Wer insbesondere oder ausschließlich auf Hochglanz Thriller oder überschaubar strukturierte und nachvollziehbare Filmhandlungen und Motive der Hauptdarsteller steht, und nicht gerne ohne Vorwarnung mit mega-realistischen Gewaltspitzen konfrontiert und am Ende des Films nach einem Mega-Storytwist mit einigen deutlichen Fragenzeichen hinterlassen wird, der sollte einen Bogen um KILL LIST machen.
Wer allerdings bereit ist, sich auf einen unberechenbaren und zynischen Genremix aus Drama, Thriller und Horror im Indielook einzulassen, gerne auch mal irritiert am Ende eines Films zurückgelassen wird und Regisseure wie Gaspar Noé oder auch Lars von Trier zu seinen Favorites zählt, der könnte mit KILL LIST eine echte Entdeckung machen.
Wer aber auch VÖLLIG ohne Vorinfo den Film genießen will sollte jetzt auch nicht weiterlesen. Obwohl die Highlights oder Überraschungseffekte hier auch nicht nur im geringsten angedeutet werden, ist völlige Ahnungslosigkeit noch die beste Methode von dem Film geflashed zu werden. KILL LIST (OHNE SPOILER!) beginnt als Familiendrama und Streit ist tägliches Brot zwischen Jay und seiner Frau Shel. Jay hat eine ungeahnte Vergangenheit in Kiew und aufgrund von Geldmangel tut er sich mit seinem Freund Gal zusammen um im Auftrag eines zwielichtigen Mannes 3 Menschen zu ermorden. Aber dies ist erst der Anfang einer Reise in ungeahnte und undurchsichtige Verwicklungen ........
Am Anfang entstehen durch die fast lapidare Hinführung zu den Figuren fast einige Längen. Das Tempo wird aber stets gesteigert und der Film greift interessante Elemente auf die die o.g. Regisseure auch teilweise einsetzen: holprige Jump-Cuts, scheinbar asynchroner Ton/Bildeinsatz und dazwischen auch noch die von u.a. Gaspar Noé in ähnlichem Kontext gesetzten schwarzen Bildtafeln mit Kapitelüberschriften. Eine Gewaltszene erinnert sogar fatal an IRREVERSIBLE von Noé.
Bis in die letzte Szene setzt der völlig ernst gehaltene Film mit atonaler atmosphärischer Musik auf Überraschung, Schock und Verwirrung und schafft es auch dieses dunkle Potpourri zu hinterlassen. Auch wenn man alle Einzelkomponenten schon einmal gesehen hat und teils bekannte Zitate anderer Genrewerke vorhanden sind ist KILL LIST ein angenehm fieses Film-Biest mit Garantie auf einen Platz im oberen Drittel der Feel-Bad-Movies Hitparade.
7,5/10 Schnittwunden....äh,....Punkten