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Real Steel – ein Boxfilm mit Robotern, teilbasierend auf der 1956er Kurzgeschichte Steel von Richard Matheson, welche bereits in den 60ern als Episode der Twilight Zone verfilmt wurde. Und es hat so etwas von dem guten alten “alles ist besser mit…”-Prinzip. Tatsächlich laufen aus heutiger Sicht hier gleich Fäden aus mehreren Stallone-Filmen nebeneinander. Wird das Rocky-Schema doch eher später über den Karriereweg des fernbedienten Kampfroboters Atom verbraten, der als Underdog in einem Titelkampf eben gegen einen Zeus antritt, anstelle eines Apollo, so gibt Hugh Jackmann als Ex-Boxer Charlie Kenton doch erstmal das egozentrische Arschloch in einem Over the Top-Plot.

Wie, die Frau ist gestorben? Oh. Ach einen Sohn hat er noch? Ist der auch tot? Gefühle scheinen keine große Rolle im Leben des Losers zu spielen, der es mal im Ring fast geschafft hätte und der mit seinem ungestühmen Willen nun im Jahre 2020 mit einem Truck umherzieht und einen Kampfroboter nach dem nächsten verheizt. Denn der große Sport in Real Steel sind nun Roboterkämpfe, nicht vergleichbar mit den Rock’em Sock’em Robots aus den 60ern oder den winzigen Nerdkampfmaschinen unserer Jetzt-Zeit. Es sind Kämpfe ausgerichtet auf totale Zerstörung.
In Geldnot tut sich Charlie nicht schwer, das Sorgerecht für seinen Sohn Max (Dakota Goyo) an wohlhabende Paten zu verkaufen. Er hat sich nie für seinen Sproß interessiert, doch weil der Deal zu Gunsten des Real Steel-Scriptes dessen Beaufsichtigung während der anstehenden Urlaubsreise von Charlies Schwägerin und dessen Gatten beinhaltet, hat er den Nervbolzen nun an der Hacke. Gut, der steht auf Roboter. Gut, er muß unbedingt zum nächsten Undergroundkampf mitkommen. Gut er hat Recht gehabt und der Hauptkampf ist vielleicht nicht die Lösung gewesen, um als Sieger nach Hause zu gehen.

Max ist manchmal ein bisschen zu fresh als Naseweiß, doch für einen von Steven Spielberg exekutiv produzierten Film sind seine Aktionen weitestgehend vorhersehbar. In einem Zwist auf dem Schrottplatz stürzt Max quasi dem Sparring-Bot Atom in die Arme. Dies wird sein Schützling und er baut eine Emotion zu der Maschine auf, nicht wirklich, weil diese menschliche Reaktionen zeigt, sondern weil die Shadowing-Funktion, also die Nachahmung von Bewegungen, ein simpler psychologischer Trick ist, um dem Gegenüber näher zu kommen.
Genau dieser Trick findet in Real Steel nun Anwendung auf die Beziehung zwischen Vater und Sohn. Ganz der Erzeuger legt Max ein unbändiges Feuer an den Tag. Nur gegenseitig können sie sich in Zaum, in der Bahn und somit im Ring halten. Plötzlich gibt es eine Grundlage für ein Miteinander.
Blendet man die toll dargestellten Effekte einmal aus, so erzählt Real Steel eine sehr ursprüngliche Geschichte und ist damit für einen Kinoabend lang durchaus unterhaltsam. Was fehlt ist die Feinabstimmung zwischen den unterschiedlichen Emotionen.

Es stellt sich die Frage, ob Regisseur Shawn Levy, der einst als Schauspieler im trashigen Zombie Nightmare debütierte, hierfür allein zur Verantwortung gezogen werden kann. Zum einen geht es nämlich um Szenen, die man im finalen Schnitt als überflüssige Erklärung im mit 126 Minuten etwas zu langen Epos Real Steel hätte kürzen müssen. Zum anderen geht es jedoch auch darum, mehr zu bieten, als knuffige Tanzszenen mit dem Kind und einen aus der Reserve gelockten Boxer, dessen Kenntnisse die unterschätzte Kampfmaschine zum respektablen Gegner machen.
Eine obligatorische Lovestory wird in Real Steel ungeschickt in den falschen Momenten hervorgeholt, um schließlich mehr Relativierung einer erzählten Hintergrundgeschichte oder Bindeglied zwischen einzelnen Szenen zu sein. Nebenfiguren werden nach Gusto in Szenen geschubst, um spontaner Initialzünder oder Pointe am Rande zu bleiben. Ausgerechnet der Endgegener Zeus wirkt nicht wie der beeindruckendste, alleszerschmetternde Bot. Besonders die etwas konfuse Organisation hinter der so allmächtigen Blechramme wird zwar schmierig, jedoch ungewöhnlich blass im Detail dargestellt. Dies ist sehr schade, weil entgegen anderer, einfacher gestrickteren Exzentrikern von Real Steel einfach höherer Erklärungsbedarf bestanden hätte.

Wo Real Steel an den meisten Stellen mit unterschiedlichen Musikstilen paßgenau glänzt, ist es nun gerade der Abspann, der abgesehen von der vielleicht sogar überflüssigen, vorgeschobenen Erzähl-Bremse, mit sehr banalem Hip Hop nicht das auftreibende Siegesgefühl aufnimmt. Die danach folgende Reprise des Themas wäre weitaus adäquater gewesen, den Zuschauer mit diesem federnden Gang einer erfolgreich geschlagenen Schlacht aus dem Saal zu entlassen. Leider ist an dieser Stelle der gewöhnliche Kinobesucher bereits getürmt. Dieser Umstand ist letztlich bezeichnend für das ambitionierte Projekt, welches gut gemeint, jedoch nicht feinfühlig durchdacht die Größe der einleitenden, verheissungsvollen Kamerafahrt nicht erreicht und somit weniger zu einem zweiten Besuch einläd. Alte Themen mit Robotern neu aufgelegt sind leider wohl zu rostanfällig, um für die Ewigkeit geschaffen zu sein.

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