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Was waren die 90er doch für eine schöne Zeit um groß zu werden. Die großen Sorgen der 80er (Kalter Krieg, Tschernobyl, RAF und Synthiepop) waren endlich passé – nun konnte man das Leben endlich genießen. Im Jahr 1992 war ich also 9 Jahre alt. Ein Alter in dem man langsam aber sicher die Vorzüge von Eurodance, Super Nintendo und Ghettoblastern zu schätzen wusste. Möglich, dass man genau in dieser Zeit seine „wichtigsten“ Erfahrungen machen musste, um „Detention“ etwas abzugewinnen. Und wenn Sie jetzt denken „Kriss Kross“ sei ein Knabbergebäck und Flanellhemden nur etwas für lesbische Bauarbeiterinnen, dann sollten Sie diesen Film eventuell meiden.

Aber alles der Reihe nach: Worum geht es eigentlich in diesem Film? Riley befindet sich im letzten Highschooljahr und mittlerweile ist es zu spät die Mitschüler vom Gegenteil zu überzeugen – sie ist der größte Loser in der Geschichte ihrer Schule (wenn da nicht dieses Mädchen wäre, das 1992 dem Schulmaskottchen, einem ausgestopften Bären, einen geblasen hat). Umso schlimmer, dass sie hoffnungslos in ihren „coolen“ Kumpel Clapton  verknallt ist. Und als ob das nicht genug wäre treibt auch noch ein Killer sein Unwesen auf dem Schulhof. Da hier nur noch disziplinarische Maßnahmen Abhilfe schaffen können, verdonnert der Rektor der Schule Riley und einige ihrer Mitschüler zum Nachsitzen statt Abschlussball. Doch was, wenn der wahre Killer nun einer der Breakfast Club-Mitglieder ist? Und warum sondert das Sportass der Schule dauernd Schleim ab? Stimmt es wirklich, dass Amerikaner Hühnchen hassen und Veganer die schlimmsten Killer unseres Planeten sind? Und wie kommt es, dass ein durch die Galaxien gereistes Raubtier in den 90ern die Welt rettet?

Wem zumindest die letzten drei Fragen ein wenig seltsam vorkommen mögen, nun … der täuscht sich nicht. Auch wenn schon in den ersten fünf Minuten klar wird, dass „Detention“ kein Film wie jeder andere ist, wird man wohl kaum auf die unerwarteten, ungewöhnlichen und auch unsinnigen Storyauswüchse der nächsten 90 Minuten gefasst sein. Riecht nämlich der Anfang noch deutlich nach dem spanischen „Sexykiller“, „Scream“ oder gar „Scary Movie“, läuft das Drehbuch spätestens nach 10 Minuten völlig aus dem Ruder. Und im Gegensatz zu vielen Rezensenten meine ich das keineswegs negativ.

Detention“ ist im besten Sinne eine Hommage an das prägendste Jahrzehnt meines Lebens, und das, obwohl er nicht mal wirklich in den 90ern spielt. Die atemlose Erzählweise muss man einfach gut finden, wenn man mit BRAVO, Floppydisc, Haddaway und Gameboy-Kamera-Werbung („Plötzlich hast Du ´ne Rieeesennase…“) aufgewachsen ist. Hier gibt es die volle Breitseite an Hyperaktivität. Langeweile kommt unter Garantie nicht auf – auch wenn der ein oder andere überfordert sein dürfte. Alle anderen erfreuen sich an dem wohl zitatenreichsten Film den ich je gesehen habe (und ich wette gerade mal 1/3 der Anspielungen bemerkt zu haben). Und jedes Mal wenn man denkt, es kommt nicht mehr seltsamer, legt Regisseur Joseph Kahn nochmal eine extra große Schippe drauf. Dementsprechend schwer ist es dann auch, den Film einem Genre unterzuordnen, denn hier werden nicht nur alle erfolgreichen Filmgenres der 90er (Bodyswitchkomödien, Slasher oder Tennieklamotten) sondern auch der Nullerjahre verbraten. Wer hier einen stringenten roten Faden vermutet hat, ist selbst Schuld.

Doch im Gegensatz zu etwa „Cabin in the Woods“, der zwar amüsant aber auch nicht frei von Längen war, ist hier zwar anstrengender aber eben bis zum Ende durchgehender Spaß geboten (inkl. Ron Jeremy-Gastauftritt im Film-im-Film-im-Film und einigen durchaus blutigen Effekten). Und das ist vielleicht das wirklich Beeindruckende an „Detention“. Einen stylischen Anfang haben viele, aber spätestens im letzten Drittel geht den meisten Filmen die Puste aus. Dann wird sich doch wieder auf die Handlung besonnen und der Film rutsch von Konventionell meist auch noch in die pure Langeweile oder Vorhersehbarkeit („Tucker & Dale vs. Evil“ oder besagter „Sexykiller“, der zumindest ansatzweise darauf hindeutet in welche Richtung „Detention“ geht), aber hier wird selbst in der Schlussminute noch mit durchgedrücktem Gaspedal gefahren.

Dass dies Manchem zu viel sein dürfte ist verständlich, doch selbst dann muss man den Hut ziehen vor der visuellen Umsetzung. Die, gerade einmal, 10 Millionen – zum großen Teil von Kahn selbst aufgebracht – sieht man dem Film nie an. Zu professionell, zu aufwendig – selbst in seinen Trashmomenten (und davon gibt es tausende) wirkt der Film. Und wer danach mal eine Pause braucht, möge sich doch bitte „Odyssee 2001“ oder ähnliches ansehen um wieder „runterzukommen“.

So oder so sind die gerade einmal 5 Punkte Gesamtbewertung eine Frechheit und „Detention“ einer meist unterschätzten Filme, die mir jemals unter die Augen kamen.

Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn sie die 90er mochten.

Ganz klare Empfehlung (zumal für Mehrfachsichtung defintiv geeignet).

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