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Scheinbar unbeeindruckt von bisheriger Kritik und Niederlage und trotz eines Ansatzes, der im Leben nicht Erfolg bringen kann, hat der nebenberufliche Produzent, Autor und Regisseur Dennis Law im Jahr 2010 gleich drei Projekte initialisiert und realisiert, die allesamt das gleiche Ziel, und wenn auch mit anderer Thematik, so doch mit gleichen Mitteln die Umsetzung dessen im Auge hatte. Die Rückführung zu oder auch die Reanimation des einst blühenden HK Kinos, dass sich heute zumeist in der Kooperation mit China im Austausch der Fachkräfte zugunsten mainland-spezifischer Motive und erhöhten Kapitalstroms und/oder sonst nur mit Neujahrskomödien nach immer demselben Muster über Wasser und am Leben erhält. Law könnte in der Theorie zumindest letzteres auch, will dies aber offensichtlich nicht, sondern probiert sich lieber an längst vergangenen Genres; ein wiederholtes Glaubensbekenntnis, dass vielleicht mit viel Liebe und einst gefragten Darstellern, aber nicht wirklich mit adäquaten Talent und auch nicht dem Willen zum etwaig nötigen Neuerlernen erfüllt wird.

Waren es zuvor einen Actionthriller um Triaden sowie ein Gruselstück im Catgeory III Umfeld,  so hält nun das Subgenre des chinese [hopping] vampire, des jiangshi, für die Personalisierung von Laws gegen alle Missstände ankämpfenden Alleingang her. Eine Gattung von Filmen, die in den letzten Jahren Gerüchten zufolge immer wieder mal einen weiteren Nachschlag auch aus der besser verdienenden Seite bekommen sollte, es aber nur zu den wenig bis gar nicht beachteten Vampire Super [ 2007 ] und The Vampire Who Admires Me [ 2008 ] schaffte. Auch der ursprünglich betitelte New Age Vampire Warriors wird dieses Schicksal unzweifelhaft teilen, und ist auch leider, mehr oder minder, nahezu nur ein Zeugnis von Laws Unvermögen der Inszenierung, dass trotz Kudos in diese Richtung auch nicht gänzlich durch die wie immer unterstützende Assistenz hinter der Kamera in Form von director of photography Herman Yau und Action Director Nicky Li oder das schlichte Wollen des hauptberuflichen Immobilienhändlers wettgemacht werden kann:

Schon seit mehreren Jahrhunderten nichtalternd in einem Dasein als Vampire gefangen, vertreibt sich die immer noch jung aussehende Max [ Chrissie Chau ] die Zeit mit ihren unwesentlich älteren Bruder Rex [ Rock Ji ] und den Freundinnen Kah [ DaDa Lo ] und Lin [ Mandaline Chu ] mehr schlecht als recht im heutigen Dasein ihre Zeit, wobei alle nicht nur dem Menschenblut abgeschwört haben, sondern sich auch sonst nur wenig verlustieren können und sowieso keine Gefühle empfinden. Erst als Mung [ Yuen Wah ] in die wenig illustre Runde platzt, der es nicht nur auf die Lebenden abgesehen hat, sondern auch die Untoten aussaugt, quasi der Ultimate Vampire ist, wird es plötzlich mehr als aufregend für alle Beteiligten, stehen die recht Unerfahrenen doch auf einmal auch auf der Speiseliste. Die einzige Hoffnung besteht in Lung [ Chin Siu-ho ], dem Vater der Geschwister, und der Vampirjägerin Ar [ Jiang Lu-xia, die in Art und Aussehen immer mehr und das natürlich zum Positiven an Yukari Oshima erinnert und auch weitab das Beste am Film ist ], die auch aus persönlichen Gründen noch eine Rechnung mit Mung, dem "Verführer" ihrer bis dato ein friedliches Leben führenden Schwester Sue [ Pinky Cheung ] offen hat.

