Erneut wird das Original-Konzept von „Big Brother“ mit Horrorelementen vermengt, wie wir es von Streifen wie „House of Nine“, „Cube“ oder „Logic Room“ kennen. Klar, dass der deutsche Titel auch einige Anteile von „Saw“ suggerieren möchte, doch in erster Linie geht es um temporeiche Action, die wie Etappen eines Adventures wirken.
Das ergibt zwar ein weitestgehend sinnfreies und deutlich von genreähnlichen Filmen kopiertes Treiben, aber ein zuweilen recht spannungsgeladenes.
Zehn junge Schauspieler warten auf einem Parkplatz, bis sie von einem alten Mann mit Van aufgelesen werden. Auf einem fabrikartigen Gelände angekommen, macht eine verzerrte Stimme mit computergeneriertem Antlitz sogleich klar, worum es geht: Sektor A bis F müssen überwunden werden, es gibt drei Verfolger (die so genannten Henker) und nur eine Person kann die Show überleben, die via Internet-Stream zu verfolgen und auch zu beeinflussen ist…
Juan Carlos Vargas, der mit diesem Film sein Langzeit-Debüt feiert, schafft es, in weniger als 60 Sekunden die erste Nacktszene unterzubringen und deutet damit bereits sein Faible für weibliche Rundungen, energisch auftretende Frauen und Amazonen an, wobei letztere zu den Henkern gehört. Bei den zehn Teilnehmern handelt es sich zwar nur um schablonenhafte Charaktere, doch neben David und seiner biestigen Ex Emily wird man grundlegend fündig, wenn es um vage Sympathien und Abneigungen geht.
Entsprechend sind die jagenden Gegner wortlose Schlachter mit Konzentration aufs Wesentliche, - neben der Amazone mit Speer und Pfeil und Bogen, sind ein grobschlächtiger Clown und ein Wolfman in den Räumen anzutreffen, wobei man sich Letztgenannten als Typen an Kette vorstellen darf, der ab und an die Zähne fletscht und hurtig auf allen Vieren unterwegs ist.
Der besondere Reiz liegt allerdings am hohen Tempo und den vielen kleinen Gimmicks:
Da brennen sich Laser in die Haut, Speere schnellen in einem schmalen Gang hervor, eine Hängeleiter muss oberhalb eines überdimensionierten Fleischwolfs passiert und eine Falltür mit scharfer Klinge überwunden werden. Zwischenzeitlich streiten sich die Teilnehmer um diverse Immunitäts-Staturen, die dem jeweiligen Besitzer genau 15 Minuten Unversehrtheit garantieren, gleiches gilt für ein Spotlight, unter dem man für einen Moment nicht angegriffen wird. Zuletzt müssen die letzten Überlebenden gegeneinander antreten, obgleich die Chose im Sektor F noch nicht seinen Abschluss findet.
Neben einigen knapp bekleideten Damen gehört natürlich auch ein gewisses Maß an Blutvergießen dazu, wobei einige Effekte aus dem Computer stammen, besonders, wenn gleich ganze Körper geschreddert werden oder Leute Flammen fangen. Hinzu kommt ein abgetrennter Fuß, ein Speer durch den Rücken und eine Axt im Nacken. Explizite Gewaltdarstellungen werden ausgeklammert, da die Qualität der Effekte gerade mal brauchbares Niveau erreicht und Schauwerte eher auf anderer Ebene angepeilt werden.
Darstellerisch finden sich keine großen Leuchten, doch für feinsinnige Tiefen und theatralisches Posen bleibt ohnehin keine Zeit.
Demgegenüber bietet die Ausstattung der vielen Räume Abwechslung, Kamera und Schnitt sorgen für enorme Dynamik und am Ende machen einige Zweikämpfe mit allerlei Waffen Laune.
Dass die Auflösung keine sonderlichen Überraschungen parat hält und demnach einige vorhersehbare Elemente impliziert, schmälert den positiven Gesamteindruck kaum, denn wer sich auf diesen Stoff einlässt, begibt sich in ein vertrautes Terrain, bei dem die Betonung vor allem auf simple Überlebenstriebe gerichtet ist.
Insofern bietet „Jigsaw“ beileibe kein Neuland, doch wer diese Reduzierungsmaßnahmen einer Gruppe junger Leute in präparierten Räumen mag, dürfte hier definitiv fündig werden:
Nicht so blutig und fies wie „Saw“, mit weitaus weniger Psychologie als „House of Nine“, aber im Gesamtbild konstant unterhaltsam und phasenweise sehr spannend in Szene gesetzt.
7,5 von 10