Es ist schon erstaunlich. In Zeiten des Fast-Food-Horrors, der uns Blut und Gedärme im Sekundentakt liefert und seine Atmosphäre aus Panik, schnellen Schnitten und dröhnender Musik bezieht, wird ein ruhiger Vertreter, ein sogenannter "Old-School-Horror", immer gemischt aufgenommen. Für die einen pure Langweile, für die anderen die Rückkehr zur Form; klassisches Gruseln, bei man im Dunkeln hockt, die Beine anzieht und schneller atmet.
"Innkeepers" (den typischen deutschen Untertitel "Hotel des Schreckens" lassen wir mal unbeachtet) möchte nun gern so ein Film sein. Da wird die unheimliche Stimmung gefeiert, Fans alter Gruselwerke sollen sofort zuschlagen, ein Eli Roth ist der Meinung, einen der besten Horrorfilme gesehen zu haben.
Kann ich das unterschreiben? Nein.
Natürlich kann man Regisseur Ti West für sein Vorhaben loben, einen Schulterklopfer für das Ergebnis hat er sich aber nicht verdient. "Innkeepers" setzt von Minute Null an auf Nostalgie, packt seine Story in drei Kapitel samt Epilog, hat mit seinem durchaus atmosphärischen Hotel einen guten Joker in seinem Blatt. Nun ist Ti West aber kein guter Spieler, und seine restliche Hand sieht dürftig aus; Hauptdarstellerin Sara Paxton ist stets auf Valium, ihr Kollege Pat Healy weiß absolut nichts mit seiner Rolle des Verlierers anzufangen, was wiederum dem verwirrenden Drehbuch geschuldet ist. Ferner haben wir noch eine undankbare Rolle für "Top Gun"-Kelly McGillis, Schockmomente, die man an einer halben Hand abzählen kann und den Hauch des Gewollten, der sich über die ganze Produktion legt wie unangenehmer Dunst.
Vermeintliche Freunde alter Horrorfilme, die sich hier begeistert zeigen, haben wohl noch nie einen alten Horrorfilm gesehen. Drohende Musik sucht man vergebens, stattdessen darf man sich in ruhigen, mehr oder minder lustigen Sequenzen auf einen Score freuen, der aus einem Familienfilm geklaut zu sein scheint, ehe sich die letzte Viertelstunde doch noch auf althergebrachtes Kreischen und Dröhnen besinnt. Die Schockmomente werden zumeist mit einer Kamerafahrt von gefühlten zehn Minuten eingeleitet; wenn man dann das Glück einer Pointe hat und sie nicht schon aus dem Trailer kennt (Beispiel: Lärmende Klaviertaste), handelt es sich um Geisterjäger Luke, der gerade von der Toilette kommt oder Hobbyschauspielerin Claire, die zwecks Streich das Gespenst unter dem Laken gibt. Seine guten Szenen (in Zahlen: drei) setzt West entweder erst zum Schluss ein oder das wilde, beinahe peinliche Grimassieren von Paxton verhindert den richtigen Effekt auf den Zuschauer.
"Innkeepers" köchelt achtzig Minuten auf Sparflamme, ehe er aufwacht und - halbwegs geschickt, halbwegs banal - mit Horror um sich wirft. Er will Gruselfilm sein, altmodisch, unberechenbar, stilvoll. Ja, wenn man sich das Ganze bei völliger Dunkelheit anschaut und leicht erschreckbar ist, läuft hier und da vielleicht ein einsamer Schauer über den Rücken - aber man darf als Regisseur nicht auf genau dieses Szenario hoffen. Ti West's Werk krankt an langwieriger Langeweile, verpackt im vermeintlich Unheimlichen; er klärt kaum eine Frage, nur um uns in einem lachhaften "Epilog" neben einer nichtssagenden Unterhaltung ("Niemand konnte es verhindern") eine zufallende Tür als Schlussgag zu präsentieren. Das Drehbuch malt seine Charaktere zwar nicht in den bekannten Farben, schafft aber das Kunststück, dass uns niemand zu keiner Zeit halbwegs sympathisch ist.
"Innkeepers" zeigt uns nur, wie die abgestumpfte "Hostel"-Gemeinde (und auch Eli Roth, wie oben beschrieben) selbst langweiligen Möchtegern-Grusel als DEN Grusel rühmt.