der Umweltschützer attackieren und er sich förmlich auf dem Rücksitz eines Wagens versteckt. Gerade diese kurze Szene offenbart seinen ganzen Charakter in nur wenigen Sekunden.
Wenn man dem Streifen etwas entscheidendes vorwerfen kann, dann das zwar gewisse Realitäten wie der Konflikt Umweltschutz kontra Arbeitsplätze zwar angeschnitten, aber nicht einmal ansatzweise in die Tiefe gehend abgehandelt werden. Dasselbe gilt für den Umgang mit aussterbenden Tierarten. Mag sein diese Oberflächlichkeit entspricht genau der Realität oder Drehbuch/Regie wollten hier Raum lassen um den Zuschauer zum Nachdenken zu bewegen, für mich persönlich hätte es trotzdem etwas mehr sein dürfen.
Speziell das Ende sei noch erwähnt. Die wenigsten Zuschauer dürften damit rechnen und verraten wird es natürlich nicht. Aber so viel kann gesagt werden, dass es sowas von niederschmetternd, bezeichnend und diskussionswürdig ausfällt wie lange keines zuvor.
Fazit: „The Hunter“ ist kein Film mit großen Schauwerten, aber einer gut ausbalancierten Story, die nie langweilig wird. An der Darstellung der Botschaft kann man sich als Zuschauer reiben (6,5 von 10 Punkten).