Review

Schleichend und tödlich!

Nach dem meisterhaften "House of the Devil" waren meine Erwartungen bei der ersten Begegnung mit "The Innkeepers" wohl etwas zu hoch. Außerdem war es draußen taghell und ich nicht wirklich in Schauerstimmung. Daher erwischten wir beide uns vollkommen auf dem falschen Fuß. Doch dieses Mal sollte alles anders sein und jeder Film hat zumindest eine zweite Chance verdient, erst recht einer von Ti West. Auch beim zweiten Durchlauf hat es bei weitem nicht für die schwindelerregenden Höhen des Teufelshauses gereicht, doch das hatte ich nun auch gar nicht erwartet und bekam zumindest einen andersartigen, sehr charmanten und spannenden Grusler, auf den ich mich endlich einlassen konnte.

Das Hotel an der Straßenkreuzung - so hätte ihn wohl Fulci (dem im Finale Tribut gezollt wird) genannt und mit wesentlich mehr Blut und Gedärmen überzogen. Aber auch nahezu blutleer funktioniert Ti Wests geerdete Geisterrikscha über zwei Angestellte in einem Hotel mit Spuklegende hervorragend. In der richtigen Stimmung natürlich. Denn er könnte sich kaum konträrer zu den aktuellen, blumhouse'igen Sehgewohnheiten verhalten. Er ist zahm, ruhig, oldschool und kräftig atmosphärisch. Er verbindet Klassik mit Moderne und ist eine weitere eindrucksvolle Kerbe in Ti Wests Resümee. Die zwei Protagonisten sind herrlich normal und genau dadurch ziemlich sympathisch. Manchmal nervig und nicht fehlerlos, aber das unterstreicht Sympathie und Realismus noch ein Stück mehr. Die Soundkulisse ist nuanciert und wenn es dann gegen Ende mal knallt, dann mit bleibenden Eindruck. Ti West ist ein Tantra-Regisseur - ein Meister im Hinauszögern.

Fazit: nicht ganz Ti West in Höchstform, aber dennoch ein erfrischender Geister-Grusler, der dem Mainstream, Erwartungen und Jump Scares gehörig den Mittelfinger zeigt und wirklich sympathisch die Gänsehaut aufstellen kann... man braucht nur etwas Geduld!

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