Was in den Frühwerken gar nicht so, mittlerweile aber ständig und vielleicht auch wie gesucht und deswegen gefunden auffällt, ist dabei die Leblosigkeit bis hin zur Demontage des Geschehens, dass nur selten und auch nur in wirklicher Bewegung, sprich den Actionszenen, über eine ansonsten sprichwörtlich wie erstarrt bis tot scheinende Theaterhaftigkeit hinauskommt. Nicht einmal die erste Minute, nur die ersten Einstellungen spielen in einer wirklich gefüllten Straße, die alsbald in die Seitengasse und danach in einen kompletten Hinterhof bis hin zu einer ranzigen Absteige verlassen wird. Und dieses urbane Brachland auch nur kaum und dann bloß für den Kurzausflug auch wieder verlässt. Das Heimsuchen derart niederer Umgebeng verwundert schon, besteht das zünftig Inventar dann doch nur aus längst leergeräumten Überbleibsel der Zivilisation, die auch gar nicht mehr spürbar und nur noch in der Hinterlassenschaften von abgeplatzten Putz, kaputten Fliesen, verdreckten und fleckigen Decken und anderweitigem Unrat vorhanden ist. Auch der Hauptschauplatz, eine Art Mischung aus privaten und entsprechend kleinen Verladehafen, der neben zwei oder drei Handelscontainern zusätzlich mit einem Bauschuppen und angrenzend wohl einer ehemaligen Fleischverpackung bestückt und Drumherum umzäunt ist, vermag eigentlich nur wenig Anheimelndes, dafür eher die Flucht aus dem Notausgang hinaus verströmen.

Nicht nur die Distribution, Rezeption und Reputation, auch die Produktion selber verbirgt sich abgeschottet von der Gesellschaft, weiterhin ein Auswuchs dessen, worüber man sich vorher schon entrüstet, sucht sich sein Heil und Heim weitab von der Masse; durchströmt quasi sein eigenes Reich, ein aufgebläht armseliges Phänomen begrabener Popkultur, ohne dort im Grunde die sonstigen Regeln zu verletzten, diese aber gegensätzlich auch gar nicht richtig einhalten zu können. Zu [blut]leer, geradezu eintönig bis einschläfernd ist die Geschichte um die Vampirjägerin, die sich mit einst Gejagten verbündet hat, um einem neuen Unheil zu begegnen. Zu klein das Personal, dass großteils aus Unbekannten, allein für die Optik und die geringe Bezahlung Gecasteten besteht und darüber hinaus mit zwei, drei Semiprominenten aus lange geschehenen Zeiten gastiert. Zu steif, zu sinnentleert und im Grunde auch völlig unnötig jeglicher Dialog, jegliche Handlung abseits des Kampfes von Gut gegen Böse, gefangen irgendwo zwischen vielleicht zu findenden Trashansatz, der wohl eher bestehenden Laienaufführung, einer unfreiwilligen Komödie, die auch absichtlich nur so beschämend infantil wie Twins Effect ist, und einer schlichten Selbstüberschätzung.

Dennoch, gleichsam uninteressant ist das Schaffen nicht, wird die Bebilderung des sprichwörtlichen Schauerstücks mit gewohnt eloquenter Licht- und erst cyan-bläulich schimmernder, dann zunehmend schwärzlicher Farbsetzung durchgesetzt, dass die permanente Nacht zu einer ungewohnt kräftigen, sich für Größeres und Wichtigeres bereitmachenden Pointierung verleiht. Zubehör und Ausdruck des Filmes widersprechen der heutig gewohnten Überflüssig- und Überdrüssigkeit, schwelgen eben nicht dem großen Kunterbunt- oder kapitulieren vor dem Zeitgeistspektakel, sondern gehen in ihrer primitiven Weise den konträren, den anonymisierenden, bagatellisierenden, den getrieben altmodischen Weg.

Ausgenommen die Action, in diesem Fall das preiswert umsetzbare Martial Arts gleicht dieser Auffassung, stellt sie sich doch mit ihrem Auswuchs aus Effekten von Schnitten, dem Vortäuschen von Tatsachen, allerdings dennoch dem üblicherweise allgemeinen Schwächezustand entgegen. Denn auch wenn bei allerlei unpassenden Gelegenheiten das Handwerk schon gewohntermaßen mit Wirework zitiert wird, ist dies zumindest in ansehnlicher Weise und erläutender Hand- und Beinarbeit sowie der vollendeten Körperbeherrschung zumindest von Jiang Lu-xia und ihren Stuntmen als Gegner und sowohl leichtf(l)üßig und drängend und so relevant bis [im Vergleich zum Überbleibsel] schon geradezu fundamental gediehen. Einschläge der Kontrahenten in oder durch Glas, Mauerwerk oder lose umherstehendes Mobiliar sorgen für die gewisse dienstliche Dynamik der Scharmützel, verhärtet und verinnerlicht, die dem b-movie Flair dieser humanen Vorhölle die einzigen raren und auch nur augenblicklichen Erkenntnisse einhämmern.

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